Eine zufriedene Bank
Die Sparkasse hat das Thema Fusion zu den Akten gelegt und konzentriert sich aufs Geschäft. Das läuft ganz gut
Die Zeit der Brautschau scheint endgültig vorbei, das Thema Fusion ist vom Tisch: Die Sparkasse Neu-Ulm–Illertissen hat ihre Geschäftspolitik nach der geplatzten Fusion mit den Nachbarn aus dem Kreis Günzburg neu ausgerichtet und hegt nun keinerlei Verschmelzungsabsichten mehr mit einem anderen Geldinstitut. Vorstandsvorsitzender Armin Brugger: „Da gibt es keinerlei Überlegungen, nichts.“Offenkundig laufen die Geschäfte gut. „Wir sind sehr zufrieden“, sagte Brugger gestern bei der Vorstellung der Bilanz für das Jahr 2017. Obwohl die Rahmenbedingungen weiter schwierig bleiben.
Die niedrigen Zinsen und die für Banken strenger werdenden Vorschriften machen das Arbeiten nicht leichter. Die Sparkasse hält sich jedoch zugute, sich sehr gut präpariert zu haben, etwa in der Kundenberatung. Die erfolgt mittlerweile eben nicht mehr nur über das Niederlassungsnetz in Stadt und Land, sondern auch über das telefonische Servicecenter, die Internet-Filiale oder über die Sparkassen-App. Überhaupt sieht das Geldhaus in der Digitalisierung ein großes Zukunftsthema.
Dazu gehört auch ein neues Überweisungsverfahren, das ab Mitte des Jahres eingeführt wird: Das Geld soll innerhalb von zehn Sekunden dem Empfänger gutgeschrieben werden, selbst an Wochenenden und Feiertagen. Beim mobilen Bezahlen setzt die Sparkasse auf das Handy. In Verbindung mit einem Chip, der in den neueren Bankkarten steckt, können über Scanner-Kassen Einkäufe getätigt werden, ohne das Kärtchen in einen Schlitz stecken zu müssen. Hier geht die Sparkasse einen anderen Weg als die VR-Bank Neu-Ulm, die vergangene Woche ein anderes System präsentiert hat, bei dem der Geld-Chip in einer Uhr steckt. Mit einem gewissen Stolz verwies Brugger darauf, dass die Sparkasse Neu-Ulm– Illertissen vom Verbrauchermagazin zum fünften Mal in Folge auf den ersten Platz im sogenannten City-Contest gesetzt wurde und sich den Titel „beste Privatkundenberatung“geholt habe.
Der enge Kontakt zu den Kunden schlage sich auch bei den Einlagen nieder: Trotz der anhaltend niedrigen Zinsen tragen die Menschen immer mehr Geld auf die Bank, vergangenes Jahr wuchs der Bestand um 0,4 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro. Somit verfügt die Sparkasse über genügend Mittel, um sie als Darlehen weiterzureichen. Nach den Worten von Vorstandsmitglied Günther Dietrich werden 93 Prozent der Einlagen wieder an die Kunden in Form von Krediten ausgegeben. Das sei deutlich besser als der bayerische Durchschnitt, der nur bei 80 Prozent liege. Die Ausleihungen belaufen sich auf 1,36 Milliarden Euro.
Damit werde nicht nur die regionale Wirtschaft mit Geld versorgt. Der Kreditbedarf sei anhaltend hoch. Das gilt auch für die nach wie vor boomende Baufinanzierung. Wahrscheinlich könnte die Sparkasse noch mehr Kreditverträge abschließen, wenn es denn mehr Immobilien gäbe. „Die Nachfrage ist deutlich größer als das Angebot“, bilanziert der Vize-Vorstandsvorsitzende Thomas Goldschmidt. Laut Armin Brugger hat sich jedoch der Markt verzerrt, was einerseits an den günstigen Finanzierungszinsen liege, andererseits am Wunsch nach einer im Wert steigenden Geldanlage. Aber: „Wir glauben hier nicht – und ganz leise gesagt: noch nicht – an eine Blase.“Die Region sei ein sehr gesunder Standort. Besonders bemerkenswert sei die Nachfrage nach Studentenappartements und Seniorenimmobilien als Geldanlage.
Unter dem Strich bleibt der Sparkasse ein Jahresüberschuss von 2,95 Millionen Euro, was in etwa dem des Vorjahres entspricht. Abgebaut wurden weiterhin Stellen „im Rahmen der normalen Fluktuation“. 2016 zählte die Bank 424 Mitarbeiter (2015: 450), vergangenes Jahr waren es noch 412.