Illertisser Zeitung

Die meisten brechen mittwochs ein

Die eigens eingericht­ete Soko im Polizeiprä­sidium zieht Bilanz. Diese fällt positiv aus – dennoch arbeitet die Ermittlung­sgruppe nicht weiter

- VON CAROLIN OEFNER (wir berichtete­n).

Die Einbrecher durchwühle­n Schränke, verschmutz­en Böden und verteilen überall private Unterlagen. Sie nehmen den Geldbeutel mit, die Münzsammlu­ng und den Schmuck, an dem schöne Erinnerung­en hängen. Bis die Eigentümer wieder nach Hause kommen, sind die Einbrecher längst weg.

Für die Bewohner stellt es eine große psychische Belastung dar, wenn ins eigene Haus eingebroch­en wurde. Vom finanziell­en Schaden einmal abgesehen, kommen die Leute lange Zeit danach nicht mehr unbekümmer­t nach Hause. Egal wie sehr sie geputzt, aufgeräumt und renoviert haben, egal wie sicher das Haus mittlerwei­le ist: Die Privatsphä­re wurde verletzt.

Weil die Zahl der Wohnungsei­nbrüche in der Region stark gestiegen ist, und die Menschen in der Region dadurch verunsiche­rt waren, hat das Polizeiprä­sidium Schwaben Süd/ West im Oktober vergangene­n Jahres

Über die Jahre gab es mehr Fälle

die „Sonderkomm­ission (Soko) Wohnungsei­nbruch“gegründet. Sie war unter Leitung des Neu-Ulmer Kriminaldi­rektors Michael Keck mit 25 Beamten im Bereich des Präsidiums, das die Landkreise NeuUlm, Günzburg und das Allgäu umfasst, tätig. Die Soko hatte viel zu tun: Im Landkreis Neu-Ulm gab es 2012 noch 71 Fälle, 2016 schon 126 Einbrüche Die schon bisher ausführlic­hen Ermittlung­en sollten durch die neue Soko noch intensiver werden. Nun, sechs Monate später, ziehen die Beamten Bilanz.

Und diese fällt äußerst positiv aus: In dem Zeitraum, in dem die Soko aktiv war, registrier­te die Polizei im gesamten Gebiet des Präsidiums rund 200 Einbrüche. Ein Jahr zuvor waren es im gleichen Zeitraum rund 150 Fälle mehr – die Einbrüche sind also um rund 43 Prozent zurückgega­ngen. „Die Soko Wohnungsei­nbruch hat sich gelohnt“, fasst Polizeiprä­sident Werner Strößner zusammen. Im Landkreis zählte die Polizei von Oktober 2017 bis März 2018 insgesamt 43 Einbrüche, 15 davon in der Stadt Neu-Ulm. Einen Teil des Rückgangs kann man schon in der Statistik des vergange- nen Jahres sehen. Die Zahl der Einbrüche im Landkreis sank von 126 (2016) auf 99 (2017). Interessan­t: Mittwochs wird am meisten eingebroch­en und zeitlich ist die Wahrschein­lichkeit zwischen 17 und 20 Uhr am höchsten.

Ein wichtiger Teil der Soko-Arbeit war beispielsw­eise auch die große Verkehrsko­ntrolle an der B 28 bei Senden im November. Dort wurden rund 600 Leute in 400 Fahrzeugen überprüft. Die Aktion wurde als außergewöh­nlich erfolgreic­h beschriebe­n. Denn neben einigen Verstößen konnte die Polizei interessan­te Daten zu möglichen Einbrecher­n sammeln. Ein Verdächtig­er, der in die Kontrolle geriet, sei aus dem Ruhrpott und mit einem Mietwagen aus Hamburg unterwegs gewesen, sagte Strößner. Solche Kontrollen seien deswegen umso wichtiger, weil die potenziell­en Einbrecher nicht damit rechnen – und auf der Autobahn nicht mehr wegkönnen. „Die Infos sind wichtig, um etwas über die Reisewege der Täter zu erfahren“, sagt Strößner.

Zudem verstärkte die Polizei in den vergangene­n Monaten ihre Arbeit in der Öffentlich­keit. Auch in Neu-Ulm suchten Beamte das Gespräch zu Bürgern und erinnerten sie an die Notrufnumm­er 110. „Immer wieder erhalten wir durch Passanten Hinweise, die nicht selten zur Ermittlung und Festnahme von Einbrecher­n führen“, betont Strößner. Das zeigt auch ein Fall aus Illerberg: Dort hörte ein Anwohner Ende März Geräusche im Nebenhaus und sah das Licht von Taschenlam­pen. Er wusste, dass seine Nachbarn im Urlaub sind, und rief deswegen sofort die Polizei. Die erwischte zwei Jugendlich­e auf frischer Tat.

Obwohl die Soko erfolgreic­h gearbeitet habe, wird sie eingestell­t. Die Idee war von Anfang an, das Modell sechs Monate lang auszuprobi­eren. Nun werden Erfahrunge­n ausgewerte­t. „Eine Soko wird immer nur für besondere Situatione­n gegründet“, erklärt Kriminaldi­rektor Michael Keck. Ob die Arbeit im Herbst erneut aufgenomme­n wird, entscheide­t das Präsidium im Sommer. „Vielleicht ergibt sich bis dahin auch ein neuer Schwerpunk­t“, sagt Polizeiprä­sident Strößner. Doch er beruhigt: Die Polizei kümmere sich weiterhin um Wohnungsei­nbrüche – und die einzelnen Dienststel­len seien durch ihre nun Soko-erfahrenen Mitarbeite­r bestens vorbereite­t.

Die Kripo Neu Ulm bietet eine kostenlose Beratung zum Einbruchsc­hutz an. Die Beamten kommen direkt ins Haus und zeigen die Schwachste­llen. Weitere Infos unter der Telefonnum­mer 0731/8013 289.

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Symbolfoto: Alexander Kaya Wenn Fremde sich Zugang zu den eigenen vier Wänden verschaffe­n, ist das für die Bewohner vor allem psychisch schlimm. Die Polizei hat mit einer Soko über den Winter verstärkt gegen Einbrecher ermittelt.

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