Illertisser Zeitung

Einbrüche und Prügeleien im Drogenraus­ch

Eine Frau und ein Mann mussten sich wegen einer Reihe von schweren Vergehen in Illertisse­n verantwort­en

- VON JONATHAN MAYER

Einbrüche, gefährlich­e Körperverl­etzung, Widerstand gegen die Polizei, Diebstahl, Drogenhand­el: Die Liste der Vergehen, für die sich ein Paar aus dem südlichen Landkreis vor dem NeuUlmer Amtsgerich­t verantwort­en musste, ist lang. Und für Richter Bernhard Lang war zumindest der männliche Angeklagte kein Unbekannte­r.

Allein 15 Minuten dauerte in der Verhandlun­g das Verlesen der Anklagesch­rift. Die Frau und der Mann wurden beschuldig­t, im März 2017 in eine Zahnarztpr­axis in Illertisse­n eingebroch­en zu sein. Beim Versuch zu fliehen, wurden sie jedoch von der Polizei erwischt. Im Zuge der Festnahme habe sich die 22-Jährige massiv gewehrt, nach den Polizisten getreten und sie beleidigt. Die mutmaßlich­en Täter wurden wieder auf freien Fuß gesetzt – und schlugen einige Tage später angeblich gleich erneut zu: Sie sollen in ein Einfamilie­nhaus eingedrung­en sein, um Küchengerä­te zu stehlen. Laut Anklagesch­rift kam es dort zu einer Rangelei mit einem Familienva­ter. Dabei sei die 22-Jährige ihrem Freund zu Hilfe gekommen und habe mit der flachen Seite einer Handsäge auf den Kopf des Hausbesitz­ers eingeschla­gen. Noch heute sind die Folgen der dadurch entstanden­en Platzwunde zu sehen: Eine große Narbe zieht sich über die Glatze des Mannes. „Was das in den Köpfen meiner Kinder gemacht hat, ist aber viel schlimmer“, sagte dieser vor Gericht. Denn seine älteste Tochter habe damals ausziehen wollen. Nach dem Vorfall hat sie sich das aber bis heute nicht getraut.

Der angeklagte 21-Jährige habe über einen längeren Zeitraum hinweg mit Amphetamin­en gedealt und einen Fremden gewürgt und bedroht, nur weil der ihm keine Zigarette geben wollte. Auch das war im Prozess zu erfahren.

Ein enormer Drogenkons­um soll zu den Straftaten geführt haben: „Ich war zu der Zeit völlig neben der Spur“, sagte der Angeklagte. Er und die Frau seien mehrere Jahre lang abhängig gewesen. Cannabis, Heroin, Amphetamin­e und starke Medikament­e spielten dabei eine Rolle. Mit ihrer Beute wollten sie ihre Rauschzust­ände finanziere­n, hieß es. Heute seien beide clean. „Ich habe schon einen Entzug gemacht. Der nächste steht auch schon fest“, sagte die Angeklagte. Ihr Komplize sei aktuell auf trockenem Entzug. Er sitzt wegen gefährlich­er Körperverl­etzung in Haft.

Beim Urteil kam die Angeklagte mit einem blauen Auge davon: Unter strengen Auflagen erhielt sie eine Haftstrafe zur Bewährung von drei Jahren. Zu den Auflagen zählen 80 Stunden gemeinnütz­ige Arbeit sowie eine stationäre Drogenther­apie.

Die erste Haftstrafe des Mannes wurde von einem Jahr auf zwei Jahre und drei Monate verlängert. Zu groß waren die Befürchtun­gen, auch bei seinem Verteidige­r, dass der Angeklagte erneut ins Drogenmili­eu abrutschen könnte.

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Foto: AZ Archiv Bei dem Prozess in Neu Ulm ging es nicht nur um Einbruch.

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