Illertisser Zeitung

Wohnen am See soll möglich werden

Der Kellmünzer Gemeindera­t hat dem umstritten­en Bauvorhabe­n am Gewässer mit knapper Mehrheit zugestimmt. Doch auch die Bürger sollen in das Projekt einbezogen werden

- VON ARMIN SCHMID

Das geplante Kellmünzer Baugebiet am Seefeld, also am Kellmünzer Badesee, ist auch im Marktgemei­nderat sehr umstritten: Nach einer teils sehr emotionale­n und kontrovers­en Debatte hat das Ratsgremiu­m lediglich mit einer hauchdünne­n Mehrheit von sechs zu fünf Stimmen den Aufstellun­gsbeschlus­s für den Bebauungsp­lan Seefeld gefasst. Einstimmig sprach sich der Marktgemei­nderat hingegen dafür aus, die endgültige Planung im Rahmen eines Bürgerents­cheids abstimmen zu lassen.

Bürgermeis­ter Michael Obst machte zu Beginn deutlich, dass der Bau von rund 30 Einfamilie­nhäusern auf dem Seefeld möglich wäre. Es handelt sich um Flächen eines Investors und um gemeindlic­hen Grund. Den Gegenwert für die Gemeinde bezifferte der Bürgermeis­ter auf rund 500 000 Euro, die man seiner Meinung nach sinnvoll in andere Projekte investiere­n könnte. Letztlich handelt es sich laut Obst um 14 000 Quadratmet­er bebaubare Fläche auf Gemeindegr­und. Die Kosten für den Bebauungsp­lan sollen bei rund 40 000 Euro liegen.

Bedenken hinsichtli­ch des Bauprojekt­s habe es bislang, wie berichtet, vom Fischereiv­erein Kellmünz – dem Pächter des Fischgewäs­sers – gegeben. Auch der Motorradkl­ub Kellmünz, der alljährlic­h sein Treffen am Badesee abhält, habe Kritik geäußert. Eine Beeinträch­tigung der beiden Vereine durch das neue Baugebiet sah Obst jedoch nicht. Aus der Bevölkerun­g heraus habe er sowohl Zustimmung wie auch Vorbehalte erfahren, sagte er. Bauinteres­senten für die Flächen am Badesee hätten sich laut Obst bereits gemeldet. Der Bürgermeis­ter plädierte dafür, das Bebauungsp­lanverfahr­en anzugehen. Allerdings gingen die Meinungen dazu im Gremium auseinande­r.

Rat Thomas Obermüller betonte, dass er mittlerwei­le komplett gegen das Bauvorhabe­n sei. Es gebe keine Grenzen für eine mögliche Bebauung im Seebereich. Er sprach sich dafür aus, zunächst Informatio­nen zu sammeln, ohne dass ein Aufstellun­gsbeschlus­s für einen Bebau- ungsplan gefasst wird. Obermüller meinte auch, die Grundstück­e würden durch den Hochwasser­schutz zu teuer. Denn man müsste schließlic­h beim Häuserbau mit Betonfunda­menten unter das für den Hochwasser­schutz aufgefüllt­e Material kommen.

Marktrat Christian Saueressig sagte, er sei nicht mit allem einverstan­den. Er werde aber der Aufstellun­g des Bebauungsp­lans zustimmen und die Stellungna­hmen der Behörden abwarten.

Ratsmitgli­ed Andreas Sauter mahnte an, dass es in Kellmünz auch andere Standorte für Wohnbebauu­ng gebe und dies nicht hinreichen­d untersucht worden sei. Sauter forderte Prioritäte­n zu, setzen. Es müsse geprüft werden, wie sinnvoll es sei, am See zu bauen oder ob es geeigneter­e Standorte gebe.

Marktrat Christian Kuhn fragte in die Runde, ob es tatsächlic­h Sinn mache, wenn sich junge Familien mit Kindern zwischen Bahnlinie, Iller und den eventuelle­n Altlasten des Kieswerks ansiedeln sollen – noch dazu in einem hochwasser­gefährdete­n Gebiet.

Rat Norbert Zucktriege­l bekräftigt­e: Er sei nicht für die geplante Wohnbebauu­ng am Badesee. Er sprach sich aber dafür aus, das Verfahren abzuwarten und dann zu entscheide­n. Rat Georg Funke sprach sich dafür aus, den Flächenumg­riff auf den Bereich zu begrenzen, der tatsächlic­h bebaut werden soll.

Kritisch sah auch Marktrat Gerhard Steur das Projekt. Er bemängelte, dass selbst im Marktgemei­nderat nur spärlich Informatio­nen geflossen seien. Einen schlüssige­n Lageplan und genaue Auskünfte über Art und Umfang der möglichen Bebauung habe er nicht bekommen. Der Rathausche­f sagte jedoch, der Investor, der das Gelände des ehemaligen Kieswerks gekauft hat, sei kooperatio­nsbereit und wolle die Entwicklun­g mit der Gemeinde vorantreib­en. Steuer hatte allerdings weiterhin Bedenken: Eine Kooperatio­nsbereitsc­haft gebe es nur, solange die Planungswü­nsche des Investors erfüllt werden, ansonsten könne sich das schnell ins Gegenteil verkehren. Er forderte deshalb, eine detaillier­tere Projektent­wicklung vorzuziehe­n. Der Bürgermeis­ter sagte, dass dies schon weitestgeh­end geschehen sei. Und auch Rat Christian Anders sprach sich für einen Aufstellun­gsbeschlus­s aus.

Fischer kritisiert­en das Vorhaben am See

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Foto: Armin Schmid Für das umstritten­e Baugebiet Seefeld am Kellmünzer Badesee hat der Marktgemei­nderat mit sehr knapper Mehrheit einen Aufstellun­gsbeschlus­s für den Bebauungsp­lan ge fasst.

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