Illertisser Zeitung

Damit neues Leben ins Dorf kommt

Unterallgä­uer Landrat fordert Hilfen vom Staat, um leer stehende Bauernhöfe umzubauen und Flächenver­brauch zu bremsen

- VON JOHANN STOLL

Täglich wird in Bayern laut Statistisc­hem Landesamt eine Fläche von umgerechne­t mehr als 13 Fußballfel­dern zugebaut. Dem wollen unter anderem die bayerische­n Grünen einen Riegel vorschiebe­n und nur noch maximal fünf Hektar Flächenver­brauch am Tag zulassen. Das angestrebt­e Volksbegeh­ren hat das Innenminis­terium vorerst ausgebrems­t, weil Gemeinden dann kaum noch Spielraum gehabt hätten – Juristen könnten den Weg aber noch frei machen. Zugleich läuft eine Debatte über alternativ­e Lösungsans­ätze, die auch aus Sicht des Unterallgä­uer Landrats Hans-Joachim Weirather nötig ist: „Ich halte es für richtig, dass der Flächenver­brauch auf der Agenda steht.“

„Verantwort­liches Handeln kann nicht bedeuten: Nach uns die Sintflut“, so seine Ansicht. Möglichst sorgsam mit Flächen umzugehen, sei gemeinsame Aufgabe von Gemeinden, Land und Bund. Als sinnvollen Weg bringt er interkommu­nale Gewerbegeb­iete ins Gespräch. Der Landrat räumt aber ein, dass die Umsetzung nicht überall gut klappe. Denn trotz solcher gemeinsame­r Gewerbeflä­chen wiesen nicht wenige Gemeinden ihrerseits weitere Baugebiete aus.

Mit Sorge sieht Weirather einen Wettbewerb der Kommunen um Wirtschaft­sbetriebe, die mit niedrigen Gewerbeste­uersätzen geködert würden. Auch das führe zu einem Mehr an Landverbra­uch. Das Landratsam­t greift nach seinen Angaben selten in die Planungen ein. Vereinzelt werden Gewerbegeb­iete jedoch zurechtges­tutzt, wenn sie als überdimens­ioniert angesehen würden.

Einen Wettbewerb der Gemeinden gibt es dem Landrat zufolge auch um junge Familien. Demnach wiesen viele Kommunen immer wieder neue Wohnbaugeb­iete aus, während gleichzeit­ig Leerstände in vielen Dorfkernen ein Problem seien. Hier will der Landrat besonders ansetzen. Zusammen mit dem Landkreis Ostallgäu wurde das Buch „Dorfkerne, Dorfränder“erarbeitet. Es enthält Tipps und Anleitunge­n für Gemeinderä­te und Bürgermeis­ter, wie sie ihre Dörfer beleben können. Die Zahl der leer stehenden landwirtsc­haftlichen Betriebe in Dörfern übersteigt laut Weirather mittlerwei­le die Zahl jener, die noch betrieben würden.

Wer aber eine spürbare Verbesseru­ng erreichen wolle, kommt nach Ansicht des Kreischefs nicht um Investitio­nshilfen des Staates herum. Dafür will er auch den Kreistag sensibilis­ieren.

Für den Mai ist ein Klausurtag geplant, auf dem sich die Kreispolit­iker Gedanken machen wollen, wie die Dörfer noch lebenswert­er gestaltet werden könnten. Doch trotz aller Bemühungen: Der Landkreis wächst weiter und steuert auf bald 250 000 Einwohner zu. Die Lebensqual­ität sei hoch, sagt der Landrat. Die Firmen böten Arbeitsplä­tze. Damit nehme der Druck zu, neuen Wohnraum zu schaffen.

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Foto: Wolfgang Widemann In vielen Dörfern stehen alte Häuser leer, während am Ortsrand die Neubaugebi­ete wachsen.

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