Volksfest lässt die Schausteller nicht los
Die Marktkaufleute sehen sich mit Problemen konfrontiert. Auch die Stadt Neu-Ulm spielt dabei eine Rolle
Internethandel, Schwarzverkäufer, das frühere Volksfest in Neu-Ulm: Die Marktkaufleute und Schausteller aus Illertissen und Umgebung sehen sich derzeit mit vielen Problemen konfrontiert. Bei der Jahresversammlung im Illertisser Schützenheim sprachen sie über ihre Sorgen.
Kurt Mayer, Vorsitzender der Bezirksstelle Illertissen/Neu-Ulm, erklärte unserer Zeitung vorab, mit welchen Herausforderungen die Marktkaufleute zu kämpfen haben. Vor allem der digitale Markt mache den traditionellen Händlern Probleme. „Viele Leute kaufen einfach ohne Beratung im Internet ein“, sagte Mayer. Dabei stünde doch Beratung bei den Marktkaufleuten an oberster Stelle. Viele würden sich das aber wohl nicht mehr wünschen. Wie Mayer sagte, ist das Problem aber nicht überall so extrem wie beschrieben: In der Region habe man ein gutes Verhältnis zu den Bürgern. Auf Märkten wie in Illertissen oder Kellmünz sei die Beratung von Mensch zu Mensch noch gefragt. Oder wie Mayer es beschrieb: „Hier ist die Welt noch in Ordnung.“Ein Satz, der an diesem Tag noch ein paar Mal fiel.
Neben der Konkurrenz aus dem Internet sind laut Mayer auch sogenannte Schwarzhändler ein enormes Problem. Das sind Verkäufer, die nicht im Landesverband der Marktkaufleute (BLV) Mitglied sind, aber ihre Waren trotzdem auf den Märkten verkaufen. Das ist zwar nicht illegal, denn sie zahlen trotzdem die Standgebühren an die Kommunen. Trotzdem sind die Händler ein Dorn im Auge der Verbandsmitglieder. Laut Mayer sind vor allem ausländische Marktleute unter den Schwarzhändlern. Für überwiegend hauptberuflichen Marktkaufleute aus der Region würden offene Grenzen mehr Konkurrenz bedeuten. „Da wird es für viele von uns schwer, sich über Wasser zu halten“, klagte Mayer.
Das wahrscheinlich größte Ärgernis für die hiesigen Schausteller und Händler ist aktuell aber wohl das frühere Volksfest in Neu-Ulm. Seit 2010 gibt es das Fest nicht mehr – den Schaustellern lässt es aber bis heute keine Ruhe. Das Thema sorgte die bei der Jahresversammlung für eine rege Diskussion. Der Präsident des Landesverbandes, Wenzel Bradac, sieht die Schuld bei Oberbürgermeister Gerold Noerenberg: „Er hat uns von Anfang an falsche Versprechungen gemacht.“Die Schausteller kämen sich veräppelt vor. Denn er habe schon vor einigen Jahren versprochen, das Fest wiederzubeleben. Viele der Anwesenden pflichteten Bradac bei. In einem aktuellen Schreiben der Stadt an die Schausteller heiße es, dass der Stadtrat bereits 2010 beschlossen habe, dass keine geeigneten Flächen für ein Volksfest vorhanden seien. Dementsprechend würde man diesbezüglich auch nichts weiter tun können. Die Marktkaufleute wollen das nicht auf sich sitzen lassen. Wenn es sein muss, wolle man es bei der Stadt Neu-Ulm „über politische Freunde probieren“, wie Bradac sagte. So wolle man die Stadt im Notfall zum Volksfest zwingen. Zu diesen Freunden zählt Bradac zufolge unter anderem den neuen bayerischen Wirtschaftsminister Franz Josef Pschierer. „Er ist ein großer Freund unseres Gewerbes“, sagte der BLV-Präsident. Nur so könne man sich das Volksfest wieder zurückholen. Den Schaustellern und Marktkaufleuten würde das viel Geld einbringen.
Lob hatte Bradac dagegen ebenfalls für die Märkte in Illertissen und Umgebung übrig. Sie seien sehr gut besucht und das gute Verhältnis zwischen Marktkaufleuten und Bürgern sei beachtenswert. Im Vergleich zum Rest Bayerns sei das heute nicht mehr selbstverständlich, sagte Bradac. „Hier ist die Welt noch in Ordnung.“