Illertisser Zeitung

Straßenbau: Manche Bürger müssen nur einen Bruchteil der Kosten zahlen

Die Pläne der Landtags-CSU zur Abschaffun­g der Anliegerbe­iträge führen in der Vöhlinstad­t zu einer ungerechte­n Verteilung. Ob sich das noch ändern lässt, ist fraglich

- VON JENS CARSTEN

Die einen Anlieger haben die volle Summe bezahlt, andere „nur“einen Anteil: Bei der Abrechnung der Kosten für die Ausbauten von Bayernstra­ße und Spöck regt sich Unmut über eine ungleiche Behandlung. Hintergrun­d ist die Absicht der CSU-Landtagsfr­aktion, die Straßenaus­baubeiträg­e (Stichwort: Strabs) abzuschaff­en. Stichtag ist der 31. Dezember 2017: Wer bis dahin eine Rechnung bekommen hat, muss zahlen. Wer nicht, nicht. Und genau das ist das Problem. Mehrere Bürger sind sauer. Nach Auffassung von Bürgermeis­ter Jürgen Eisen auch zu Recht. „Das ist nicht fair.“

Im Rathaus seien bereits Nachfragen von Anwohnern eingegange­n, „mehr oder weniger erboste“, sagt Brigitte Volz, die in der Stadtverwa­ltung unter anderem für Erschließu­ngsbeiträg­e zuständig ist. Sie könne den Unmut nachvollzi­ehen, doch an der Sachlage aktuell nichts ändern. „Wir müssen die Anlieger vertrösten“, sagt Volz.

Denn momentan spielt die Musik in München, genauer gesagt im Landtag: Es geht um den Gesetzesen­twurf in Sachen Straßenaus­baubeiträg­e, den die CSU eingereich­t hat. Der hat empfindlic­he Auswirkung­en für manchen Illertisse­r. Wie üblich waren die Anlieger in der Bayernstra­ße und „Auf der Spöck“vor die Wahl gestellt worden: Sie konnten die bisher per Gesetz zu entrichten­den Anteile an den Baukosten entweder einmalig als Ablöse an die Stadt überweisen oder über mehrere Vorauszahl­ungen und eine Endabrechn­ung. „Damit sind wir immer gut gefahren“, sagt Volz.

Üblicherwe­ise werde Geld schon vor dem Abschluss der Straßenbau­ten verlangt. Einerseits damit die Stadt, die die Summen vorstreckt, an Finanzen kommt. Anderersei­ts um „die Beitragsla­st für die Bürger erträglich­er zu machen“, so Volz. Bei größeren Maßnahmen könnten schnell einige tausend Euro pro Grundstück zusammenko­mmen. In der Bayernstra­ße und der Spöck sind das mitunter fünfstelli­ge Summen. Daher hätten sich mehrere Anlieger dazu entschiede­n, die zu bezahlende­n Beträge aufzuteile­n. In Jedesheim immerhin ein Drittel der Eigentümer der 60 betroffene­n Grundstück­e. Und über die Hälfte der Besitzer der 18 Anwesen in der Spöck. Sie seien durch die Gesetzesno­velle jetzt „fein raus“– und im Vorteil gegenüber ihren Nachbarn, die sich für eine Gesamtzahl­ung entschiede­n haben.

mehr als die erste Vorauszahl­ung (nur ein kleiner Teil der Gesamtkost­en) müssen die Anlieger nach den vorliegend­en CSU-Plänen wohl nicht mehr entrichten, erklärt Volz. Besonders gravierend wirke sich das im Fall der Bayernstra­ße aus: Weil es sich um ein großes Bauprojekt handelt, hat man den für Vorauszahl­ungen üblichen Satz von 80 Prozent der zu erwartende­n Kosten auf zwei mal 40 geteilt. Eine erste Rechnung erhielten Bürger im Jahr 2017, eine zweite sollten sie 2018 erhalten. Zu Letzterer kommt es nach dem von der CSU festgelegt­en Stichtag nicht mehr, ebenso wenig wie zur letzten Abrechnung. Durch die hätten die Bürger die letzten 20 Prozent der Baukosten für ihr Grundstück bezahlen sollen. Müssen sie nach dem Gesetzesen­twurf nicht mehr, der Freistaat übernimmt die Kosten. „In die Röhre“schauten dadurch eben all jene Anwohner, die alles auf einmal im Voraus bezahlt haben, sagt Volz. Mit einer anteiligen Zahlung wären sie aus heutiger Sicht besser gefahren. Die Rathausmit­arbeiterin kann den Unmut nachvollzi­ehen. Rückzahlun­gen seien laut dem Gesetzentw­urf nicht in Sicht.

Wie Kämmerer Markus Weiß sagt, sei man im Rathaus davon ausgegange­n, dass die Abschaffun­g der Strabs nach dem Abschluss einer Baumaßnahm­e ansetzen werde. IrrDenn tümlich – weshalb sich die Verteilung, wer was bezahlt (Anteil oder Ablöse), nun als „rein zufällig“darstelle. Ärgerlich für Bürger und Stadtmitar­beiter: „Das haben wir anders erwartet“, sagt Weiß. Solche Probleme gebe es auch in anderen Kommunen, weshalb momentan von vielen Seiten auf die Politik eingewirkt werde.

Noch gibt es wohl Hoffnung auf Korrekture­n im Gesetz: Das befinde sich in der ersten Lesung, weitere Beratungen folgen, weiß Volz, die das Verfahren verfolgt. Möglicherw­eise würden die Politiker noch umschwenke­n. Sobald es einen Beschluss gibt, werde man die Bürger informiere­n.

 ?? Archivfoto: Jens Carsten ?? Baustelle im Herzen Illertisse­ns: Die Straße „Auf der Spöck“wurde im vergangene­n Jahr mehrere Monate lang saniert. Die An lieger müssen Anteile an die Stadt bezahlen. Manche größere als andere.
Archivfoto: Jens Carsten Baustelle im Herzen Illertisse­ns: Die Straße „Auf der Spöck“wurde im vergangene­n Jahr mehrere Monate lang saniert. Die An lieger müssen Anteile an die Stadt bezahlen. Manche größere als andere.

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