Zum 500. Mal der ewige Holger
Derby gegen Stuttgart wird zum Jubiläumsspiel – und zum Abstiegsduell
Im Leben eines Fußballers gibt es viele besondere Spiele. Erste Spiele, letzte Spiele, Partien um Meisterschaften, um den Aufstieg, gegen den Abstieg und so weiter. Das 500. Spiel aber ist eine Marke, die nicht allzu viele Kicker erreichen. Schon gar nicht für einen Verein. Für Holger Betz, 39-jährige Torwartlegende des SSV Ulm 1846 Fußball, wird es heute Abend (19 Uhr) aller Voraussicht nach so weit sein. Zum 500. Mal wird er im Kasten der Spatzen stehen und dann auch noch im Schwaben-Derby gegen die Stuttgarter Kickers in deren Gazi-Stadion. Vor dem Anpfiff soll er dafür geehrt werden.
Es ist eine schöne Geschichte inmitten einer Rahmenhandlung, die nicht allzu rosig aussieht für Ulm. Denn das Spiel gegen die Stuttgarter ist zwar einerseits das Duell zweier schwäbischer Mannschaften, andererseits auch eines zweier Teams, die Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg aus der Regionalliga Südwest sind. Mit 31 Zählern stehen die Kickers einen Punkt hinter Ulm auf Rang 14, der zum ersten Abstiegsplatz mutieren kann – was äußerst unwahrscheinlich ist.
Allerdings hat das Team aus der baden-württembergischen Landeshauptstadt schon zwei Spiele mehr absolviert als die Spatzen. Deren Trainer Tobias Flitsch erwartet deshalb, „dass Stuttgart versuchen wird, das Spiel in die Hand zu nehmen“und Druck zu machen. Dass es in der Partie um einiges geht, sei seinem Team bewusst. „Es wäre ja witzig, wenn beide Mannschaften ins Spiel gingen und keinen Druck hätten“, meint er. Aber Nervenflattern? „Nein, auf gar keinen Fall.“
Im Hinspiel haben die Ulmer bewiesen, wozu sie in der Lage sind, wenn sie Druck machen. Mit 0:2 lagen sie Anfang Oktober zurück, die Partie endete mit einem 3:2. Eine Wiederholung des Ergebnisses wäre für seine Ulmer zwar schön, sagt er. Aber: „Das Spiel geht von Null los.“Flitsch geht ohnehin optimistisch in die Begegnung. Sein Team habe sich in den vergangenen Wochen klar verbessert, wofür auch das respektable 1:1 gegen Freiburg II vom Wochenende stehe. Auch trotz der vergebenen Chancen. Die seien ohnehin kein Thema für ihn. „Das ist uninteressant. Es gibt bessere Spieler im Profibereich, die schon krassere Dinger vergeben haben.“
Auf Dauer könnte es sich trotzdem rächen. Denn neben den Kickers haben auch die Spatzen-Verfolger Worms und Koblenz am Wochenende gegen Topteams gepunktet. Worms hat einen Zähler gegen Offenbach geholt (2:2) und die TuS Koblenz sogar 1:0 gegen Saarbrücken gewonnen. „Das darf uns nicht interessieren“, beschwichtigt Tobias Flitsch jedoch. Und der Sportliche Leiter Lutz Siebrecht bekräftigt: „Wir müssen auf unsere Hausaufgaben schauen.“Für die Hausaufgaben steht den Spatzen-Verantwortlichen ein voller Kader zur Verfügung. Keine Sperren, keine Neu-Verletzten.
Einem schönen Derby dürfte also nichts im Wege stehen. „Das ist es, was Fußball für mich ausmacht: Flutlicht, eine gute Stimmung und zwei Mannschaften, für die es um etwas geht“, sagt Siebrecht. Der passende Rahmen für ein 500. Spiel.