Illertissen lässt Ökostrom abblitzen
Was hinter der Entscheidung steckt
Die Stadt setzt in den kommenden Jahren auf Normalstrom: Das hat der Stadtrat kürzlich mehrheitlich beschlossen. 2020, 2021 und 2022 wird Illertissen Energie aus einem Mix von Quellen beziehen. Zur Auswahl stand auch Ökostrom mit und ohne Neuanlagenquote. Der wäre jedoch teurer gewesen. Das gesparte Geld wolle man vor Ort in Projekte zur nachhaltigen Stromerzeugung stecken, hieß es. Zum Beispiel in eine Solaranlage auf dem Dach des Feuerwehrhauses.
Diese Vorgehensweise fand nicht nur Fürsprecher: „Ich fasse es nicht“, kommentierte Rätin Helga Sonntag (ÖDP/AB/Grüne). Wenn man ökologisch zeitgemäß handeln wolle, führe kein Weg am Ökostrom vorbei – und zwar mit einer Neuanlagenquote. Diese stelle sicher, dass das Geld in den Ausbau der Nutzung von erneuerbaren Energiequellen fließe. Stattdessen setzte die Stadt auf Strom, der auch aus Kohle gewonnen sein könnte. Sonntag: „Ich fasse es nicht.“
Andere Ratskollegen beurteilten das nüchterner: Beim Normalstrom sei auch Ökostrom enthalten, sagte Bürgermeister Jürgen Eisen (CSU). Und Ansgar Bauer (Freie Wähler) bemerkte, im Umspannwerk in Vöhringen kämen Strom aus dem Atomkraftwerk Gundremmingen und Strom aus den Wasserkraftwerken der Iller zusammen.
Laut Klimaschutzmanager Simon Ziegler müsse das große Ziel sein, irgendwann 100 Prozent des benötigten Stroms aus erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen. Investitionen in die Technik seien sinnvoll, aber eben auch Einsparungen.
In der Sitzung ging es auch um die sogenannten Umetikettierungen bei Ökostrom (ohne Anlagenquote). Diese seien möglich, weil lediglich die Zertifikate gehandelt werden. So könne ein deutscher Anbieter, der ein solches von einem Wasserkraftwerk in Skandinavien kauft, seinen Kunden einen Ökostromtarif anbieten – obwohl er selbst physikalisch nur Atomstrom liefert. Einen Beitrag zur Energiewende leiste nur die Neuanlagenquote, hieß es.