Azubis können in Illertissen das Fachabi machen
Die hiesige Berufsschule baut ihr Angebot testweise aus. Nun muss sich zeigen, ob es angenommen wird
Mittlere Reife, Ausbildung, Abitur und dann noch studieren: Ein solcher Werdegang ist heutzutage nicht ungewöhnlich. In Illertissen wird er für Berufsschüler ab September möglich sein: Denn mit der „Berufsschule Plus“wird deren Angebot ausgebaut. Damit ist Illertissen nach Lauingen (Kreis Dillingen) und Marktoberdorf (Kreis Ostallgäu) der dritte Berufsschulstandort in Schwaben, der dieses Konzept verfolgt.
Der Leiter der Berufsschule, Klaus Hlawatsch, erklärt das Modell: „Die Schüler erlangen in den drei Jahren an der Berufsschule neben einer Ausbildung auch die fachgebundene Hochschulreife.“Mit dem Abschluss ist es möglich, an einer Hochschule zu studieren. Wer also Elektriker lernt, kann dann Elektrotechnik studieren.
Aber nicht jeder Auszubildende erhält die Hochschulreife. „Das Angebot ist freiwillig und richtet sich vor allem an leistungsstarke und leistungswillige Schüler“, sagt Hlawatsch. Während der Planungen für das neue Konzept habe er zu den Schulleitern in Lauingen und Marktoberdorf Kontakt gehabt. „Die Erfahrungen der anderen Schulen zeigen, dass nicht alle die drei Jahre durchhalten.“
Der Unterricht in der „Berufsschule Plus“wird abends stattfinden. Insgesamt müssen die Schüler dann in den ersten beiden Jahren sechs zusätzliche Stunden pro Woche leisten. Im dritten und letzten Jahr der „Berufsschule Plus“sind es dann sieben Wochenstunden.
Wie der Stundenplan aussehen wird, ist noch nicht eindeutig geklärt. „Wir könnten theoretisch auch samstags Unterricht machen“, überlegt Hlawatsch. Das sei in den anderen Schulen bereits getestet worden. Fazit: Das komme bei den Schülern wohl nicht so gut an. Möglich wäre aber, dass nur die Tests samstags stattfinden. Einen finalen Unterrichtsplan werde es erst zum Schulbeginn im Herbst geben. „Auch dann werden wir sicher noch einiges optimieren müssen“, sagt der Schulleiter.
Unterrichtet werden die angehenden Abiturienten in den Kernfächern Mathematik, Deutsch und Englisch. Zudem gibt es eine Unterrichtseinheit pro Woche in einem gesellschaftspolitischen Fach, wie beispielsweise Sozialkunde.
Wer neben der Ausbildung das Abitur machen will, muss einige Anforderungen erfüllen: Bewerber brauchen einen Ausbildungsplatz, die mittlere Reife und einen Notendurchschnitt von 3,5. Damit will die Schule sicherstellen, dass die, die angenommen werden, auch eine Chance haben. „Wir wollen ja keinen Frust produzieren“, sagt Hlawatsch.
Das Modell ist in Illertissen erst einmal auf zwei Jahre begrenzt. „Das ist ein Probelauf“, sagt der Schulleiter. Wenn das Angebot angenommen wird, wird die „Berufsschule Plus“bleiben. Dass das auch der Fall ist, da ist sich der Schulleiter sicher: „Wir rechnen mit 20 bis 40 Bewerbungen in diesem Jahr“, sagt er. Im ersten Schuljahr soll es erst einmal nur eine Klasse mit maximal 31 Schülern geben. Falls es zu viele Interessenten gibt, müsse man aussortieren. Azubis, die das Angebot wahrnehmen wollen, können sich ab jetzt bei der Berufsschule in Illertissen melden.