Bomben Gerüchte am Neu Ulmer Bahnhof
Nach der Entschärfung eines Blindgängers heißt es, die Baufirma habe Vorschriften missachtet. Gibt es einen weiteren Sprengkörper?
Am Freitag mussten rund 200 Neu-Ulmer ihre Wohnungen verlassen, weil eine 70 Kilo schwere Weltkriegsbombe auf einer Baustelle in der Nähe des Bahnhofs entschärft wurde. Nun droht das Gleiche noch einmal. Denn die Stadt hat den Verdacht, dass auf dem Gelände, wo der „Südstadtbogen“mit rund 450 Wohnungen entsteht, ein weiterer Blindgänger liegt.
Grund dafür sind Luftaufnahmen. „Man sieht, dass es Veränderungen im Boden gibt“, erklärt Sandra Lützel, die Sprecherin der Stadt Neu-Ulm. Die Veränderung könnte durch eine Fliegerbombe entstanden sein, die dort abgeworfen wurde. Im Zweiten Weltkrieg hatten die Alliierten massive Luftangriffe auf die Stadt Neu-Ulm geflogen, insgesamt 67000 Bomben wurden über der Stadt abgeworfen. Der Bahnhof war besonders betroffen. Deshalb gelten dort bei Baumaßnahmen besonders scharfe Regeln. So wie auf dem Gelände der Landesgartenschau und in Industriebereichen. Voruntersuchungen seien nötig.
Nun wird auf dem Gelände des „Südstadtbogens“eine Sondierung vorgenommen. Das bedeutet, dass die Bodenschichten an der Stelle, die auf dem Luftbild ungewöhnlich aussieht, Stück für Stück abgetragen werden – so lange, bis die Erde freigibt, was dort verborgen ist. Ein Termin steht aber noch nicht fest, er wird noch mit dem Sprengmeister und den beteiligten Fachfirmen abgestimmt werden. Vorher bekannt geben will die Stadt den Zeitpunkt nicht. „Die Leute können ihre Arbeit nicht vernünftig machen, wenn 1000 Schaulustige herumstehen“, erklärt Sprecherin Lützel.
Ob eine Evakuierung wirklich nötig wird, ist noch unklar. Schon beim Bau der Glacis-Galerie 2013 hatte es solche Befürchtungen gegeben. Damals bereiteten sich die Behörden darauf vor, dass rund 9000 Menschen ihre Wohnungen verlassen müssen. Doch es kam anders, Fachleute fanden nur Schrott.
Bei der Entschärfung der mit 70 Kilo relativ leichten Fliegerbombe am Freitag waren Gerüchte aufgekommen: Die Baufirma habe den Blindgänger schon am Donnerstag gefunden, das aber erst am Freitag gemeldet. Außerdem sei der Sprengsatz vor der Entschärfung bewegt worden. „Woher die Gerüchte kommen, können wir nicht sagen. Wir wissen nur, dass sie da sind“, sagt Sandra Lützel und betont: Beides ist falsch.
Auch Sven Hornfischer, Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, sagt: „Die Bombe, die am Freitag entschärft wurde, ist auch an dem Tag gefunden worden.“Die Beamten hatten Untersuchungen dazu angekündigt. Wäre die Entdeckung der Bombe wirklich mit einem Tag Verspätung gemeldet worden, hätte der Baufirma eine empfindliche Geldstrafe gedroht.