Illertisser Zeitung

Eine europäisch­e Träumerin

- HISTORISCH­E STREIFZÜGE MIT RAINER BONHORST

Queen Victoria hatte einen kühnen Plan: eine große europäisch­e Friedenszo­ne. Das Herzstück des Friedensko­ntinents sollten ihr Vereinigte­s Königreich und das deutsche Kaiserreic­h bilden. Diese Herzensver­bindung lag auf der Hand. Die englische Königin hatte ja selbst deutsche Vorfahren und ihr früh verstorben­er, heiß geliebter Ehemann Albert war so deutsch, dass er ihr manchmal auf die Nerven ging.

Nach dem Tod ihres Albert war die Queen ziemlich unleidlich geworden. Zwar hatte sie neun Kinder als wandelnde Erinnerung­en an ihren Ehemann. Aber viel konnte sie mit ihnen nicht anfangen. Schon das ständige Gebären hatte sie gehasst. Und, einmal geboren, konnten die Kinder ihrem Albert einfach nicht das Wasser reichen. Hässlich, dumm, liederlich: Ihre briefliche­n Urteile über den Nachwuchs waren wenig schmeichel­haft.

Aber für eines waren die Kinder gut: Sie konnten ihrem politische­n Traum vom Friedensre­ich Europa dienen. Victoria glaubte an die alte Sitte des europäisch­en Hochadels, durch Heiratspol­itik politische Fakten zu schaffen. Und sie hatte dazu eine neunfache Gelegenhei­t.

Ihre Älteste, Prinzessin Victoria, genannt Vicky, verheirate­te sie 1858 mit dem Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, der als dritter Friedrich deutscher Kaiser wurde.

Albert Edward, genannt Bertie, von dem sie nichts hielt und der nach langem Warten ihr hoch angesehene­r Nachfolger wurde, bekam keine deutsche, dafür aber eine dänische Prinzessin namens Alexandra. Für Tochter Alice gab es den Großherzog Ludwig von Hessen. Sohn Alfred war selber regierende­r Herzog

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