„Kunst & Krempel“kommt ins Kloster
Anfang Juni ist die Antiquitätensendung in Roggenburg. Besucher können ihre Schätze begutachten lassen
Pater Roman Löschinger hat einen kleinen Schatz aus seinem Zimmer in die Klosterbibliothek mitgebracht. Der Laie sieht eine kleine Pietà aus Holz, nur etwa 30 Zentimeter groß, mit deutlichen Altersspuren. Fachmann Frank Matthias Kammel vom Germanischen Nationalmuseum Nürnberg erkennt mehr: Lindenholz, Farbreste, die zeigen, dass die Figur älter als 200 Jahre sein muss, und Beschädigungen, die darauf hindeuten, dass die Figur einst im Freien gestanden haben muss, in einem Bildstock oder einer Wandnische. Keine große Kunst, der promovierte Kunsthistoriker freut sich trotzdem: „Da ist Geschichte drüber gegangen.“Pater Roman, der das kleine Vesperbild aus dem Nachlass eines Priesterkollegen hat, ist ohnehin glücklich: Wenn er auf die Holzfigur blickt, denkt er an die Geschichte, die ihn mit dieser verbindet.
Szenen wie diese werden sich bald häufiger in der Bibliothek abspielen. Denn Kammel, designierter Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums, kehrt in einigen Wochen als Experte zurück nach Roggenburg – und nicht nur er: Vom Freitag, 1., bis Sonntag, 3. Juni, ist das mit der Antiquitätensendung „Kunst & Krempel“zu Gast im Kloster. Drei Tage lang können dann Gäste ihre Schätze mitbringen, um sie von Fachleuten vor lau- fender Kamera begutachten zu lassen. Das seit 1985 bestehende, immer samstags um 19.30 Uhr ausgestrahlte Format erreicht laut Redaktionsleiter Ronald Köhler bundesweit bis zu eine Million Zuschauer pro Sendung. An den drei Aufzeichnungstagen mit insgesamt sechs Fachgebieten wird Material für bis zu 20 „Kunst & Krempel“-Sendungen entstehen.
Was die von anderen Antiquitätensendungen unterscheidet: „Bei uns geht es nicht ums Verkaufen“, sagt Redaktionsleiter Köhler, „das ist für mich ein schöner Aspekt.“Experte Kammel stimmt ihm zu: Der Kunsthistoriker, Experte für Skulpturen und religiöse Volkskunst, schätzt nicht nur die Kunstwerke selbst, sondern vor allem die Geschichten hinter diesen. Doch neben dem ideellen Wert zählen für manche, die ihre Schätze begutachten lassen, natürlich auch der finanzielle Wert. Da bleiben Enttäuschungen manchmal nicht aus: Es sei heute leicht, Informationen zu finden, aber die Menschen könnten sie oft nicht werten. Freilich ist man bei „Kunst & Krempel“dennoch stolz auf die Entdeckungen, die in den Sendungen gemacht wurden: So wurden beispielsweise ein verschollen geglaubtes Gemälde des Romantikers Eduard Gaertner (Wert: etwa 500000 Euro) und eine Madonna aus der Riemenschneider-Werkstatt (rund 300000 Euro) identifiziert.
Wer auf ein solches Wunder bei „Kunst & Krempel“in Roggenburg hofft, muss sich bis Mitte Mai anmelden. In jeder der sechs Kategorien – von Militaria über Porzellan bis hin zur Malerei – gehen 50 Einladungen heraus, wobei jeder bis zu vier Stücke ● ● ● aus seiner Sammlung mitbringen darf. Jeweils 20 werden dann zur Aufzeichnung vor die Kamera gebeten. Die anderen gehen aber nicht leer aus: Ihre Mitbringsel werden ebenfalls begutachtet und taxiert.
Anmeldung – mit Fotos der Objekte, Anschrift, Telefonnummer, E Mail Adresse und gewünschtem Veran staltungsort (hier Roggenburg) – per E Mail an kunstundkrempel@br.de oder per Post an: BR Fernsehen, Kunst & Krempel, 81011 München. Mehr online unter kunstundkrempel.de