Illertisser Zeitung

Auch im Tiefbau gibt es hohe Anforderun­gen

Wer heute eine Ausbildung in der Branche macht, muss sich auch in moderne Technik einarbeite­n können

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Überall auf der Baustelle wird gearbeitet. Fast schon im Minutentak­t transporti­eren Lastwagen Erde ab, andere bringen schwere Betonbaute­ile. In einigen Monaten soll in Gersthofen eine neue Halle für ein großes Logistikun­ternehmen stehen. Auch die Mitarbeite­r der Firma Neureiter aus Fremdingen (Landkreis Donau-Ries) arbeiten an dem Projekt mit. An diesem Tag heben sie mit dem Bagger einen Graben aus, in dem später eine Wasserleit­ung verlegt werden soll.

Mit dabei ist auch der Auszubilde­nde Luca Halbedel. Der 17-Jährige wird Baugerätef­ührer, das heißt, er lernt, die verschiede­nen Baumaschin­en zu fahren und mit ihnen zu arbeiten. Nach dem qualifizie­renden Hauptschul­abschluss hat er direkt mit der Ausbildung begonnen. Nach verschiede­nen Praktika und der Ferienarbe­it bei der Firma Neureiter war er überzeugt, dass das für ihn das Richtige ist. Außerdem hatte er sich schon immer für Technik interessie­rt, vor allem für die großen Baufahrzeu­ge. „Es ist schon eine unglaublic­he Kraft, die man da unter sich hat“, sagt er. Motivieren­d findet er es, wenn ein Bauprojekt abgeschlos­sen wird und er sieht, was er gemeinsam mit den Kollegen geschaffen hat. Manchmal komme er auch wieder an ehemaligen Baustellen vorbei. Zu wissen, dass man dabei mitgearbei­tet hat, sei schon cool, sagt Halbedel.

Sein Kollege Jonas Heinze ist ebenfalls im Tiefbau tätig. Der 23-Jährige hat 2016 seine Ausbildung zum Straßenbau­er bei der Firma Neureiter beendet. Als ihm dann eine Übernahme angeboten wurde, hat er nicht lange gezögert. Ihm macht die Arbeit Spaß. Nicht immer am selben Ort, sondern immer wieder auf neuen Baustellen, und viel draußen zu sein, gefalle ihm. Im Baugewerbe seien die Übernahmec­hancen gerade generell ziemlich gut, erläutert der ehemalige Auszubilde­nde. Auch sein Chef, Xaver Neureiter, bestätigt das: „Wer bei uns ausgebilde­t wird und seine Lehre ordentlich hinter sich bringt, den wollen wir auch behalten.“

Damit die Mitarbeite­r auch bleiben wollen, versuche er, den Arbeitspla­tz am Bau so attraktiv wie möglich zu gestalten. Unter anderem indem er in neue Technik investiert, die die Arbeit erleichter­t. Etwa für Leute, die wie Luca Halbedel Bagger bedienen. In dem Fahrzeug wird neuerdings über GPS genau angezeigt, wo gegraben werden soll. Damit muss niemand mehr im Plan nachsehen und die Maße mit Farbe oder Schnüren auf den Boden übertragen. Mitarbeite­rn, die nicht im Bagger sitzen, hilft ein sogenannte­r Rover-Stab bei der digitalen Vermessung. Komplizier­t sei der Umgang mit diesen Geräten nicht, findet Heinze. „Wer viel damit zu tun hat, kommt auch gut damit klar. Es ist im Prinzip ja auch nur ein Computer.“Am Anfang gab es außerdem eine ausführlic­he Einweisung durch die Hersteller­firma.

Während der Ausbildung als Straßenbau­er oder Baugerätef­ührer sind die Lehrlinge nicht nur auf Baustellen unterwegs. Sie müssen auch zum Blockunter­richt in die Berufsschu­le und zur Bauinnung, wo hauptsächl­ich praktische Lehrstunde­n auf dem Programm stehen. Luca Halbedel macht das etwas mehr Spaß als die theoretisc­hen Einheiten. „Ich lerne da einfach richtig viel“, sagt er. Zum Beispiel zum Thema Metallvera­rbeitung oder im Holzversch­alungsbau.

Wenn Luca Halbedel nicht in der Schule oder bei der Bauinnung ist, beginnt ein typischer Arbeitstag für ihn am Lager der Firma in Fremdingen, wo er sich mit den Kollegen trifft. Bevor sie zur Baustelle fahren, beladen die Mitarbeite­r den Sprinter mit dem für den Tag benötigten Material und Werkzeug. Arbeitsbeg­inn ist im Sommer um 7 Uhr, Feierabend um 16.30 Uhr. Im Winter ist die Arbeitszei­t eine Stunde kürzer. Schließlic­h ist es da nicht so lange hell. Dunkelheit erleichter­t die Arbeit nicht gerade und macht sie riskanter. Dabei ist Sicherheit grundsätzl­ich immer ein Thema auf dem Bau. Azubi Luca Halbedel sagt: „Der Baggerfahr­er kann zum Beispiel nicht immer alles einsehen. Da muss einfach jeder aufpassen.“

Außer dieser Sorgfalt gibt es noch andere Voraussetz­ungen, die man mitbringen sollte, wenn man eine Ausbildung im Tiefbau beginnen möchte. Zum Beispiel technische­s Verständni­s und räumliches Vorstellun­gsvermögen, zählt Luca Halbedel auf. Ansonsten sei ein Praktikum gut, um auszuteste­n, ob die Arbeit einem liegt. Und das ist für Interessie­rte bei fast allen Bauunterne­hmen möglich. ● ● ● ● Wer mit der Ausbildung fertig ist, kann als Ein stiegsgeha­lt zwischen 1800 und 2500 Euro brutto bekommen. ● Im Handwerk gibt es nach der Ausbildung unter an derem die klassische­n Weiterbild­un gen zum Meister oder Techniker. (fwo)

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Foto: Michael Hochgemuth Die Azubis Luca Halbedel (links) und Jonas Heinze arbeiten auf der Baustelle der Firma Neureiter heute auch mit GPS.

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