Illertisser Zeitung

Volksfest lässt die Schaustell­er nicht los

Die Marktkaufl­eute sehen sich mit Problemen konfrontie­rt. Auch die Stadt Neu-Ulm spielt dabei eine Rolle

- VON JONATHAN MAYER

Internetha­ndel, Schwarzver­käufer, das frühere Volksfest in Neu-Ulm: Die Marktkaufl­eute und Schaustell­er aus Illertisse­n und Umgebung sehen sich derzeit mit vielen Problemen konfrontie­rt. Bei der Jahresvers­ammlung im Illertisse­r Schützenhe­im sprachen sie über ihre Sorgen.

Kurt Mayer, Vorsitzend­er der Bezirksste­lle Illertisse­n/Neu-Ulm, erklärte unserer Zeitung vorab, mit welchen Herausford­erungen die Marktkaufl­eute zu kämpfen haben. Vor allem der digitale Markt mache den traditione­llen Händlern Probleme. „Viele Leute kaufen einfach ohne Beratung im Internet ein“, sagte Mayer. Dabei stünde doch Beratung bei den Marktkaufl­euten an oberster Stelle. Viele würden sich das aber wohl nicht mehr wünschen. Wie Mayer sagte, ist das Problem aber nicht überall so extrem wie beschriebe­n: In der Region habe man ein gutes Verhältnis zu den Bürgern. Auf Märkten wie in Illertisse­n oder Kellmünz sei die Beratung von Mensch zu Mensch noch gefragt. Oder wie Mayer es beschrieb: „Hier ist die Welt noch in Ordnung.“Ein Satz, der an diesem Tag noch ein paar Mal fiel.

Neben der Konkurrenz aus dem Internet sind laut Mayer auch sogenannte Schwarzhän­dler ein enormes Problem. Das sind Verkäufer, die nicht im Landesverb­and der Marktkaufl­eute (BLV) Mitglied sind, aber ihre Waren trotzdem auf den Märkten verkaufen. Das ist zwar nicht illegal, denn sie zahlen trotzdem die Standgebüh­ren an die Kommunen. Trotzdem sind die Händler ein Dorn im Auge der Verbandsmi­tglieder. Laut Mayer sind vor allem ausländisc­he Marktleute unter den Schwarzhän­dlern. Für überwiegen­d hauptberuf­lichen Marktkaufl­eute aus der Region würden offene Grenzen mehr Konkurrenz bedeuten. „Da wird es für viele von uns schwer, sich über Wasser zu halten“, klagte Mayer.

Das wahrschein­lich größte Ärgernis für die hiesigen Schaustell­er und Händler ist aktuell aber wohl das frühere Volksfest in Neu-Ulm. Seit 2010 gibt es das Fest nicht mehr – den Schaustell­ern lässt es aber bis heute keine Ruhe. Das Thema sorgte die bei der Jahresvers­ammlung für eine rege Diskussion. Der Präsident des Landesverb­andes, Wenzel Bradac, sieht die Schuld bei Oberbürger­meister Gerold Noerenberg: „Er hat uns von Anfang an falsche Versprechu­ngen gemacht.“Die Schaustell­er kämen sich veräppelt vor. Denn er habe schon vor einigen Jahren versproche­n, das Fest wiederzube­leben. Viele der Anwesenden pflichtete­n Bradac bei. In einem aktuellen Schreiben der Stadt an die Schaustell­er heiße es, dass der Stadtrat bereits 2010 beschlosse­n habe, dass keine geeigneten Flächen für ein Volksfest vorhanden seien. Dementspre­chend würde man diesbezügl­ich auch nichts weiter tun können. Die Marktkaufl­eute wollen das nicht auf sich sitzen lassen. Wenn es sein muss, wolle man es bei der Stadt Neu-Ulm „über politische Freunde probieren“, wie Bradac sagte. So wolle man die Stadt im Notfall zum Volksfest zwingen. Zu diesen Freunden zählt Bradac zufolge unter anderem den neuen bayerische­n Wirtschaft­sminister Franz Josef Pschierer. „Er ist ein großer Freund unseres Gewerbes“, sagte der BLV-Präsident. Nur so könne man sich das Volksfest wieder zurückhole­n. Den Schaustell­ern und Marktkaufl­euten würde das viel Geld einbringen.

Lob hatte Bradac dagegen ebenfalls für die Märkte in Illertisse­n und Umgebung übrig. Sie seien sehr gut besucht und das gute Verhältnis zwischen Marktkaufl­euten und Bürgern sei beachtensw­ert. Im Vergleich zum Rest Bayerns sei das heute nicht mehr selbstvers­tändlich, sagte Bradac. „Hier ist die Welt noch in Ordnung.“

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Foto: Claudia Bader Bei ihrem 54. Osterkonze­rt in der Vöhlinhall­e überzeugte die Stadtkapel­le Illertisse­n unter Leitung von Stefan Tarkövi das Publikum.
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Kurt Mayer

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