B300: Rollt bald weniger Verkehr?
Ab Juli gilt die Lastwagen-Maut auch auf allen Bundesstraßen in Deutschland. Inwiefern das die Situation in Babenhausen, Kettershausen und Winterrieden beeinflussen könnte
Die Lastwagen, die Tag für Tag auf der B300 rollen, sind für viele Babenhauser ein Ärgernis. „Da passieren Dinge, die sind haarsträubend“, sagte etwa Marktrat Martin Gleich kürzlich bei der Versammlung des CSU-Ortsverbands. Fahrer würden teilweise unterschätzen, wie weit ihre Gefährte ausscheren und wie eng die Kurven im Ort sind. Er habe beobachtet, dass manche sogar Gehwege schneiden. Auch, dass ältere Menschen an der S-Kurve nahe dem Rathaus manchmal kaum Möglichkeiten fänden, sicher die Straße zu queren. „Der Ort erstickt im LkwVerkehr“, monierte er. Seit Jahren forderte Gleich deshalb eine Maut für schwere Lastwagen auf der B 300. Er habe sich mehrmals an die Politik gewandt, etwa an das Verkehrsministerium oder Abgeordnete, um auf die Situation aufmerksam zu machen.
Ab 1. Juli ist eine solche Maut Realität: Lastwagen, die mehr als 7,5 Tonnen schwer sind, müssen künftig auf allen Bundesstraßen in Deutschland eine Nutzungsgebühr bezahlen Doch wird sich die Verkehrssituation im Fuggermarkt dadurch ändern?
Zuständige Beamte am Unterallgäuer Landratsamt rechnen nicht damit. Als die Maut auf Autobahnen 2005 eingeführt wurde, sei es zu „keinen nennenswerten Veränderungen“beim Verkehr auf der B 300 gekommen. Daher sei es offenbar nicht der Fall gewesen, dass sogenannte „Mautflüchtlinge“auf die Bundesstraße ausgewichen sind. „Deshalb wird sich wahrscheinlich auch jetzt nichts ändern“, sagt Pressesprecherin Silvia Rustler.
In Augsburg, wo ab Juli ebenfalls eine Maut auf der B300 im Stadtgebiet gilt, sieht man der Änderung gelassen entgegen: Die bisherigen Erfahrungen mit dem Thema hätten gezeigt, dass es wenig Verlagerungsverkehr gebe, so Gunther Höhnberg, der für die Verkehrsplanung im dortigen Tiefbauamt zuständig ist. „Für die Speditionen spielt Zeit die entscheidende Rolle, die Maut ist weniger wichtig“, sagt er.
Manche sehen das anders. Bürgermeister Otto Göppel sagt: „In unserer Wahrnehmung liegt der Verdacht nahe, dass es Mautflücht- linge gibt. Zum Beispiel, wenn man sich die Kennzeichen anschaut.“Er hält es für denkbar, dass weniger Fahrer die B300 wählen, wenn sie für deren Nutzung wie auf Autobahnen eine Gebühr bezahlen müssen. Auch Martin Gleich vermutet, dass weniger „Mautpreller“durch den Fuggermarkt fahren werden.
Wie stark der Verkehr auf der B300 – die nicht nur durch Babenhausen, sondern etwa auch durch Kettershausen und Winterrieden führt – ist, zeigen Zahlen des Bundesinnenministeriums aus dem Jahr 2015. Laut Landratsamt wurden die Werte bei Messungen zwischen Babenhausen und Winterrieden erhoben. Demnach fuhren binnen 24 Stunden rund 3900 Fahrzeuge die Straße entlang – davon 272 Schwerlastfahrzeuge. Ähnlich fielen die Zahlen nahe Krumbach aus: Dort waren im selben Zeitraum im Schnitt 3870 Fahrzeuge, davon 280 Schwerlaster, unterwegs. Rustler weist aber darauf hin: „Für eine Bundesstraße sind das vergleichsweise niedrige Werte.“Auf den deutschen Bundesstraßen lag der Durchschnittswert 2015 bei 6176 Fahrzeugen, davon 422 Schwerlasttransporter. Dennoch weiß die Straßenverkehrsbehörde am Landratsamt um den Unmut der Bürger. Es gingen von Zeit zu Zeit Beschwerden über den Verkehr auf der B 300 ein, so die Pressesprecherin. In manchen Fällen treffen sich Bürgermeister, Polizei, Mitarbeiter der Straßenverkehrsbehörde und der Straßenbaulastträger, sprich Vertreter des Bundes, zu Ortsterminen.
Derzeit werden in Deutschland rund 600 zusätzliche Kontrollsäulen aufgebaut, so das Unternehmen Toll Collect, das vom Bund mit der Mauterhebung beauftragt ist. Die rund vier Meter hohen, blauen Stationen sollen die mobilen Kontrollen des Bundesamtes für Güterverkehr ergänzen. „In und um Babenhausen sind an der B 300 keine Kontrollsäulen geplant“, teilt das Unternehmen auf Anfrage mit. Die nächste Säule befinde sich seit dieser Woche in Thannhausen.