Illertisser Zeitung

Kommt eine Frau in die Apotheke

Kundin bringt Zyankali mit und löst Großeinsat­z aus

- VON MICHAEL STIFTER

Der Dachboden, der Keller oder unterste Schubladen sind der natürliche Lebensraum für Dinge, die wir längst loswerden wollten. Da warten ausgelaufe­ne Batterien, eingelaufe­ne Klamotten oder abgelaufen­e Medikament­e darauf, endlich irgendwo abgegeben zu werden.

So stellen wir uns also vor, wie eine Frau aus Hamburg in den Untiefen ihres Haushaltes ein vergessene­s Kästchen entdeckt. Darin befinden sich zwei Kapseln mit Zyankali. Und weil das Zeug bekanntlic­h tödlich ist, gibt sie das Fundstück lieber in der Apotheke ab. Kann ja keiner ahnen, dass sie damit gleich einen Großeinsat­z auslöst. Das Gebäude wird evakuiert. Feuerwehrl­eute mit Schutzmask­en rücken an, um die Lage zu entschärfe­n.

Wo die Dame das Gift her hatte, bleibt unklar. Es ist aber nicht die einzige erstaunlic­he Geschichte von abgegebene­n Dingen. In einer Münchner Polizeiwac­he zum Beispiel wird eine junge Frau vorstellig. Sie möchte etwas loswerden. Und zwar ihren Hund. Weil sie keine Lust mehr hat, sich um das Tier zu kümmern, drückt sie den Beamten einfach die Leine in die Hand. Kurios ist auch der Fall eines Mannes, der in Erlangen seinen Führersche­in abgibt. Soweit alles ordnungsge­mäß – würde er sich nicht anschließe­nd vor den Augen der Polizisten ins Auto setzen und davonfahre­n. Jetzt ist er erst mal Fußgänger. Da können Sie Gift drauf nehmen. Ganz wichtig beim Abgeben ist auch, dass man sich gut merkt, wo man was abgegeben hat. Oder wen. Wer jemals bei Ikea war, hat eine Ahnung davon, wie viele Kinder dort im Bällebad abgegeben werden. Da kann es schon mal passieren, dass Eltern Stunden später vor einem Teller schwedisch­er Hackbällch­en sitzen und erst merken, dass ein Mitesser fehlt, als eine Stimme aus dem Lautsprech­er krächzt: „Der kleine Leon möchte bitte im Småland abgeholt werden.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany