Illertisser Zeitung

Wenn der „Fleckerlte­ppich“reicht

Noch sind die umstritten­en Beiträge nicht abgeschaff­t. Manche setzen auf kleinere Ausbesseru­ngen – so wie in Bellenberg

- VON REGINA LANGHANS

Dass Straßenaus­bau Bürger teuer zu stehen kommen kann, ist in Bayern in aller Munde: Weil die Rechnungen bei Anwohnern meist für Ärger sorgen, beschäftig­t sich auch die Politik damit – die CSU will die umstritten­en Beiträge („Strabs“) abschaffen und die Freien Wähler haben ein Volksbegeh­ren gestartet. Um das alles es ging nun in Bellenberg bei einer Versammlun­g im Sängerheim. Landtagsab­geordneter Bernhard Pohl (Freie Wähler) informiert­e.

Konkret war in Bellenberg zuletzt die Werkstraße in den Fokus gerückt. Dort hatten die Anlieger ein Ausbauange­bot der Gemeinde abgelehnt: Wie Bürgermeis­terin Simone Vogt-Keller auf Nachfrage sagte, seien die Anwohner nach dem Erschließe­n von Neubauwohn­ungen mit den geflickten Teerbeläge­n zufrieden gewesen.

Pohl berichtete über die Initiative seiner Partei. Und darüber, wie seiner Meinung nach Straßenaus­bau vom Staat übernommen werden könnte, damit „Bürger nicht dafür zahlen, was ihnen nicht gehört“. Das Finanzieru­ngsmodell: Jährlich würden Bayerns Bürger 60 bis 65 Millionen Euro an Straßenaus­baubeiträg­en zahlen, die künftig aus dem öffentlich­en Topf mit Einnahmen aus der Kraftfahrz­eugsteuer beglichen werden sollten. Im Sinne eines geordneten Übergangs von der alten zur neuen Finanzieru­ngsweise schlägt Pohl eine Rückgabe der von Bürgern gezahlten Beiträge ab einem Stichtag vor: „Meiner Meinung nach sollte die Refinanzie­rung ab dem 31. Dezember 2013 erfolgen“, so Pohl. Dafür müsste der öffentlich­e Topf heuer um etwa 300 Millionen Euro aufgestock­t werden.

Der Bellenberg­er Gemeindera­t Dieter Heidl, der als Ortsvorsit­zender das Treffen veranstalt­et hat, fragte, nach welchen Kriterien der Staat zuzahlen würde – da im Ratsgremiu­m oft über unterschie­dliche Straßenaus­führungen abgestimmt werde. Pohl sagte, bezuschuss­t würden einfache Ausbaustan­dards, die es festzulege­n gelte. Besonderhe­iten sollten Kommunen selbst tragen.

Parteikoll­ege Wolfgang Schrapp erklärte, Bürger seien oft mit dem Ausbessern der Straße zufrieden, weil sie dadurch sparen könnten. Dritter Bürgermeis­ter Norbert Frank (CSU) sah die zwei Seiten der angepeilte­n Gesetzesno­velle: „Als Bürger befürworte ich die Abschaffun­g, als Gemeindeve­rtreter muss ich wissen, wie die nötigen Maßnahmen zu finanziere­n sind.“Der Abgeordnet­e versichert­e, keine Kommune werde schlechter dastehen als zuvor. Er hoffe, dass der Freistaat die Beiträge unbürokrat­isch zurückzahl­en werde.

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Foto: Regina Langhans Anwohner der Werkstraße in Bellenberg stören sich nicht am „Fleckerlte­ppich“in ih rer Straße – einen Ausbau wollten sie nicht, hieß es.

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