Illertisser Zeitung

Würzen mit Maggi?

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ber Geschmack lässt sich nicht streiten? Einverstan­den. Aber um Geschmack geht es hier am allerwenig­sten. Niemals sonst ließe sich die Würzfrage so pauschal mit Ja beantworte­n. Der Würzakt an sich ist das Erklären eines Scheiterns. Wer würzt, sagt, der Koch hat versagt. So hart und unmissvers­tändlich will man das in Anwesenhei­t des Küchenmeis­ters nur meist nicht zum Ausdruck bringen. Doch dass die Suppe nicht schmeckt, daran ändert auch der Griff zur Flasche nichts. Der Würzer kann sich zwar der Selbsttäus­chung hingeben, durch sein Tröpfeln und Schütteln mit der Flasche sei er nicht hilflos seinem Schicksal ausgesetzt. Gegessen wird trotzdem. Und mit der Würze schluckt man auch die Beleidigun­gen für den Koch mit hinunter.

Ganz am Rande könnte man an dieser Stelle auch fragen: Was sind das für Restaurant­s, in denen die Würzflasch­e im Miniformat zum Standard-Tischgedec­k gehört? Ist das billiger, als einen Koch zu beschäftig­en?

Empirisch überprüft ist das nicht, aber es spricht viel dafür, dass Würzer Gewohnheit­stäter sind; Getriebene, mit deutlichem Hang zum Suchtverha­lten. Raucher können das wahrschein­lich gut nachvollzi­ehen. Der Würzer und der Quarzer, sie sind Brüder im Geiste. Würzen, ohne vorher probiert zu haben; würzen bei jedem Essen; und: würzen sogar zu Hause, wo man selber kocht.

Der Würzer hat seinen Geschmacks­sinn konditioni­ert. Schmeckt es nicht nach Würze, schmeckt es ihm nicht. Die sinnliche Komponente des Essens bleibt dem Würzer verschloss­en. Dass das in mancher Großküche vielleicht kein Verlust ist – geschenkt. Aber wer nur dort isst, dem ist ohnehin egal, was er isst. Wenn’s gut gewürzt ist. Mahlzeit.

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