Hat der israelische Geheimdienst ihren Vater getötet?
Vor 55 Jahren verschwand der Raketen-Experte Heinz Krug unter rätselhaften Umständen in München. Sein Schicksal überschattet das Leben seiner Kinder bis heute. Nun glaubt ein renommierter Enthüllungsjournalist, den Fall gelöst zu haben
Beate Soller saß gerade mit ihren Kindern beim Abendbrot, als die Männer in den dunklen Anzügen hereinkamen. „Die Herren sind vom Bundesnachrichtendienst“, sagte Sollers Ehemann, der dem unangekündigten Besuch die Tür geöffnet hatte. Er zeigte auf die Ausweise, die die beiden in den Händen hielten. „Wir sind hier, um Sie zu warnen“, erklärten die zwei Agenten des deutschen Geheimdienstes. „Wovor?“, fragte Soller. „Sie stechen mit Ihren Nachforschungen in ein Wespennest. Denken Sie daran, Sie haben Familie und Kinder. Es ist in Ihrem eigenen Interesse und auch in dem Ihres Bruders, wenn Sie die Finger von dem Fall lassen.“
Dieser Besuch liegt schon ein paar Jahrzehnte zurück. Es sollte nicht das einzige Zusammentreffen mit Geheimagenten bleiben, erzählt Beate Soller. Sie sitzt am Esstisch in ihrer Wohnung in Ried. Der Mann der 70-Jährigen ist vor einigen Jahren gestorben. Soller wohnt inzwischen mit ihren erwachsenen Kindern in einem Mehrfamilienhaus in der 3000-Einwohner-Gemeinde im Süden des Landkreises AichachFriedberg. „Der BND wollte damals nicht, dass wir das Buch veröffentlichen“, sagt Soller. Sie wirkt deutlich jünger, als sie ist. Sollers feuerrote Haare fallen ihr in die Stirn. Ihre Fingernägel sind in einem
2016 kam dann noch einmal Fahrt in den Fall Heinz Krug. Plötzlich standen Journalisten vor der Tür von Beate Soller. Zeitungen berichteten weltweit. Ursache für den Aufruhr war ein Artikel in der israelischen Tageszeitung Demnach soll es der ehemalige SSObersturmbannführer Otto Skorzeny gewesen sein, der Heinz Krug in München erschoss, gemeinsam mit Helfern den Leichnam mit Säure überschüttete und diesen in einem Wald vergrub. „Das war sehr erschütternd“, sagt Soller. Angeblich hatte der Mossad den Nazi-Schergen zuvor angeworben.
Soller hielt diese Version nie für überzeugend. Sie glaubt, ihren Vater ein Jahr nach seinem Verschwinden noch einmal in einem Park gesehen zu haben. Bevor sie ihn ansprechen konnte, wurde er von einem anderen Mann in ein Gebüsch gezerrt und verschwand. Inzwischen schließt Beate Soller nicht mehr aus, dass sie damals einem Doppelgänger begegnete. Das würde zu dem Enthüllungsbuch „Der Schattenkrieg“über geheime Tötungskommandos passen, das Anfang des Jahres erschienen ist. Hier ist von einem solchen Doppelgänger die Rede.
Der israelische Investigativjournalist Ronen Bergman, 45, der an der berühmten britischen Universität Cambridge mit einer Arbeit über die Geschichte des Mossad promovierte, beruft sich auf Aussagen von
„Denken Sie daran, Sie haben Familie und Kinder. Es ist in Ihrem eigenen Interesse, wenn Sie die Finger von dem Fall lassen.“
Ein deutscher Geheimdienst Mann vor einigen Jahrzehnten gegenüber Beate Soller „Unsere Familie ist an diesem Tag mehr oder weniger zerbrochen. Meine Mutter dachte stets, dass er irgend wann wieder zurückkommt.“
Beate Soller über den Tag, als ihr Vater Heinz Krug verschwand