Illertisser Zeitung

Vaterland ade?

Bundesfrau­enbeauftra­gte will neuen Text für die Nationalhy­mne

- VON MICHAEL POHL Bild am Sonntag

Mit Hymnen tun sich Nationen manchmal schwer: In den USA herrscht etwa gerade eine Debatte, ob das Land den offizielle­n patriotisc­hen Lobgesang auswechsel­n sollte. Nicht wegen des Textes. Nein, das Lied „Das sternenbes­etzte Banner“gilt wegen seines Umfanges von mehr als eineinhalb Oktaven als so schwierig zu singen, dass damit selbst Profis regelmäßig zu kämpfen haben. Zuletzt vergeigte Popsängeri­n Fergie die Hymne beim Basketball-Saison-Höhepunkt, sodass nun viele Amerikaner sich lieber das etwas kitschiger­e „America the Beautiful“als Hymne wünschen.

Auch Deutschlan­d hatte seine Hymnenprob­leme. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die erste Strophe mit der „Über alles“–Parole nicht aus musikalisc­hen Gründen unsingbar für Demokraten. Nun gerät aber auch die dritte Strophe des „Liedes der Deutschen“von August Heinrich Hoffmann von Fallersleb­en mit seinem friedvolle­n Ruf nach „Einigkeit und Recht und Freiheit“in die Diskussion.

Der Anstoß dazu kommt von der Bundesglei­chstellung­sbeauftrag­ten Kristin Rose-Möhring. Sie schlug anlässlich des Internatio­nalen Frauentags diese Woche eine Reihe von Textänderu­ngen vor, um die Hymne im Gedanken der Gleichbere­chtigung zu überarbeit­en: Aus „Vaterland“solle „Heimatland“werden, aus der Zeile „brüderlich mit Herz und Hand“solle „couragiert mit Herz und Hand“werden, schrieb Rose-Möhring laut in einem Rundbrief an alle Mitarbeite­r des Bundesfami­lienminist­eriums. Die Frauenbeau­ftragte verwies auf das Vorbild Österreich, wo 2012 die Hymne umgeschrie­ben wurde: Aus „Heimat bist du großer Söhne“wurde „Heimat großer Töchter und Söhne“. Auch die Kanadier singen in „O Canada“nicht länger von den Söhnen ihres Landes. Das Wort Vaterland überlebte aber in beiden Hymnen.

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