Damit neues Leben ins Dorf kommt
Unterallgäuer Landrat fordert Hilfen vom Staat, um leer stehende Bauernhöfe umzubauen und Flächenverbrauch zu bremsen
Täglich wird in Bayern laut Statistischem Landesamt eine Fläche von umgerechnet mehr als 13 Fußballfeldern zugebaut. Dem wollen unter anderem die bayerischen Grünen einen Riegel vorschieben und nur noch maximal fünf Hektar Flächenverbrauch am Tag zulassen. Das angestrebte Volksbegehren hat das Innenministerium vorerst ausgebremst, weil Gemeinden dann kaum noch Spielraum gehabt hätten – Juristen könnten den Weg aber noch frei machen. Zugleich läuft eine Debatte über alternative Lösungsansätze, die auch aus Sicht des Unterallgäuer Landrats Hans-Joachim Weirather nötig ist: „Ich halte es für richtig, dass der Flächenverbrauch auf der Agenda steht.“
„Verantwortliches Handeln kann nicht bedeuten: Nach uns die Sintflut“, so seine Ansicht. Möglichst sorgsam mit Flächen umzugehen, sei gemeinsame Aufgabe von Gemeinden, Land und Bund. Als sinnvollen Weg bringt er interkommunale Gewerbegebiete ins Gespräch. Der Landrat räumt aber ein, dass die Umsetzung nicht überall gut klappe. Denn trotz solcher gemeinsamer Gewerbeflächen wiesen nicht wenige Gemeinden ihrerseits weitere Baugebiete aus.
Mit Sorge sieht Weirather einen Wettbewerb der Kommunen um Wirtschaftsbetriebe, die mit niedrigen Gewerbesteuersätzen geködert würden. Auch das führe zu einem Mehr an Landverbrauch. Das Landratsamt greift nach seinen Angaben selten in die Planungen ein. Vereinzelt werden Gewerbegebiete jedoch zurechtgestutzt, wenn sie als überdimensioniert angesehen würden.
Einen Wettbewerb der Gemeinden gibt es dem Landrat zufolge auch um junge Familien. Demnach wiesen viele Kommunen immer wieder neue Wohnbaugebiete aus, während gleichzeitig Leerstände in vielen Dorfkernen ein Problem seien. Hier will der Landrat besonders ansetzen. Zusammen mit dem Landkreis Ostallgäu wurde das Buch „Dorfkerne, Dorfränder“erarbeitet. Es enthält Tipps und Anleitungen für Gemeinderäte und Bürgermeister, wie sie ihre Dörfer beleben können. Die Zahl der leer stehenden landwirtschaftlichen Betriebe in Dörfern übersteigt laut Weirather mittlerweile die Zahl jener, die noch betrieben würden.
Wer aber eine spürbare Verbesserung erreichen wolle, kommt nach Ansicht des Kreischefs nicht um Investitionshilfen des Staates herum. Dafür will er auch den Kreistag sensibilisieren.
Für den Mai ist ein Klausurtag geplant, auf dem sich die Kreispolitiker Gedanken machen wollen, wie die Dörfer noch lebenswerter gestaltet werden könnten. Doch trotz aller Bemühungen: Der Landkreis wächst weiter und steuert auf bald 250 000 Einwohner zu. Die Lebensqualität sei hoch, sagt der Landrat. Die Firmen böten Arbeitsplätze. Damit nehme der Druck zu, neuen Wohnraum zu schaffen.