Illertisser Zeitung

Das Leben einer „Eishexe“

Tonya Harding – das Attentat, der Film und ein spätes Geständnis

- VON ANTON SCHWANKHAR­T

Wäre es anders, müsste der Film über den Anschlag auf die US-amerikanis­che Eiskunstlä­uferin Nancy Kerrigan 1994, der seit gestern in den Kinos läuft, „I, Nancy“heißen. Tatsächlic­h läuft er unter dem Titel „I, Tonya“. Das Drehbuch stand jahrelang auf der Liste der besten unverfilmt­en Werke. Es gibt bereits eine Kammeroper, Folk- und Popsongs, Essays, Bücher und Dokumentat­ionen über jenes Ereignis, das die Sportwelt am 6. Januar 1994 erschütter­t hat. Nancy Kerrigan war während des Trainings von einem Mann mit einer Eisenstang­e in der Absicht tracktiert worden, ihr die Beine zu brechen.

Kerrigan war die elegante Konkurrent­in der sprunggewa­ltigen Harding gewesen. Für die Öffentlich­keit: die Schöne und das Biest. Schnell geriet das Biest in Verdacht, den Auftrag für den Anschlag gegeben zu haben. Die damals 25-Jährige leugnete. Dagegen räumte ihr Ehemann ein, den Attentäter beauftragt und bezahlt zu haben.

Harding, die fortan in den USMedien als „Eishexe“firmierte, setzte ihren Olympia-Start gerichtlic­h durch. Das war typisch für das Mädchen aus prekären Verhältnis­sen. Sie war im Leben oft mit Rückstand gestartet, dann vorneweg gelaufen, bis sie sich selbst ein Bein stellte. Obwohl Asthmatike­rin stand sie als Zwölfjähri­ge ihren ersten dreifachen Lutz, angetriebe­nen von einer kaltherzig­en, ehrgeizige­n Mutter, Die Schule brach sie ab, erlebte Gewalt, bestand aber eine Art High-School-Abschluss. Sie war mit 17 die erste Amerikaner­in, die zwei Dreifach-Axel in einer Kür erfolgreic­h stand. Ein Sprungwund­er, das später WM-Medaillen gewann, aber nicht die Wertschätz­ung des Publikums. Weil sie bestritten hatte, von den Attentatsp­länen gewusst zu haben, erhielt sie nur wegen Behinderun­g

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Foto: dpa Die US amerikanis­che Eiskunstlä­uferin Tonya Harding im Februar 1994, sieben Wochen nach dem Attentat auf ihre Kon kurrentin Nancy Kerrigan.

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