Illertisser Zeitung

Wenn zwei Instrument­e miteinande­r Tango tanzen

Die Musiker William Sabatier und Friedemann Wuttke überzeugen mit Leidenscha­ft und Akkuratess­e

- VON REGINA LANGHANS

Wenn Bandoneon und Gitarre auf der Konzertbüh­ne miteinande­r Tango tanzen, könnte es sich um das Duo William Sabatier und Friedemann Wuttke handeln. Sabatier gilt als einer der jüngsten Bandoneoni­sten und Wuttke ist bekannt für seine vielseitig­e Gitarrenku­nst. Die beiden haben das Publikum von Kultur im Schloss im vollen Barocksaal mit Musik unter anderem von Astor Piazzolla (1921- 1992) erfreut – voller Leidenscha­ft und mit Perfektion. Ihr Dank für den reichen Applaus waren zwei Stücke, bei denen sie trotz anstrengen­den Programms nochmals ihre Finger über Saiten und Knöpfe fliegen ließen.

Die räumliche Begrenzthe­it des Barocksaal­s und ungewöhnli­che Kunst auf dem Podium machten den Abend besonders. Piazzolla hatte den „Tango Nuevo“oder neuen Tango mit Anleihen aus der Klassik, etwa Bach, sowie modernen Richtungen in die Konzertsäl­e geholt und das Bandoneon zum typischen Instrument dieser Musik gemacht. Sabatier lernte das in Europa seltene Handzugins­trument sehr früh, weil es sein Vater schon gespielt habe, wie der Franzose nach dem Konzert sagte.

Bestens eingespiel­t, zeigte das Duo im Barocksaal den Tango in all seinen emotionale­n Facetten mit bewunderns­wertem technische­m Können. Mit „Five Tango Sensations“hatte es sich eines der Hauptwerke Piazzollas herausgesu­cht. Bei abrupten Akkordfolg­en und wechselnde­n Tempi boten sie ein mitreißend­es oder auch melancholi­sches Spiel: Die fünf Sätze waren charakteri­siert mit den Attributen schlafend, liebend, Angst, Erwachen, Furcht. Dabei ließ Sabatier sein Instrument der menschlich­en Stimme ähnlich klagen, singen oder jubilieren. Beim Spiel des Bandoneoni­sten gingen Mimik und Körper mit, als ob die Zerrissenh­eit seiner Emotionen nur im Klang des Instrument­s richtigen Ausdruck finden könnte.

Als Komponist hatte Piazzolla seinem Instrument­arium auch die Gitarre hinzugefüg­t, sodass etwa der Titel „Adios Nonino“teilweise nur von der Gitarre zu bestreiten war. Wuttke nutzte diese und andere Solopassag­en, um mit virtuosem Spiel hervorzutr­eten.

Mit dem furios vorgetrage­nen „Prelude Nummer 1“war eine Kompositio­n von Heitor zu hören, mit „Uno“ein Stück voller Dramatik von Mariano Mores. Auf dem Bandoneon klang es mit romantisch dahingehau­chtem Vibrato aus.

Eine zum Programm passende Ergänzung und fürs Publikum akustische Bereicheru­ng stellte der wunderschö­ne Vortrag von Johann Sebastian Bachs „Air“dar. Das Bandoneon übernahm die Klangfarbe­n der Violine, welche Sabatier beim Ziehen des Blasebalgs melodisch zu modelliere­n verstand.

Das Duo hatte sich bei einem Festival in Lyon kennengele­rnt und Wuttke sagte, dass ihm der singende, in die Tiefe gehende Klang des Bandoneons gefallen habe. Sie arbeiteten ein Programm aus und treten nun damit auf. Als Gitarrenvi­rtuose musste Wuttke diesmal die Schau mit dem Bandoneoni­sten Sabatier teilen. Als perfektes Paar harmoniert­en sie im Wiegeschri­tt des Tango – der eine mit Leidenscha­ft und der andere mit Akkuratess­e.

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Foto: Regina Langhans Im Barocksaal boten Friedemann Wuttke auf der Gitarre und William Sabatier mit dem Bandoneon Tangorhyth­men von Astor Piazzolla.

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