Dem Ei auf der Spur
Drei Geflügellandwirte aus der Region erzählen zu Ostern über Handel, Skandale und wie sie ihre Hühnereier an liebsten essen
Was wäre Ostern ohne Ei? Eher unvorstellbar, denn das Ei gehört einfach zum Osterfest dazu. Egal ob aus Schokolade, Plastik oder hart gekocht und bunt gefärbt: Ohne Ei, kein Ostern. Das finden anscheinend auch etliche Verbraucher in der Region. Vor den Feiertagen kaufen sie nämlich besonders gerne Hühnereier ein.
Das bestätigt etwa Alois Heinz aus Untereichen – und er muss es wissen. Schließlich betreibt er seit knapp vier Jahren das sogenannte „Hühnermobil“, also einen Stall auf Rädern, um seinen Hühnern eine ständig wechselnde Grasfläche zu bieten. Das Hühnermobil gilt Heinz zufolge als Freilandhaltung. 2400 Hennen dürfen sich auf seinen Flächen vergnügen, sagt er. Der Landwirt wollte „schon immer möglichst viel Tierwohl“schaffen und hat sich somit bewusst gegen die großindustrielle Agrarwirtschaft entschieden. Seine Hennen dürfen beispielsweise auch in Gemeinschaft mit Hähnen leben.
In der Woche vor den Osterfeiertagen merke er, dass die Menschen vermehrt Eier einkaufen. Im Schnitt verkauft Heinz 2000 Eier am Tag – auf dem eigenen Hof, an einem Verkaufsautomaten auf seinem Gelände oder auch in diversen Supermärkten und Metzgereien in der Region. Kurz vor Ostern schätzt er etwa 30 bis 40 Prozent mehr verkaufte Eier, als an den Tagen vor der Osterwoche. „Wenn man die Eier hätte, könnte man doppelt so viele verkaufen.“Er könne aber natürlich nur so viele anbieten, wie er von den Hühnern bekomme. Nach Ostern gehe die Nachfrage wieder ein wenig zurück, dennoch ist Heinz zufrieden. Denn auch der ein oder andere Skandal rund ums Ei, wirke sich positiv auf seinen Handel aus: „Die Menschen haben bewusster danach geschaut, wo die Eier herkommen“, sagt er in Bezug auf den FipronilSkandal im vergangenen Jahr. Damals waren Eier, vor allem aus Holland, mit dem Insektizid belastet gewesen und in Umlauf gekommen. Heinz ist der Meinung, dass seine Abnehmer dadurch vermehrt auf die regionalen Produkte zurückgreifen. Von den Kunden bekomme Heinz auch viel Zuspruch für sein Tun, weil das Bewusstsein für das Tier hinter unserem Frühstücksei wachse.
Ähnlich sieht das auch Andreas Mayr vom Geflügelhof Mayr in Unterelchingen. Seit des Aufkommens des Fipronil-Skandals 2017, verkau- fe er rund 20 Prozent mehr Eier – und das halte nach wie vor an. „Die Kunden legen starken Wert auf die regionalen Lieferanten“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Das sei für den Diplom-Agraringenieur natürlich erfreulich. Aber auch jetzt, kurz vor den Osterfeiertagen, nehme der Handel mit den Eiern zu: 30 Prozent mehr Eier als üblich seiner insgesamt 8000 Hühner verkaufe er in den 14 Tagen vor Ostern. In der Osterwoche gehen sogar 36000 Bunteier von Mayrs Geflügelhof über diverse Landentheken der Region, etwa in Supermärkten in Weißenhorn oder Senden. Normalerweise bringe er etwa 7000 Bunteier pro Woche unter die Leute. Mayr bietet seit Langem bereits gekochte, gefärbte Eier an. Wöchentlich fährt er dafür in eine Färberei nach Thannhausen im Landkreis Günzburg. Diese bearbeite rund 10000 Eier pro Stunde, so Mayr.
Nach Skandal: Mehr Zulauf bei den regionalen Bauern
Wer seine Hühnereier lieber selbst anpinseln möchte, kann beispielsweise auch auf die Hühnereier der Familie Bosch aus Regglisweiler zurückgreifen. Seit etwa einem Jahr bieten die Boschs „Miethühner“an
Heißt: Der Verbraucher schließt mit der Familie einen Vertrag ab und „mietet“damit ein Huhn, das bei den Boschs lebt. Die gelegten Eier kann der „Mieter“des Huhns regelmäßig abholen. Der Betrieb sorgt neben dem Platz auf der Hühnerstange auch für Futter und die tierärztliche Versorgung des Geflügels. Die rund 350 Hennen und zwei Hähne dürfen jeden Morgen ins Freie, abends kommen sie in ihren Stall.
Und auch die Regglisweiler merken: Der Eierkonsum nimmt um die Feiertage erheblich zu. „Jetzt steigt der Umsatz an und auch zu Weihnachten merkt man, dass mehr Eier gekauft werden“, sagt Lukas Bosch. Selbst gefärbte Eier bietet die Familie ebenfalls an – allerdings nur wenige. Im Schnitt verkaufen die Boschs rund 300 Eier am Tag, kurz vor den Osterfeiertagen seien es 450 Eier, sagt Lukas Bosch. „Normalerweise bleiben welche übrig. Jetzt sind aber jeden Tag alle Eier, die wir anbieten können, weg.“
Die Eier – also der Lohn ihrer Arbeit – verwendet die Familie aus Regglisweiler übrigens am liebsten zum Kässpätzle kochen. Der Untereicher Alois Heinz schwört hingegen auf das klassische Rührei. Ob der Hühnerstall österlich dekoriert werde? Anlässlich des vergangenen Weihnachtsfests gab es zwar bei beiden Betrieben einen Christbaum, ober besser gesagt „Christbaumkugeln“aus Karotten. Doch „zu Ostern können wir ja schlecht eine Henne oder ein Ei im Stall aufstellen, wir haben ja genug Lebende da“, sagt Marianne Bosch und lacht.