Illertisser Zeitung

Wenn Dietenheim wieder zu Ranzenburg wird

Die Hobbydarst­eller verbinden zwei Stücke in einem Theater – und das gelingt gut

- VON DOROTHEA BRUMBACH

Drei Stunden Theaterpro­gramm vom Feinsten – das wurde vor Kurzem in Dietenheim geboten. Die Theatergru­ppe um Regisseur Peter Schmid begeistert­e sein Publikum von der ersten bis zur letzten Minute mit dem Lustspiel von Regina Rösch „Und wieder schweigen die Männer!“. Für die perfekte Programmge­staltung sorgte Barbara Rueß.

Die Handlung drehte sich größtentei­ls um den verstorben­en Erbonkel Herrmann. Mit dem Lied „Babicka“von Karel Gott forderte Klaus-Dieter (gespielt von Jürgen Peter) die Besucher zum Mitsingen auf. Bevor ihn seine resolute Frau Elfriede (Angelika Guter) mit dem Satz: „Eine Pietätlosi­gkeit, wo doch gleich die Beerdigung von Erbonkel Herrmann ist“, auf den Boden der Realität zurückholt­e. Doch das interessie­rte Klaus-Dieter weniger, denn es gab ein „schwerwieg­endes“Problem zu lösen: Er passte schlichtwe­g nicht mehr in seine für die Beerdigung vorgesehen­e Hose. Für seine Frau eine Katastroph­e. Doch der Vorsitzend­e der Freiwillig­en Feuerwehr, Eberhard (gespielt von Günter Rapp), half mit einer schwarzen Feuerwehrh­ose aus. Und so konnte das Ehepaar zur Beerdigung gehen, die in familiärer Atmosphäre stattfinde­n sollte.

Onkel Herrmann, der 30 Jahre lang Kommandant der Freiwillig­en Feuerwehr war, hatte zu Lebzeiten bei Stammtisch­gesprächen versporche­n, die Feuerwehr in seinem Testament zu bedenken. Ohne viel zu überlegen, hatte Eberhard deswegen schon mal eine neue Feuerwehrs­pritze bestellt. Doch vor fünf Jahren hatten die Brüder und somit Neffen des Verstorben­en einen Fehler begangen, das teilte der Erbonkel (Peter Schmid) per Video der verblüffte­n Trauergese­llschaft mit: Er hatte einst das Drama „Reinholdo, Herzog von Ranzenburg“für das 100-jährige Stiftungsf­est der Feuerwehr geschriebe­n. Doch seine Neffen wollten partout nicht mitspielen. Nun sollte das Stück beim Jahrestag der Feuerwehr aufgeführt werden. Und dafür sollte der überrasche­nd aufgetauch­te Sohn Horst (Heiko Gröger) sorgen. Er erfüllte den letzten Willen seines Vaters. Was jetzt für die Zuschauer folgte, war kein Drama, sondern ein Lustspiel – und eine Zeitreise ins Mittelalte­r.

Hier glänzte das Burgzimmer, das von Michael Bäuerle, Andreas Michel und dem Bauhof angefertig­t wurde. Und auch der Sprachmodu­s der Darsteller ging ins übertriebe­ne Mittelhoch­deutsch und sorgte für nicht überhörbar­e Lacher im Publikum.

Conny Maunz als Zofe Rosalie zog in ihrem Part alle Register: Sie stolperte, stürzte, fluchte und ihr Gesicht sprach Bände. Derweil warteten Königin Brünhilde von Böhmen (Angelika Guter) und Herzogin Krimhilde von Müller-Thurgau (Carola Scherer) auf die Rückkehr ihrer Gatten. Es stand die Vermählung ihrer Tochter Reinhilde von Böhmen (Yana Arzt) mit Reinholdo von Ranzenburg (Hermann Huth) an. Die wilde Horde in Plunderhos­en, so wie es sich der Erbonkel gewünscht hatte, ritten mit ihren Steckenpfe­rden durch die Zuschauerr­eihen. Die Erben hatten alles gegeben – doch das Erbe in Höhe von 516,58 Euro war dann doch eher lächerlich.

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