Ausgerechnet in Nürnberg
Die Fürther feiern ihren ersten Auswärtssieg der Saison im Franken-Derby
Dass die Fans der SpVgg Greuther Fürth im Max-MorlockStadion feiern, ist nicht unbedingt etwas Neues. Der 2:0-Erfolg der Kleeblätter war wettbewerbsübergreifend bereits der vierte Auswärtssieg der Fürther bei einem Franken-Derby in diesem Jahrzehnt. Nur war die Fallhöhe für den 1. FC Nürnberg selten so hoch gewesen wie an diesem Samstag. Der Zweitliga-Tabellenführer verlor gegen den Abstiegskandidaten – und das vor mit 47489 Zuschauern fast ausverkauftem Haus. Dabei hatte Trainer Michael Köllner tags zuvor noch getönt, genau vor solchen Kulissen sei seine Mannschaft „brutal stark“.
Das Gegenteil war der Fall. Nach einer ausgeglichenen, zunehmend langweiligen ersten Hälfte setzte Greuther Fürth überraschend den ersten Streich. Wie Stürmer Khaled Narey den Flankenball von Maximilian Wittek gegen Eduard Löwen behauptete, um den Ball dann aus der Drehung akrobatisch zum 0:1 ins Nürnberger Toreck zu setzen (49.), sorgte ganz kurz für verblüffte Stille im Stadion. Dann jubelten die nur 2700 Fans der Fürther.
„Khaled ist durch seine Geschmeidigkeit jederzeit in der Lage, so ein schönes Tor zu machen. Aber wenn er das öfter machen würde, wäre er nicht lange bei uns“, grinste Fürths Trainer Damir Buric. Der Club reagierte erst panisch, dann zunehmend ratlos. Fürth hätte vor allem durch den nach famoser Narey-Vorarbeit frei stehenden Roberto Hilbert die Partie frühzeitig entscheiden können. Doch der ExNationalspieler donnerte den Ball in die Wolken (64.). So blieb es dem eingewechselten Daniel Steininger vorbehalten, die Partie mit seinem Kontertor in der ersten Minute der Nachspielzeit zu entscheiden.
Den ersten Auswärtssieg der Saison ausgerechnet in Nürnberg geschafft zu haben, sei ein Stück Fußball-Geschichte, sagte Buric. Er zollte seiner Mannschaft Respekt. Gerade durch die Siege der Konkurrenten Kaiserslautern und Darmstadt am Vorabend sei der Druck „unglaublich groß“gewesen. Man muss keiner dieser notorisch pessimistischen Club-Fans sein, um die ersten Anzeichen einer Krise zu erkennen. Die Mannschaft wirkt gehemmt, als hätte sie erkannt, dass sie im letzten Saisonviertel noch alles verlieren kann.
Im Umfeld des Spiels kam es zu mehreren Festnahmen. Einsatzkräfte mussten an mehreren Orten rund um das Stadion Fans beruhigen, wie die Polizei mitteilte. Demnach gab es nach dem Abpfiff hinter der Nordkurve Rangeleien zwischen dem Ordnungsdienst und Anhängern der Heimmannschaft. Ein Ordner wurde verletzt und kam ins Krankenhaus. Ebenso ein Polizist – er erlitt ein Knalltrauma, als neben ihm ein Böller explodierte. Am Südausgang provozierten Vertreter beider Fanlager sich gegenseitig: Es gab Schiebereien und mehrere Festnahmen.