Eselsberg Mord: Es sind vier Täter
Ulms Polizeipräsident Christian Nill berichtet aus dem Alltag der Ermittler
Ein Raser, der Beamte bei einer Kontrolle anpöbelt. Ein InternetNutzer, der in sozialen Netzwerken über die Ermittler flucht. Die Polizei bekommt gelegentlich einiges zu hören. Nach dem aufsehenerregenden Raubmord am Ulmer Eselsberg war das anders. Reihenweise ging Lob ein. „Wir haben wahnsinnig viele positive Rückmeldungen gekriegt. Das tut richtig gut“, sagte Polizeipräsident Christian Nill kürzlich beim FDP-Forum im Hotel Ulmer Stuben. Dabei behielten die Ermittler den jüngsten Erfolg im Fall bislang für sich: „Beim vierten Täter wissen wir, wo er ist: in Georgien. Er ist identifiziert und wird irgendwann vielleicht die Grenze überqueren“, sagte Nill. Dann könne der Mann festgenommen werden.
Bei dem Einbruch in einer Wohnanlage im Veltlinerweg auf dem Ulmer Eselsberg war im Januar ein 59-jähriger Mann niedergeschlagen und gefesselt worden. Er hatte mit seiner 91 Jahre alten Mutter in der Wohnung gelebt. Der 59-Jährige starb noch am gleichen Tag in einem Krankenhaus an den schweren Kopfverletzungen. Drei mutmaßliche Täter sind bereits in Haft. Einen 39-jährigen Georgier nahm die Polizei schon kurz nach dem Raubmord in den frühen Morgenstunden des Dreikönigstags fest, wenige Tage später auch seine 46 Jahre alte russischstämmige Ehefrau. Bereits damals hatten die Ermittler angekündigt, nach möglichen Hinterleuten der Tat zu suchen. Mitte Februar fasste die israelische Polizei einen dritten Verdächtigen in der Küstenstadt Aschkelon in Israel. Der 32 Jahre alte israelische Staatsbürger war mit einem internationalen Haftbefehl gesucht worden. Nach seiner Festnahme beantragte die Ulmer Staatsanwaltschaft, dass der Mann nach Deutschland ausgeliefert wird.
Die Aussichten, dass der vierte mutmaßliche Täter durch die Zusammenarbeit von Behörden aus Georgien nach Deutschland kommt, schätzte Nill beim FDP-Forum als gering ein. „So weit reicht unser Arm nicht, dass wir seiner habhaft werden“, sagte der Polizeipräsident. Der Sprecher der Ulmer Staatsanwaltschaft, die einen Auslieferungsantrag stellen müsste, war bislang nicht für eine Stellungnahme zu er- reichen. Unklar ist daher auch, was genau dem vierten und wohl letzten Verdächtigen vorgeworfen wird.
Details, wie die Polizei auf die Spuren des Mannes kam, verriet Nill nicht. Doch der Polizeipräsident hob die Rolle der IT-Forensiker bei Kriminalfällen hervor. Durch deren Arbeit würden Verbindungen der Täter sichtbar. Als Beispiel nannte der 61-Jährige den jüngsten Brandanschlag auf die Moschee in der Nähe des Ehinger Tors. Die Beamten haben inzwischen sieben Verdächtige festgenommen. „Fall geklärt“, sagte Nill. „Außer einer teilweise angekokelten Fassade war nichts da an Anhaltspunkten“, schilderte er die Ausgangslage der Ermittlungen.