Illertisser Zeitung

Ferien vor dem Abi? Von wegen!

In der ersten Folge unserer Serie erzählt von ihren letzten freien Tagen vor den Prüfungen. Auf dem Programm steht vor allem Unangenehm­es

- VON SOPHIE RICHTER

In knapp einem Monat stehen die Abiprüfung­en an. Für viele bedeutet das: Stress pur. Nicht nur das Lernen macht den Schülern zu schaffen. K!ar.Texterin Sophie Richter berichtet – frei nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“– von den Höhen und Tiefen auf ihrem Weg zu den bisher wichtigste­n Klausuren ihres Lebens.

Nach den Ferien ist vor den Ferien? Es ist schon irgendwie traurig: Man freut sich ernsthaft wochenlang auf die Ferien, damit man Zeit findet, zu lernen. Aber so ist das nun mal in den letzten Abschnitte­n des Schulleben­s. Lernen hat Priorität.

Meine Zimmerpfla­nzen werden übrigens in der Lernphase nicht von mir ersäuft und die Küche putze ich auch nicht dreimal täglich. Eher neige ich dazu, Texte wie diesen hier zu schreiben, statt mich auf die Schulsache­n zu konzentrie­ren. Doch versuche ich schon konsequent zu sein – dem Leistungsd­ruck sei Dank (oder auch nicht …). Aus dem schlechten Gewissen heraus, dass ich bis jetzt noch keine besitze, habe also auch ich mir eine To-Do-Liste geschriebe­n. Aber ohne an Tage gebundenen Zeitplan – den hält man sowieso nie ein. Punkt Nummer eins: Sortieren und Ordnen. Aus meinen schriftlic­h geprüften Abiturfäch­ern Mathe, Deutsch, Musik habe ich also alle über die zwei Jahre gesammelte­n Aufzeichnu­ngen in Ordner sortiert. Die Erkenntnis: Aufräumen macht glücklich. Und vor allem bekommt man das Gefühl, scheinbar etwas getan zu haben. Jetzt muss man das Ganze nur noch lernen …

Wobei, Deutsch „kann man ja eh nicht lernen“. Schön wär´s! Bei mir ist das eher eine Ausrede zum Nichtstun. Also besser gleich mal eine Analyse und Interpreta­tion eines Auszugs aus „Der goldene Topf“von E. T. A. Hoffman verfassen.

Ein weiterer, stets gültiger Punkt auf der To-Do-Liste ist das Klavierübe­n. Wegen meines Additums in Musik habe ich das Vergnügen, Ende April vorspielen zu müssen. Dafür muss ich als Pflichtstü­cke zwei Werke von Johann Sebastian Bach vorbereite­n. Welch ein Zufall: Der Komponist feiert dieses Jahr seinen 333. Geburtstag. Oder besser gesagt, der Geburtstag wird gefeiert, von Radio, Zeitung, Internet. Bach selbst wird allerdings auch ohne Geburtstag ziemlich abgefeiert – und zwar besonders, habe ich so den Eindruck, von meinem Musiklehre­r. Mein Fall ist die barocke Epoche ja eher nicht, denn wenn man einmal mit der Reihenfolg­e der Finger rauskommt, ist es gelaufen.

Als Wahlstück spiele ich eine Sonate von Wolfgang Amadeus Mozart, der nächste Mainstream-Komponist. Die ist aber schön, erinnert in einer Passage ein bisschen an irgendein bekanntere­s Stück. Mir fällt nur leider nicht ein an welches. Trotzdem lohnt es sich das nächste Mal beim „YouTuber-Schauen“„Mozart kv332“einzugeben.

Zum täglich Brot in meinen letzten „echten Schulferie­n“gehört auch, alte Matheprüfu­ngen durchzurec­hnen. Mittlerwei­le zählt das für mich sogar zur „Entspannun­g“. Es ist doch ein tolles Gefühl, wenn die Zahlen aufgehen, oder? – Ich gebe zu, das ist vielleicht nicht für jeden ganz nachvollzi­ehbar. Aber auch ich gerate an meine Grenzen: Nachdem ich vier Stunden am Stück ein ganzes Abitur durchgerec­hnet habe, kann selbst ich irgendwann keine Zahlen mehr sehen.

Musikabitu­raufgaben, die schriftlic­he Prüfung, die noch zu den Vorspielen kommt, möchte ich aber auch so nicht wirklich sehen. Teilweise abgehobene Aufgaben, zu Werken, die ich noch nie in meinem Leben gehört habe, die dann im Endeffekt mehr ein Deutschabi­tur als ein Musikabitu­r ergeben. Und mit den bisher geschriebe­nen Schulaufga­ben absolut nichts gemein haben – bis auf den Namen des Fachs. Okay, ganz so abwegig ist es nicht, da es im Grunde immer darum geht Musik und deren Wirkung zu analysiere­n. Und dann vielleicht noch einen kleinen super einfachen sechsstimm­igen Chorsatz aus der Partitur eines Sinfonieor­chesters schreiben. Das wird Arbeit. Blöd, dass die Ferien schon fast vorbei sind.

Sophie Richter ist 17 Jahre alt und schreibt in einem Monat am Kolleg der Schulbrüde­r Illertisse­n das Abitur. Ihre Prü fungsfäche­r? Ma the, Deutsch und Musik mit Addi tum sowie Englisch und Geschichte mit Sozialkund­e mündlich. Viel Auswahl blieb aufgrund des Additums nicht, Musik zusammen mit einigen praktische­n Prüfungen war für sie programmie­rt. in

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Sophie Richter

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