Jazzige Zeiten in Illerberg
Die Musikkapelle überzeugt bei ihrem Jahreskonzert mit Big-Band-Klang und mitreißenden Liedern
Jazz lebt von der Kunst der Improvisation, ist geprägt von prägnanten Rhythmen und ist schlichtweg ein Lebensgefühl. Bis heute umgibt die mehr als 100 Jahre alte Musikrichtung eine Faszination. Um diese zu erleben, muss man nicht nach New Orleans in die Heimat des Jazz reisen. Auch die Musikkapelle Illerberg-Thal vermittelte bei ihrem Jahreskonzert das Gefühl prickelnden Lebens und überbordender Freude. Mit dem Programmtitel „Swing Time“hatten die Musiker unter Leitung von Michael Werner nicht zu viel versprochen. Mitreißende Lieder weckten bei den Zuhörern in der Mehrzweckhalle Lust am Klang und an Rhythmen. Entsprechend fiel die Resonanz aus: Beifall, auch bei Soloeinlagen, wie beim Jazz üblich.
Schon ein Blick auf die Orchesterformation auf der Bühne ließ Ungewöhnliches erahnen. Hohes Blech, Klarinetten und Co. saßen wie bei Big Bands üblich nach oben gestaffelt. Das tiefe Blech saß links vom Dirigenten. Und in der Mitte stand ein E-Klavier, das dem Bandleader vorbehalten blieb. Aber auch das Outfit der Musiker hatte sich gewandelt: Statt Tracht gab es etwa bei den Männern schwarze Hosen, weißes Hemd und schwarze Fliege.
Dirigent Werner hatte nicht nur das musikalische, sondern auch das verbale Entertainment übernommen. Er schwelgte charmant ausschweifend in der Geschichte des Jazz, stellte die Interpreten vor, die in den 1920er-, 30er- oder 40er-Jahren mit ihren Kompositionen von sich reden machten.
Mit „Salute To American Jazz“war eine Lehrstunde verbunden, die den Zuhörern die Musikrichtung nahebrachte. Es folgten Titel wie „On The Sunny Side Of The Street“und „Archaic Blues“mit Markus Hermann am Saxofon, dessen verstorbener Vater Franz Hermann schon vor Jahren aus einer einfachen Dorfkapelle ein Orchester mit Anspruch gemacht hatte. „Hit The Road Jack“, „Have You Met Miss Jones“, „Hallelujah I Love Her So“und „Music“waren musikalisch perfekt durchgestylt. Synkopen, abgerissene Posaunenfetzen, gedrosselter Sound durch gestopfte Trompeten und die pure Lust an den differenzierten Rhythmen markierten die Interpretationen. Sahnehäubchen waren die Soli von Daniela Renz und Lutz Hildebrandt, die sich mit beachtlichem Stimmvolumen gegen ein volles Tutti der Band durchsetzen konnten.
Der Titel „Swing Time“war gut gewählt und brachte musikalischen Glanz in die Halle. Letzterer hatte allerdings einen kleinen Kratzer: Der Klang des E-Klaviers, ohnehin nicht mit dem weicheren Sound eines normalen Pianos zu vergleichen, wirkte bisweilen durch seine grelle Dominanz etwas irritierend. Es wäre sicherlich auch ohne gegangen.
Eine schöne Überraschung war die Präsentation der BlockflötenKids, die zusammen mit dem Orchester „A Song For You“spielten. Zu einem Aha-Erlebnis wurde der Auftritt der Jugendkapelle „Wita“mit Musikern aus Wullenstetten, Illerberg, Thal und Aufheim, die den Konzertabend eröffneten. Orchesterchef Rani Rezek hat das rund 45 Mitglieder zählende Jugendorchester fest im Griff. Titel wie „Choral And Rock Out“, „The Blues Factory“, „Smap“und „Turn The Beat Around“samt zweier Zugaben bewiesen, wie Jugendliche auch schwierige Orchesterliteratur meistern können.
Ein charmanter und zugleich markanter Abschluss war die Zugabe der Musikkapelle Illerberg-Thal mit der „Moonlight Serenade“und der gemeinsame Auftritt der beiden Kapellen.