Bauern sind gegen Kürzungen
Verbandschef fordert weiter EU-Zahlungen
Der Bayerische Bauernverband hat verwundert auf die Ankündigung von EU-Haushaltskommissar Günther Oettinger reagiert, in Zukunft geringere Zahlungen aus dem EU-Budget in die Landwirtschaft zu stecken. Im Interview mit unserer Zeitung hatte Oettinger das angedeutet. Grund ist der Brexit. Der Austritt Großbritanniens aus der EU hinterlässt im EU-Haushalt ein Loch von zwölf bis 13 Milliarden Euro. Deshalb muss gespart werden. Aus Oettingers Sicht müssen sich Bauern auf Kürzungen in Höhe von fünf bis zehn Prozent einstellen.
Der Bayerische Bauernverband ist von dieser Idee nicht begeistert. Er hofft, dass die Mitgliedsländer sich doch noch durchringen werden, die Lücke durch höhere Beiträge zu stopfen. „Wir appellieren an Oettinger sowie die Staats- und Regierungschefs, einen starken EUHaushalt auf die Beine zu stellen, um Kürzungen zu verhindern“, sagt Walter Heidl, Präsident des Bayerischen Bauernverbands. Denn: Die europäischen Bauern versorgten 500 Millionen EU-Bürger mit Lebensmitteln, land- und forstwirtschaftlichen Produkten und sicherten 44 Millionen Arbeitsplätze, argumentiert er. „Kurzfristige Sparmaßnahmen und nationale Egoismen sind in dieser Situation der falsche Weg. Vielmehr müssen die Mitgliedstaaten zusätzliche Verantwortung übernehmen. Eine starke Union braucht einen starken Haushalt“, findet Heidl.
Die EU-Agrarpolitik sei seit 60 Jahren gewachsen, sie zu beschneiden ist aus der Sicht des Bauernverbands falsch. Die Zahlungen der EU an bäuerliche Familienbetriebe unterstützen diese wirkungsvoll und honorierten Leistungen für das Gemeinwohl – wie etwa den Erhalt der Kulturlandschaft –, die über den Markt nicht abgedeckt werden. „Auch wenn die Regierungschefs bei den Haushaltsverhandlungen scheinbar nur um Euros feilschen, geht es darum, was aus der gemeinsamen Idee von Europa und der gemeinsamen EU-Agrarpolitik wird“, sagt Heidl.