Neues Leben für die Bühnen der Friedrichsau
Wie ein Verein Teutonia, Liederkranz und Co. stärken will
1911 feierte die „Hundskomödie“in der Friedrichsau ihren 100. Geburtstag. Die Kapelle des 9. württembergischen Infanterie-Regiments spielte unter anderem die Polka „Das verliebte Amselpaar“und Musik aus Theo Falls Operette „Die geschiedene Frau“: Ein Konzertprogramm aus der bürgerlichgesellschaftlichen Vergangenheit der Au, als die Ulmer (und Neu-Ulmer) Stadtgesellschaft dort Geselligkeit und Kultur pflegte. Doch Kunst und Kultur sollen wieder in die Au zurückkommen. Ein neuer Verein, ins Leben gerufen vom Rechtsanwalt Thomas Kienle und der Künstlerin Oxana Arkaeva, will schon in diesem Sommer Kulturveranstaltungen in der Friedrichsau installieren und sie dauerhaft gesellschaftlich-kulturell wiederbeleben.
„Indauna“heißt der Verein, der sich am Donnerstag dieser Woche gründete, und wer das Wort schwäbisch ausspricht, weiß auch, was hinter der Bezeichnung steckt. „In d´Au na“sollen die Menschen wieder gern gehen. Arkaeva und Kienle möchten mit ihren Mitstreitern, darunter auch Teutonia-Geschäftsführer Stefan Beilhardt, mittelfristig die Baulichkeiten der Friedrichsau wiederbeleben und „kulturell wach küssen“, wie Vereinsmitglied Hans-Joachim Rupf formuliert. In der Au hatten Vereine einst ihre Traditionslokale – neben der Teutonia den inzwischen sanierungsbedürftigen „Liederkranz“und die Hundskomödie. Gerne würde „Indauna“auch den Kindergarten in der Friedrichsau, den Tiergarten und die Dianawiese bespielen. Für die fernere Zukunft schwebt Arkaeva ein Kultur-Natur-Musik-Rundgang vor. Bereits in diesem Sommer und Herbst, beginnend Anfang Juni, soll ein erstes Kulturprogramm zu erleben sein – mit Jürgen Depperts „Oper auf Schwäbisch“, mit einem Sing-Alone-Operettenabend von Arkaeva und dem Tenor Hans-Günther Dotzauer, mit „Chanson(g)s zu später Stunde“mit Rita-Lucia Schneider, mit einem Eduard Mörike-Abend mit der Schauspielerin Christine Oberländer und wohl auch mit einem Gala-Abend zu Melodien über die Donau. Die Termine stehen noch nicht fest.
Die Bandbreite der Veranstaltungen reicht von Karaoke bis zur Oper und Operette, von Kabarett und Kindertheater über Jazz und Soul bis zum Musiktheater, von Schauspiel bis zur Kunst-Installation, so die Vereinssatzung; die Veranstaltungen in der Au sollen aber auch der Förderung von Künstlern beim Einstieg oder Wiedereinstieg in den Beruf helfen. Und: Die Friedrichsau soll von ihrer gesellschaftlichen Ulmer Randexistenz, die sie derzeit führt, wieder ins Zentrum der Wahrnehmung gerückt werden.
Woher das Geld für die neuen Veranstaltungsreihen kommen wird? Kienle ist Realist. „Das wird harte Arbeit“, sagt er. „Klinken putzen“bei potenziellen Sponsoren steht auf der Tagesordnung. Diese aber sollen von der Kooperation mit „Indauna“auch profitieren.