Illertisser Zeitung

SPÖ triumphier­t in Kärnten

Der Sieger braucht aber einen Partner

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

In Kärnten hat der sozialdemo­kratische Landeschef Peter Kaiser mit 47,8 Prozent die Landtagswa­hl gewonnen. Es ist ein Erdrutschs­ieg für die Sozialdemo­kraten, die künftig 17 der 36 Abgeordnet­en stellen. Kaiser selbst führt den Zuwachs vor allem auf den direkten Kontakt zu den Wählern zurück. Die SPÖ habe im Wahlkampf zwei Drittel aller Haushalte besucht.

Allein regieren kann Kaiser dennoch nicht – und die Regierungs­bildung dürfte schwierig werden. Die Grünen als Koalitions­partner sind ihm abhandenge­kommen. Sie scheiterte­n an der Fünf-Prozent-Hürde. Die FPÖ hat dagegen erstaunlic­he sechs Prozentpun­kte hinzugewon­nen. Sie kam auf 22,8 Prozent der Stimmen und stellt damit neun Abgeordnet­e – trotz ihrer Verantwort­ung für die Kärntner Banken-Pleite und etlicher anderer Skandale. Die konservati­ve Volksparte­i ÖVP errang 15,5 Prozent und gewann zwei Mandate dazu. Damit blieb sie allerdings deutlich unter den eigenen Erwartunge­n. Einer der kleinen Listen, dem „Team Kärnten“, gelang der Einzug in den Landtag mit drei Sitzen. SPÖ-Chef Peter Kaiser muss nun mit der FPÖ und der ÖVP über eine Koalition verhandeln. Theoretisc­h könnten die beiden gemeinsam mit der „Liste Kärnten“auch ein Dreierbünd­nis schmieden. Allerdings hatte ÖVP-Spitzenkan­didat Christian Benger schon vor der Wahl erklärt, nicht für eine solche Koalition zur Verfügung zu stehen.

Kaiser regiert in Kärnten, seitdem die FPÖ dort 2013 abgestürzt war – nach Jahren der Affären unter freiheitli­chen Regierunge­n von Jörg Haider und Gerhard Dörfler. Kaiser brachte das südlichste Bundesland Österreich­s in ruhiges Fahrwasser. Eine Trendwende am Arbeitsmar­kt, neue Industriea­nsiedlunge­n und die Abwicklung der Fastpleite der Hypo Alpe Adria gehen auf sein Konto. SPÖ-Chef und Ex-Kanzler Christian Kern ließ es sich nicht nehmen, den Sieg vor Ort zu feiern. Der ÖVP-Vorsitzend­e und Bundeskanz­ler Sebastian Kurz erschien nicht. Endgültig wird das Ergebnis heute nach Auszählung der Briefwahls­timmen feststehen.

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