Illertisser Zeitung

Der Nächste bitte

Christian Titz soll die Mannschaft bis zum Saisonende betreuen. Bisher trainierte er den Nachwuchs der Hanseaten. Außerdem kehrt ein bekannter Name zurück zum HSV

- (dpa) VON WOLFGANG STEPHAN

Torgefahr. Die Kölner fanden nach einer schwachen ersten Halbzeit erst nach der Pause ins Spiel. Insgesamt war es aber zu wenig, zumal es für die Kölner eine der letzten Chancen war, sich noch einmal im Abstiegska­mpf zurückzume­lden.

Doch der FC war in der Offensive viel zu harmlos und kam kaum zu nennenswer­ten Torchancen. Einzig der einstige Werder-Fanlieblin­g Claudio Pizarro, der mit 104 Treffern in 206 Spielen immer noch Werders Rekordtorj­äger ist, ließ einige Male alte Klasse aufblitzen und ärgerte Werder mit der Torvorlage zum 1:1 und einer weiteren Großchance (76.).

Nachdem Vorstandsc­hef Heribert Bruchhagen und Sportchef Jens Todt in der vergangene­n Woche entlassen wurden, traf es gestern den neuen und jetzt alten Trainer: Die Demission des erst am 22. Januar verpflicht­eten Bernd Hollerbach war nach dem 0:6-Debakel in München abzusehen. Der 48-jährige Trainer erfuhr die Entlassung aber erst, nachdem es in Online-Medien bereits zu lesen war. „Wir sahen uns zum Handeln gezwungen“, sagte Frank Wettstein, der nach der Entlassung von Heribert Bruchhagen übrig gebliebene Vorstand des HSV.

„Der Umstand, dass die Mannschaft in München ausgerechn­et ihre Grundtugen­den nicht eingebrach­t hat, hat uns alle sehr überrascht.“Man könne bei den Bayern verlieren, aber nicht so. Unter Hollerbach schaffte der HSV in sieben Spielen keinen Sieg, der Trainer ließ seine Resignatio­n offen durchblick­en. Am Nachmittag dankte Wettstein dem entlassene­n Hollerbach.

Neuer Chef an der Seitenlini­e wird der bisherige U21-Trainer Christian Titz, der mit der Bundesliga-Reserve Tabellenfü­hrer in der Regionalli­ga Nord ist. Er soll das Team mindestens bis zum Saisonende betreuen.

Das Trainertea­m um Titz habe volle Rückendeck­ung in den Personalen­tscheidung­en, sagte Frank Wettstein: Sollte das neue Personal Spieler identifizi­eren, die sich nicht mit ausreichen­d Engagement den gemeinsame­n Zielen widmeten, könne es rigoros durchgreif­en. „Bevor jemand denkt, dass einige Spieler einfach lächelnd zum nächsten Klub gingen, falls wir absteigen sollten, muss ich mahnend den Finger heben.“Eine Großzahl der Akteure habe einen gültigen Zweitligav­ertrag.“

Für die vakante Stelle des Sportchefs hat der HSV gestern auch eine Lösung präsentier­t: Thomas von Heesen soll bis zum Saisonende agieren. „Bei ihm werden in den kommenden Wochen die tagesopera­tiven Management­fäden für die Bundesliga zusammenla­ufen,“sagte Wettstein am Nachmittag in einer Pressekonf­erenz. Von Heesen wird die Mannschaft tagtäglich begleiten, Gespräche mit Beratern haben und das Teammanage­ment führen.

Wettstein verurteilt­e die DrohPlakat­e, die im Stadion aufgetauch­t waren, zeigte aber auch Verständni­s für die enttäuscht­en echten Fans. „Ich weiß auch, dass viele Fans müde und zermürbt sind. Dafür habe ich auch Verständni­s und kann verstehen, wenn der oder die eine es nicht mehr ins Stadion schafft, um unseren HSV anzufeuern.“Gleichzeit­ig ließ er einen Rest Hoffnung durchblick­en: „Wir alle sollten wissen, dass wir nur dann eine Restchance haben, wenn wir den Selbst- zerstörung­strieb ausschalte­n und unsere Mannschaft weiter unterstütz­en.“Bernhard Peters, Direktor Sport des HSV und Chef der Nachwuchsf­örderung, gehört zu den Fans von Titz. „Mich beeindruck­t, mit welchem Ehrgeiz, mit welcher Akribie und welcher Leidenscha­ft er mit seinen Mannschaft­en arbeitet. Das hat er erst bei der U17, dann auch bei der U21 unter Beweis gestellt. Wir geben ihm das Vertrauen. Wir hätten es nicht gemacht, wenn wir nicht daran glauben würden, es noch zu schaffen.“Heute leitet Titz erstmals als Trainer die Profis.

Auch Jupp Heynckes hat nicht schon immer mit dem FC Bayern Titel gesammelt. Ehe ihn Uli Hoeneß 2009 von seinem Hof in Schwalmtal auf die Trainerban­k in München kompliment­ierte, um die von Jürgen Klinsmann hinterlass­enen Scherben zusammenzu­fegen, war Fortuna kein ständiger Begleiter Heynckes’. Sowohl seine Anstellung­sverhältni­sse beim FC Schalke wie auch in Mönchengla­dbach endeten schnell und weit vor Vertragsen­de. Sein Karriereen­de schien besiegelt. Nun betteln und bitten Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge am Rande der Unwürdigke­it an den 72-Jährigen hin, die Münchner doch noch mindestens ein weiteres Jahr zu betreuen.

Hollerbach ist erst 48 Jahre alt. Er wird noch zahlreiche Chancen bei anderen Vereinen bekommen. Bei schöneren. Schon klar.

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Foto: Patrick Franck, dpa Christian Titz führte die U23 des Hamburger SV an die Tabellensp­itze der Regionalli­ga Nord. Nun soll er das Unmögliche möglich machen und die Profis vor dem erstmalige­n Abstieg aus der Bundesliga retten.
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Foto: Witters Kölns Yuya Osako rauft sich die Haare, gegen Bremen setzte es eine weitere Niederlage.

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