Karibische Klänge im kalten Glashaus
Bei „Jazz mit Vieren“war in Illertissen an der Jungviehweide musikalisch viel geboten: von Filmmusik bis Swing, Mambo, Blues und Funk
Karibische Klänge – da entsteht vor dem inneren Auge ein Bild von blauem Meer, von Sonne und Palmen. Ganz so war es bei den karibischen Klängen nicht, die der Ulmer Joo Kraus mit den Stuttgarter Musikern Veit Hübner, Bobbi Fischer und Torsten Krill ins Glashaus an der Illertisser Jungviehweide brachte: Da waren Wintermäntel und geschlossene Steppjacken nötig, um das zweieinhalbstündige Jazzkonzert ohne folgende Schniefnase zu überstehen. Kalt war es, aber „Jazz mit Vieren“– eine Formation, die im Glashaus des Museums der Gartenkultur seit dessen Existenz als kultureller Veranstaltungsort zum festen Bestandteil des Programms gehört – begeisterte die Fans vor ausverkaufter Kulisse.
Das Schönste am Konzert: „Jazz mit Vieren“spielten ihre eigenen Lieblingsstücke, ganz unprogrammatisch und in den Arrangements von Bobbi Fischer. Freilich gab es bei der Session karibische Klänge, aber auch „Für eine Nacht voller Seligkeit“, 1940 von Peter Kreuder als Filmmusik geschrieben.
Swing, Soul Jazz, Mambo, Blues, Funk – eine ganz persönliche Mi- schung mit viel Improvisation, die auch das Lieblingsstück von Joo Kraus’ Vater umfasste und von der Formation erstmals auf der Bühne gespielt wurde: „Die silberne Trompete“dürfte wohl von Renée Franke stammen und vermutlich in den 1960ern komponiert worden sein. Das schnelle Stück forderte die vier Musiker mächtig heraus.
Danach galt es erst einmal, mit einem getrageneren Stück, dem im Oktober 2016 verstorbenen Jazzgi- tarristen Helmut Sauer gewidmet, wieder auf Normallevel zu kommen.
Die Musiker sind allesamt über das Ländle hinaus keine Unbekannten: Der Jazztrompeter Joo Kraus, der bereits während seines Studiums an der Münchner Musikhochschule mit Helmut Hattler auftrat, tourt durch ganz Europa. Veit Hübner (Kontrabass) tritt nicht nur regelmäßig mit renommierten Künstlern auf, sondern ist auch Dozent an der Musikhochschule Stuttgart. Bobbi Fischer (Klavier), der eigentlich Karl Albrecht heißt, ist auch als Komponist und Arrangeur erfolgreich. Und Torsten Krill (Schlagzeug) war unter anderem an einem Album von Joo Kraus beteiligt, das mit dem Echo Jazz ausgezeichnet wurde.
Joo Kraus zeigte sich als charmanter Plauderer, der über heute nur noch wenigen bekannte Jazzmusiker, wie den Bebop-Trompeter Kenny Dorham, berichtete. Dorhams „Blue Bossa“zählte wie ein auf Blues getrimmtes Arrangement von Michael Jacksons „Black and White“zu den Highlights des Konzerts, ehe sich „Jazz mit Vieren“mit der Zugabe „Fragola“verabschiedete.
Zum nächsten Kulturtermin im Glashaus gibt es am 14. April einen musikalisch literarischen Salon zu Richard Strauss’ „Rosenkava lier“. Am 27. April liest und kommentiert der Schweizer Schauspieler Peter Bam ler Wilhelm Buschs „Max und Moritz“, am 5. Mai geht es in einer musikalisch li terarischen Soirée um die Beziehung zwi schen Frédéric Chopin und George Sand. Am 13. Mai präsentiert die Pianistin Julia Rinderle Geistermusiken.