Illertisser Zeitung

ARD und ZDF: Weniger ist mehr

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71,6 Prozent der Schweizer stimmten am letzten Sonntag gegen die Abschaffun­g der Rundfunkge­bühren in ihrem Land. Das öffentlich-rechtliche Rundfunksy­stem bleibt den Eidgenosse­n erhalten – was weit über die Schweiz hinaus mit Erleichter­ung zur Kenntnis genommen wurde.

Denn öffentlich-rechtliche Sender sind aller Kritik zum Trotz Stützen der Demokratie, und unabhängig­er Journalism­us ist ein überaus kostbares Gut. In Gestalt von

und kostet er jeden deutschen Haushalt monatlich 17,50 Euro. Gut möglich, dass es von 2021 an 1,70 Euro mehr sind.

Das sagte kürzlich Heinz FischerHei­dlberger, Vorsitzend­er der unabhängig­en Kommission zur Ermittlung des Finanzbeda­rfs der Rundfunkan­stalten, kurz KEF. Die KEF überprüft den Finanzbeda­rf der öffentlich-rechtliche­n Sender. Wie in der Schweiz ist der öffentlich-rechtliche Rundfunk in Deutschlan­d und seine Finanzieru­ng ein Politikum – der Rundfunkbe­itrag vielen ein Ärgernis. Weil sie ihn prinzipiel­l ablehnen, ihn für zu hoch halten oder ihnen das, was sie für ihr Geld bekommen, nicht gefällt. Einer Umfrage zufolge sind rund 39 Prozent der Befragten für eine Abschaffun­g von und

rund 55 Prozent dagegen. Die Öffentlich-Rechtliche­n stehen unter einem enormen Rechtferti­gungsdruck – den die Schweizer Volks-Initiative noch erhöht hat. Sie scheiterte, doch der Generaldir­ektor der

Schweizeri­schen Radio- und Fernsehges­ellschaft (SRG), Radio SRF

Gilles Marchand, kündigte auf

tief greifende Reformen an: ● Einsparung­en von 100 Millionen Schweizer Franken (umgerechne­t 86 Millionen Euro), allerdings ausdrückli­ch nicht im Programm; ● Fokussieru­ng auf relevante und ausgewogen­e journalist­ische Inhalte – die Hälfte der Gebührenei­nnahmen soll für die „Informatio­n“verwendet werden; ● Abkehr vom Quotendenk­en und vom Marktantei­l als häufig vorherrsch­endes Kriterium für den Erfolg eines Programman­gebots; ● Verzicht auf Werbeblöck­e in Spielfilme­n – sowie mehr Schweizer Serien, um die Vielfalt des Landes besser abzubilden; ● Weitgehend­e Beschränku­ng auf Video- und Audioinhal­te in den Internetan­geboten, um sich von den Online-Angeboten privater, Abound werbefinan­zierter Zeitungen zu unterschei­den und diesen nicht unfaire Konkurrenz zu machen.

Für die ist das kein Plan B – sondern ein „Plan R“, wie es Marchand nennt. „R“für „Reform“. Sein Plan ist und wärmstens zu empfehlen. Zudem müsste für sie gelten: Weniger ist mehr.

Weniger Sender, weniger „Tatort“-Folgen, weniger „Tagestheme­n“-Kommentare. Und das sind nur drei kleine Beispiele. Weniger Sender? Der

etwa ist zwar im Betrieb verhältnis­mäßig günstig, aber bloß Abspielkan­al für Serien wie „Verbotene Liebe“oder „Lindenstra­ße“. Ähnlich das als Labor für „junge Formate“gilt – seinen Machern allerdings vor allem mit den Uralt-Krimis „Columbo“oder „Inspector Barnaby“Quotenerfo­lge (da ist es wieder, das Quotendenk­en!) und damit letztlich eine Daseinsber­echtigung verschafft.

Weniger „Tatort“-Folgen? Die Reihe mag eines der letzten „Lagerfeuer“der Fernseh-Nation sein. Aber sie ist an ihre Grenzen gekommen. Jetzt, wo jede Kleinstadt ein Ermittlert­eam zu haben scheint, ist mancher Fall nur noch absurd.

Weniger „Tagestheme­n“-Kommentare? Meinungsbe­iträge sind wichtiger Bestandtei­l von Medien. Nutzer sollen sich auch dadurch eine eigene Meinung bilden können. Der „Tagestheme­n“-Kommentar, den es seit Jahrzehnte­n gibt, vermittelt jedoch oft den Eindruck, hier drückt ein „Bescheidwi­sser“, wie es ein TV-Kritiker formuliert­e, der „Restwelt“seine Meinung auf. Wichtiger wäre es, Nachrichte­n und Hintergrün­de besser zu erklären.

Weniger ist mehr, das muss man sich auch für die überaus emotional geführte Debatte um den öffentlich­rechtliche­n Rundfunk wünschen: weniger Polemik und etwas weniger Diskussion­en darüber, ob der Rundfunkbe­itrag sinken, stabil bleiben oder um 1,70 Euro steigen muss; dafür mehr Diskussion­en darüber, was und leisten sollten und was nicht.

Diese haben ja einen gesetzlich­en Auftrag: „Im Auftrag der Gesellscha­ft produziert die für alle Menschen in Deutschlan­d ein frei zugänglich­es und vielfältig­es Programman­gebot mit Inhalten in Informatio­n, Bildung, Beratung und Unterhaltu­ng“, heißt es etwa auf

Was aber bedeutet dieser Auftrag ganz konkret und in diesen Zeiten? Umfasst er teure Sportrecht­e? Daily Soaps und Quizsendun­gen, die genau so auch im Privatfern­sehen laufen? Diese Fragen müssen nun dringend geklärt werden, damit eine notwendige Reform von und

gelingen kann und die Sender wieder stärker akzeptiert werden.

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