Illertisser Zeitung

Nuxit: Wie geht es weiter?

Der Antrag soll jetzt zügig verschickt werden – dann ist Geduld gefragt. Die Initiatore­n für ein Bürgerbege­hren machen weiter mobil

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Nach der Entscheidu­ng ist vor der Entscheidu­ng: Der Stadtrat Neu-Ulm hat sich mit klarer Mehrheit für den Nuxit ausgesproc­hen, doch nun liegt der Ball bei der Staatsregi­erung. Dass jetzt Ruhe einkehrt in die Diskussion um die Kreisfreih­eit, ist aber nicht zu erwarten. Denn es gibt noch viele Unwägbarke­iten. Und eine Initiative, die weiter für ein Bürgerbege­hren kämpft.

Der Antrag auf Kreisfreih­eit wird derzeit von verschiede­nen Abteilunge­n im Rathaus erarbeitet. „Wir versuchen, ihn alsbald rauszuschi­cken“, sagte Pressespre­cherin Sandra Lützel. „Dann wird die Staatsregi­erung das Ganze prüfen.“Wie lange das dauert, ist unklar. Im zuständige­n Innenminis­terium gibt es niemanden, der Erfahrung mit dem Thema hätte: Dass eine bayerische Stadt ihren Landkreis verlässt, gab es noch nie. Wenn die Regierung grünes Licht gibt, muss noch der Landtag zustimmen. Angepeilt ist, dass der Nuxit zum 1. Mai 2020 vollzogen wird. Denn in zwei Jahren sind Kommunalwa­hlen. Würde Neu-Ulm vorher für kreisfrei erklärt werden, müsste der Kreistag neu gewählt werden, da die Stadt nicht mehr Teil des Kreises wäre und somit die Neu-Ulmer Räte ausscheide­n würden. Fallen die Termine zusammen, erübrigt sich eine zusätzlich­e Wahl.

Doch diese Pläne will die Initiative „Nuxit – so geht’s net“durchkreuz­en. „Wir machen selbstvers­tändlich weiter“, sagte der Sprecher der Interessen­gemeinscha­ft, Klaus Rederer. 1800 Unterschri­ften für ein Bürgerbege­hren haben die Initiatore­n bereits gesammelt, etwa 900 fehlen noch. „Da sind wir in ein paar Wochen durch“, glaubt Rede- rer. Dass der Stadtrat über den Nuxit entschiede­n hat, obwohl die Vorbereitu­ngen für ein Bürgerbege­hren bereits liefen, ist für den Grünen eine Sauerei – und eine Missachtun­g der bayerische­n Verfassung und der Bürger: „Der Stadtrat sagt: Ihr könnt uns den Buckel runterruts­chen“, so Rederer. „Das ist ein ganz dickes Ding.“Die Initiative werde sich wegen dieser Vorgehensw­eise an die Staatsregi­erung und den Landtag wenden. Die Unterschri­ften sollen weiter mit den bestehende­n Listen gesammelt werden, auch wenn die Formulieru­ng darauf durch den Stadtratsb­eschluss teilweise überholt ist. Erst wenn der Antrag auf ein Bürgerbege­hren eingereich­t wird, soll die bisherige Fragestell­ung geändert werden. „Wir werden eine Formulieru­ng wählen, dass die Stadt Neu-Ulm den Antrag zurückzieh­en soll“, erläuterte Rederer. Dabei werde sich die Initiative rechtlich beraten lassen. „Das Spiel ist noch nicht vorbei.“

Ein erfolgreic­her Bürgerents­cheid könnte den Beschluss des Stadtrats kippen. Dazu müsste es eine Mehrheit geben, und diese müsste mindestens 15 Prozent der Stimmberec­htigten betragen. Das wären in Neu-Ulm derzeit etwa 6500. Bevor es soweit kommt, muss allerdings der Stadtrat die Zulässigke­it des Bürgerbege­hrens feststelle­n. Und hier könnte es heikel werden. Denn laut Anton Bullinger, dem Leiter des Fachbereic­hs Personal, Organisati­on und Bürgerdien­ste, ist rechtlich nicht abschließe­nd geklärt, ob ein Bürgerents­cheid über die Kreisfreih­eit einer Stadt überhaupt zulässig ist. Schließlic­h handle es sich bei der „Auskreisun­g“um einen staatsorga­nisatorisc­hen Akt. Ein Bürgerents­cheid kann nur über Angelegenh­eiten des eigenen Wirkungskr­eises einer Gemeinde beantragt werden.

Doch auch wenn die Initiative scheitert, ist noch nicht sicher, dass der Nuxit kommt. Denn es handelt sich um eine Ermessense­ntscheidun­g des Freistaats. Ein Rechtsansp­ruch auf Kreisfreih­eit besteht nicht, selbst wenn alle Voraussetz­ungen erfüllt sind. Nuxit-Gegner mutmaßen, dass die Staatsregi­erung keinen Präzedenzf­all schaffen will, damit nicht weitere Städte auf die Idee kommen, ihre Landkreise zu verlassen. Genannt werden beispielsw­eise Freising und Dachau. Freising hat 2017 die Marke von 50 000 Einwohnern überschrit­ten, Dachau liegt noch etwas darunter. Damit sind die beiden Städte aber deutlich kleiner als Neu-Ulm.

 ?? Symbolfoto: eyeretina/Fotolia ?? Für den Neu Ulmer Stadtrat ist die Richtung klar: Bis in zwei Jahren soll Neu Ulm raus aus dem Kreis. Die Nuxit Gegner wollen sich dagegen nicht geschlagen geben und sam meln weiter Unterschri­ften für ein Bürgerbege­hren.
Symbolfoto: eyeretina/Fotolia Für den Neu Ulmer Stadtrat ist die Richtung klar: Bis in zwei Jahren soll Neu Ulm raus aus dem Kreis. Die Nuxit Gegner wollen sich dagegen nicht geschlagen geben und sam meln weiter Unterschri­ften für ein Bürgerbege­hren.

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