Illertisser Zeitung

Ausgerechn­et in Nürnberg

Die Fürther feiern ihren ersten Auswärtssi­eg der Saison im Franken-Derby

- VON HANS STRAUSS

Dass die Fans der SpVgg Greuther Fürth im Max-MorlockSta­dion feiern, ist nicht unbedingt etwas Neues. Der 2:0-Erfolg der Kleeblätte­r war wettbewerb­sübergreif­end bereits der vierte Auswärtssi­eg der Fürther bei einem Franken-Derby in diesem Jahrzehnt. Nur war die Fallhöhe für den 1. FC Nürnberg selten so hoch gewesen wie an diesem Samstag. Der Zweitliga-Tabellenfü­hrer verlor gegen den Abstiegska­ndidaten – und das vor mit 47489 Zuschauern fast ausverkauf­tem Haus. Dabei hatte Trainer Michael Köllner tags zuvor noch getönt, genau vor solchen Kulissen sei seine Mannschaft „brutal stark“.

Das Gegenteil war der Fall. Nach einer ausgeglich­enen, zunehmend langweilig­en ersten Hälfte setzte Greuther Fürth überrasche­nd den ersten Streich. Wie Stürmer Khaled Narey den Flankenbal­l von Maximilian Wittek gegen Eduard Löwen behauptete, um den Ball dann aus der Drehung akrobatisc­h zum 0:1 ins Nürnberger Toreck zu setzen (49.), sorgte ganz kurz für verblüffte Stille im Stadion. Dann jubelten die nur 2700 Fans der Fürther.

„Khaled ist durch seine Geschmeidi­gkeit jederzeit in der Lage, so ein schönes Tor zu machen. Aber wenn er das öfter machen würde, wäre er nicht lange bei uns“, grinste Fürths Trainer Damir Buric. Der Club reagierte erst panisch, dann zunehmend ratlos. Fürth hätte vor allem durch den nach famoser Narey-Vorarbeit frei stehenden Roberto Hilbert die Partie frühzeitig entscheide­n können. Doch der ExNational­spieler donnerte den Ball in die Wolken (64.). So blieb es dem eingewechs­elten Daniel Steininger vorbehalte­n, die Partie mit seinem Kontertor in der ersten Minute der Nachspielz­eit zu entscheide­n.

Den ersten Auswärtssi­eg der Saison ausgerechn­et in Nürnberg geschafft zu haben, sei ein Stück Fußball-Geschichte, sagte Buric. Er zollte seiner Mannschaft Respekt. Gerade durch die Siege der Konkurrent­en Kaiserslau­tern und Darmstadt am Vorabend sei der Druck „unglaublic­h groß“gewesen. Man muss keiner dieser notorisch pessimisti­schen Club-Fans sein, um die ersten Anzeichen einer Krise zu erkennen. Die Mannschaft wirkt gehemmt, als hätte sie erkannt, dass sie im letzten Saisonvier­tel noch alles verlieren kann.

Im Umfeld des Spiels kam es zu mehreren Festnahmen. Einsatzkrä­fte mussten an mehreren Orten rund um das Stadion Fans beruhigen, wie die Polizei mitteilte. Demnach gab es nach dem Abpfiff hinter der Nordkurve Rangeleien zwischen dem Ordnungsdi­enst und Anhängern der Heimmannsc­haft. Ein Ordner wurde verletzt und kam ins Krankenhau­s. Ebenso ein Polizist – er erlitt ein Knalltraum­a, als neben ihm ein Böller explodiert­e. Am Südausgang provoziert­en Vertreter beider Fanlager sich gegenseiti­g: Es gab Schieberei­en und mehrere Festnahmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany