Endspurt für die Abi Helden
Schildert ihren Weg zu den Reifeprüfungen – dieses Mal geht es um das „bittere Ende“
In knapp zwei Wochen stehen die Abiprüfungen an. Für viele bedeutet das: Stress pur. Nicht nur das Lernen macht den Schülern zu schaffen. K!ar.Texterin Sophie Richter berichtet – frei nach dem Motto „Geteiltes Leid ist halbes Leid“– von den Höhen und Tiefen auf ihrem Weg zu den bisher wichtigsten Klausuren ihres Lebens.
So langsam kommt bei uns allen an, dass das Leben als Schüler bald zu Ende sein wird. Neben der rationalen Ebene erreicht diese absolute Neuigkeit auch die emotionale. Betroffene wissen selbst: Lehrer predigen und predigen wie schnell das Jahr doch vorbei sein wird. Man selbst nickt und denkt sich: „Schule dauert noch lange genug.“Aber auf einmal ist es so weit. Die letzten Kurzarbeiten, die letzten Referate, die letzten Schulaufgaben vor der größten aller großen Prüfungen (okay, über die Größe und Wichtigkeit des Abiturs muss nicht viel drum rumgeredet werden - das wird einem als Schüler sowieso von allen Seiten eingebläut). Irgendwie auch ein befreiendes Gefühl: die letzte jemals zu schreibende Arbeit, vor allem in besonders tollen Lieblingsfächern, wie bei mir persönlich Wirtschaft und Recht. Das liegt übrigens nicht am Lehrer, sondern einfach nur am Fach. Auch wenn es immer heißt, Wirtschaft bringe einem was fürs Leben: Ich kann das leider nicht bestätigen. Mit diesem ökonomisch ausgerichteten Denken und Handeln kann ich nach wie vor nichts anfangen und eine Steuererklärung könnte ich auch nach zwei zusätzlichen Jahren Wirtschaft und Recht in der Oberstufe noch nicht verfassen. Die Alternative bei der Fächerwahl wäre Geografie gewesen. Das sei zwar mindestens genauso viel zu lernen aber wenigstens zu Themen, die mich interessieren: Bodenerosion, Umweltschutz, Urbanisierung. Tja, jetzt ist es sowieso egal und endlich ist es weg, nur der Gedanke „nie mehr wieder“bleibt zurück.
Die letzten Klausuren haben wir übrigens fast alle in unserem Heldenpulli – passend zum Abiturmotto „Mit dem Abi in den Händen werden Helden zu Legenden“– geschrieben. Wäre ich abergläubisch würde ich sogar sagen, dass es etwas gebracht hat. Vielleicht war es aber auch das sture Auswendiglernen. Die Odyssee bis wir das Motto gefunden und das Motiv für den Pulli erstellt hatten, wäre glatt eine eigene Geschichte wert. Aber das weiß jeder, der selbst einmal in irgendeiner Weise versucht hat 53 Personen zum kreativen Nachdenken zu motivieren (und selbst keine übermäßig tollen Einfälle hatte), 53 verschiedene Meinungen unter einen Hut zu bringen und dann schließlich auch noch den Schulleiter davon zu überzeugen. Aber wir haben zusammengeholfen. Mein Vorschlag wäre ja gewesen „KohlrABI – alle anderen voll die Lauchs“oder „Baum – das etwas andere Abimotto“. Aber die sind ja auch nicht ohne Grund „altbewährt“und das letztendliche Motiv sieht ehrlich nicht schlecht aus.
Aber zurück zum Thema Endspurt: Nicht nur die restlichen schriftlichen Arbeiten und mündlichen Prüfungen treten die Zielgerade an, auch der ganze Unterricht neigt sich so langsam dem Ende zu. In Chemie kommt fast kein neuer Stoff mehr hinzu, in Religion ist der Unterricht im Grunde abgeschlossen und in Deutsch gehen wir sowieso seit ein paar Wochen noch einmal auf alle Kunstepochen ein. Barock, Aufklärung, Sturm und Drang, Klassik, Romantik, Realismus, Naturalismus, Jahrhundertwende, Expressionismus, Nachkriegsliteratur und Moderne – zumindest kann ich jetzt alle auswendig aufsagen.
Die ganze Schlussstimmung schweißt die Jahrgangsstufe dann doch etwas zusammen. Meine drei Jahre ältere Schwester hat zwar bereits gemeint, dass Lernen und Prüfungen verbinden, aber nun kann auch ich diese Erfahrung bestätigen. Selbst wenn nicht immer alles auf Anhieb glattläuft, haben wir es als Jahrgangsstufe doch noch hinbekommen. Und so möchte ich mich an dieser Stelle bedanken, denn „Danke“sagt man sowieso zu selten.
An alle Abiturienten da draußen: Viel Erfolg und Durchhaltevermögen beim Abitur!
In diesem Sinne ist auch diese Serie auf der Zielgeraden und erst einmal beendet – angesichts der Abschlussprüfungen, die bald starten (bei mir zuerst Musik praktisch).
Sophie Richter ist 17 Jahre alt und schreibt am Kolleg der Schulbrüder in Illertissen das Abitur. Ihre Prüfungsfächer? Mathe, Deutsch und Musik mit Additum sowie Englisch und Geschichte mit Sozialkunde mündlich.