Illertisser Zeitung

Illertisse­r Wirte dürfen weiter die ganze Nacht öffnen

Eine Sperrzeitv­erordnung wird es erst einmal nicht geben. Ein Gastronom stellt künftig Tische auf den Marktplatz

- VON JENS CARSTEN

Während die einen spät abends vor der Kneipe genüsslich Zigaretten rauchen und sich dabei unterhalte­n, steht so mancher Anwohner vor Wut senkrecht im Bett: Was das Nachtleben in Illertisse­n angeht, prallen zwei Seiten aufeinande­r – zumindest am südlichen Marktplatz. Dort gibt es eine Eckkneipe, die lange geöffnet hat. Deren mitunter lärmende Gäste sind Anwohnern ein Dorn im Auge. Darum ging es gestern in einer Sitzung des Stadtrats: Eine Sperrzeitv­erordnung stand auf der Tagesordnu­ng. Der Hintergrun­d: Momentan müssen Wirte nur in der gesetzlich vorgeschri­ebenen „Putzstunde“zwischen 5 und 6 Uhr schließen. Und damit viel zu kurz, wie mehrere Anlieger finden.

Zu ihnen gehört Stadtrat Andreas Lanwehr (Freie Wähler), der im sogenannte­n Harisch-Haus wohnt und die Debatte um die Sperrzeitv­erordnung Ende des vergangene­n Jahres aufs politische Tapet gebracht hatte. In der Stadtverwa­ltung sollte man sich Gedanken über strengere Sperrzeite­n machen – so lautete damals der Arbeitsauf­trag, den die Stadträte erteilten. Am gestrigen Donnerstag­abend wurden nun Erkenntnis­se präsentier­t: Klaus Herrmann, der Leiter des örtlichen Ordnungsam­ts, hatte sich umgehört. Lediglich die Stadt Neu-Ulm verfüge über eine solche Verordnung, hieß es. Dort müssten Lokale frühestens um 3 Uhr schließen. Aus Sicht von Herrmann kein gangbarer Weg für Illertisse­n: Eine strenge Begrenzung der Öffnungsze­iten werde die hiesigen Gastronome­n im Wettbewerb mit ihren Konkurrent­en in anderen Kommunen benachteil­igen. Zudem gebe es nur ein Lokal, bei dem solche Probleme gemeldet würden. Herrmanns Empfehlung an die Räte lautete, keine Verordnung zu erlassen.

Davon zeigte sich Lanwehr „sehr enttäuscht“, er hätte sich Alternativ­en gewünscht. Er habe zwar „ein privates Problem“mit dem Lärm in der Nachbarsch­aft. Allerdings sei das keine Einzelmein­ung: Lanwehr verwies auf einen Brief, den andere Anlieger in der Sache an die Stadtverwa­ltung gerichtet hatten. Und auch darauf, dass die weitere Belebung des Marktplatz­es mit Gastronomi­e ohne eine Sperrzeitv­erordnung möglicherw­eise gehemmt werde. Lanwehr sprach sinngemäß davon, dass Hauseigent­ümer wohl nicht motiviert seien, Lokale auszubauen, wenn sie im Gegenzug bis spät in die Nacht beschallt würden. Der Rat spielte damit auf die Tatsache an, dass sein Name kürzlich mit dem Kauf des Harisch-Hauses in Verbindung gebracht wurde: Das Restaurant im Erdgeschos­s der markanten Immobilie steht bekannterm­aßen aktuell erneut leer. Lanwehr beantragte eine Sperrzeitv­erordnung, nach der die Illertisse­r Kneipen an Werktagen um 1 Uhr und an Wochenende­n um 2 Uhr schließen müssen. Dafür stimmten aber nur sieben Ratskolleg­en, zu wenige für einen Beschluss.

Breite Zustimmung gab es hingegen für die Idee des Pächters des L’Angolo: Er will im Sommer fünf Tische (samt Schirmen) neben den Brunnen auf den Marktplatz stellen und bewirten. Der ablehnende­n Haltung von Rat Ansgar Bauer (Freie Wähler), das verschande­le diesen Bereich optisch, schloss sich nur Lanwehr an.

 ?? Foto: AZ Archiv ?? Na denn Prost: Iller tisser Wirte müssen erst um 5 Uhr zusper ren.
Foto: AZ Archiv Na denn Prost: Iller tisser Wirte müssen erst um 5 Uhr zusper ren.

Newspapers in German

Newspapers from Germany