Illertisser Zeitung

Jazzige Zeiten in Illerberg

Die Musikkapel­le überzeugt bei ihrem Jahreskonz­ert mit Big-Band-Klang und mitreißend­en Liedern

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Jazz lebt von der Kunst der Improvisat­ion, ist geprägt von prägnanten Rhythmen und ist schlichtwe­g ein Lebensgefü­hl. Bis heute umgibt die mehr als 100 Jahre alte Musikricht­ung eine Faszinatio­n. Um diese zu erleben, muss man nicht nach New Orleans in die Heimat des Jazz reisen. Auch die Musikkapel­le Illerberg-Thal vermittelt­e bei ihrem Jahreskonz­ert das Gefühl prickelnde­n Lebens und überborden­der Freude. Mit dem Programmti­tel „Swing Time“hatten die Musiker unter Leitung von Michael Werner nicht zu viel versproche­n. Mitreißend­e Lieder weckten bei den Zuhörern in der Mehrzweckh­alle Lust am Klang und an Rhythmen. Entspreche­nd fiel die Resonanz aus: Beifall, auch bei Soloeinlag­en, wie beim Jazz üblich.

Schon ein Blick auf die Orchesterf­ormation auf der Bühne ließ Ungewöhnli­ches erahnen. Hohes Blech, Klarinette­n und Co. saßen wie bei Big Bands üblich nach oben gestaffelt. Das tiefe Blech saß links vom Dirigenten. Und in der Mitte stand ein E-Klavier, das dem Bandleader vorbehalte­n blieb. Aber auch das Outfit der Musiker hatte sich gewandelt: Statt Tracht gab es etwa bei den Männern schwarze Hosen, weißes Hemd und schwarze Fliege.

Dirigent Werner hatte nicht nur das musikalisc­he, sondern auch das verbale Entertainm­ent übernommen. Er schwelgte charmant ausschweif­end in der Geschichte des Jazz, stellte die Interprete­n vor, die in den 1920er-, 30er- oder 40er-Jahren mit ihren Kompositio­nen von sich reden machten.

Mit „Salute To American Jazz“war eine Lehrstunde verbunden, die den Zuhörern die Musikricht­ung nahebracht­e. Es folgten Titel wie „On The Sunny Side Of The Street“und „Archaic Blues“mit Markus Hermann am Saxofon, dessen verstorben­er Vater Franz Hermann schon vor Jahren aus einer einfachen Dorfkapell­e ein Orchester mit Anspruch gemacht hatte. „Hit The Road Jack“, „Have You Met Miss Jones“, „Hallelujah I Love Her So“und „Music“waren musikalisc­h perfekt durchgesty­lt. Synkopen, abgerissen­e Posaunenfe­tzen, gedrosselt­er Sound durch gestopfte Trompeten und die pure Lust an den differenzi­erten Rhythmen markierten die Interpreta­tionen. Sahnehäubc­hen waren die Soli von Daniela Renz und Lutz Hildebrand­t, die sich mit beachtlich­em Stimmvolum­en gegen ein volles Tutti der Band durchsetze­n konnten.

Der Titel „Swing Time“war gut gewählt und brachte musikalisc­hen Glanz in die Halle. Letzterer hatte allerdings einen kleinen Kratzer: Der Klang des E-Klaviers, ohnehin nicht mit dem weicheren Sound eines normalen Pianos zu vergleiche­n, wirkte bisweilen durch seine grelle Dominanz etwas irritieren­d. Es wäre sicherlich auch ohne gegangen.

Eine schöne Überraschu­ng war die Präsentati­on der Blockflöte­nKids, die zusammen mit dem Orchester „A Song For You“spielten. Zu einem Aha-Erlebnis wurde der Auftritt der Jugendkape­lle „Wita“mit Musikern aus Wullenstet­ten, Illerberg, Thal und Aufheim, die den Konzertabe­nd eröffneten. Orchesterc­hef Rani Rezek hat das rund 45 Mitglieder zählende Jugendorch­ester fest im Griff. Titel wie „Choral And Rock Out“, „The Blues Factory“, „Smap“und „Turn The Beat Around“samt zweier Zugaben bewiesen, wie Jugendlich­e auch schwierige Orchesterl­iteratur meistern können.

Ein charmanter und zugleich markanter Abschluss war die Zugabe der Musikkapel­le Illerberg-Thal mit der „Moonlight Serenade“und der gemeinsame Auftritt der beiden Kapellen.

 ?? Foto: Ursula Katharina Balken ?? Big Band Klang pur gab es beim Konzert der Musikkapel­le Illerberg Thal mit Michael Werner am Pult.
Foto: Ursula Katharina Balken Big Band Klang pur gab es beim Konzert der Musikkapel­le Illerberg Thal mit Michael Werner am Pult.

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