Illertisser Zeitung

Stewart muss in Nischen fischen

Der Panther-Trainer war wieder in Nordamerik­a, um nach Spielern zu suchen, die sich entwickeln lassen

- VON ANDREAS KORNES

Stressige Tage liegen hinter Mike Stewart. Mit seinem Assistente­n Tray Tuomie ist der Panther-Trainer 17 Tage quer durch den Nordosten der USA getourt. Auf der Suche nach neuen Profis für die Panther beobachtet­en die beiden 13 Eishockey-Spiele. Vor allem Partien in der American Hockey League (AHL) standen dabei im Blickpunkt. Sie dient der National Hockey League (NHL) als Ausbildung­sliga. Wer den Sprung in die beste Liga der Welt nicht schafft, muss sein Glück und Auskommen in einer Liga außerhalb Nordamerik­as suchen. Die Deutsche Eishockey Liga (DEL) ist eine Option, wenngleich nicht die attraktivs­te.

Bessere Gehälter zahlen vor allem die Klubs in der russischen KHL, aber auch in der Swiss League verdienen die Profis gutes Geld. In der DEL sind es die Topklubs aus München, Mannheim, Nürnberg oder Berlin, die sich deutlich exklusiver­e Kader zusammenst­ellen können als die Kellerkind­er aus Straubing, Schwenning­en oder eben Augsburg. Deren Erfolgsrez­ept: Sie fischen in Nischen. Gesucht sind beispielsw­eise Spieler, die im Formtief stecken. Wenn die sportliche Vita einen Knick aufweist, weckt das deren Interesse. Die Recherche beginnt. Zwei Fragen sind entscheide­nd: Warum steckt der Spieler im Tief? Und glaube ich daran, dass er es wieder herausscha­fft?

Begehrt sind auch Profis, die ihr Talent bisher gut verborgen hielten. Kurz gesagt geht es um Spieler, die es nicht ins Visier der großen Vereine schaffen. Einen solchen zu verpflicht­en, ist mangels Nachfrage vergleichs­weise günstig, birgt aber ein höheres Risiko. Schon so mancher entpuppte sich als Enttäuschu­ng. Wenn nicht, droht ebenfalls Ungemach. Dann ist der Ablauf oft folgender: Ein Underdog verpflicht­et einen unbekannte­n oder andernorts gescheiter­ten Spieler. Dieser entwickelt sich zum Leistungst­räger, was der finanzstar­ken Konkurrenz natürlich nicht verborgen bleibt. Am Ende der ersten, spätestens am Ende der zweiten Saison lockt ein attraktive­s Vertragsan­gebot. Der Spieler folgt dem Ruf des Geldes – und die Suche beginnt von vorne. Aktuelles Fallbeispi­el dürfte Augsburgs TopTorjäge­r Trevor Parkes sein, der sich mit 44 Treffern in zwei Spielzeite­n nachdrückl­ich für ein höheres Gehalt empfohlen hat. Angeblich liegt ihm ein Angebot des Meisters aus München vor. Die Zeichen stehen auf Abschied.

Für die kleinen Vereine ist der Aufwand groß, solch unentdeckt­e Juwele zu finden. Vor allem bedarf es eines Scouts, der ein Auge dafür hat. Augsburgs Trainer und Manager Stewart hat schon einige Male richtig gelegen. Vergangene­s Jahr zauberte er Matt White aus dem Hut, der auf Anhieb zweitbeste­r Scorer des Teams wurde. Dank einer vereinssei­tigen Option im Vertrag wird White auch kommende Saison in Augsburg spielen. Das gilt für zehn seiner Kollegen nicht mehr. Sie wurden nach dem enttäusche­nden zwölften Platz entweder aussortier­t oder von der Konkurrenz abgeworben. Bisher einziger Neuzugang ist Henry Haase, der aus Düsseldorf kommt. Weitere Zugänge werden folgen, vermutlich schon bald. Denn Stewart dürfte nicht mit leeren Händen aus Nordamerik­a zurückgeke­hrt sein. Jetzt ist alles eine Frage des Timings. Wer zu früh ein Angebot macht, zahlt möglicherw­eise mehr Gehalt als nötig. Wer zu lange wartet, geht leer aus.

„Wir haben gewisse Positionen schon erfüllt“, sagt Stewart dazu nur etwas kryptisch. Er fliegt am Dienstag nach Kanada, um in seiner Heimatstad­t Calgary den Sommer zu verbringen. Von dort aus bastelt er in Zusammenar­beit mit PantherHau­ptgesellsc­hafter Lothar Sigl weiter am Kader. Vielleicht gelingt ihm dabei wieder eine Überraschu­ng. Die vergangene Saison lässt diesbezügl­ich viel Luft nach oben.

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Foto: Uli Wagner Panther Coach Mike Stewart.
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Foto: dpa Der Augusta Sieger trägt grün: Patrick Reed ge wann das Masters.

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