Razzia im Rotlichtmilieu: Reihenweise Kunden abgezockt?
Die Polizei ermittelt gegen drei mutmaßliche Betrüger. Sie gehören einer rockerähnlichen Gruppierung an
Drei mutmaßliche Betrüger sollen systematisch Kunden in Rotlicht-Lokalen in Ulm und Neu-Ulm abgezockt haben. Die Masche: Bei Zahlungen mit ECoder Kreditkarte in den Etablissements wurden den Besuchern nach den Dienstleistungen höhere Geldbeträge als vereinbart vom Konto abgebucht oder es wurden mehrere Abbuchungen hintereinander getätigt. Die Kriminalpolizei ermittelte jahrelang, am Dienstagmorgen schlug sie zu. Bei einer Razzia in Ulm und Neu-Ulm durchsuchten starke Einsatzkräfte mehrere Lokale und Wohnungen.
Um die 100 Beamte waren im Einsatz, unter anderem in der Blaubeurer Straße. Dabei wurde die Ulmer Polizei auch von Spezialkräften des Polizeipräsidiums Einsatz und von Neu-Ulmer Kollegen unterstützt. Mehr als fünf Objekte seien durchsucht worden, so eine Polizeisprecherin. Es seien diverse Gegenstände beschlagnahmt worden. Was genau – ob beispielsweise auch Waffen gefunden wurden – sagte die Sprecherin nicht. Die Gegenstände müssten nun überprüft werden, um festzustellen, ob es Anhaltspunkte für weitere Ermittlungen gebe.
Die drei Männer im Alter von 23, 26 und 32 Jahren sind Mitglieder einer rockerähnlichen Gruppierung. Nähere Details nannte die Polizei nicht. Im Großraum Ulm gibt es etliche solcher Gruppen, die sich zum Teil auch mit Waffengewalt bekämpfen, etwa die Black Jackets, die United Tribuns, die Rock Machine und deren Abspaltung Blue Rock Machine. Nach Einschätzung der Polizei geht es bei den Auseinandersetzungen um Macht, Waffen, Drogenhandel und die Vorherrschaft im Rotlichtmilieu.
Gegen die drei Tatverdächtigen ermittelt die Kripo bereits seit Ende 2015. Damals hatten mehrere der Geschädigten Anzeige bei der Polizei gestellt, nachdem sie mit Blick auf ihr Konto festgestellt hatten, dass sie für den Besuch im Rotlichtmilieu erheblich mehr bezahlt hatten als gedacht. Mindestens 30 Geschädigte sind der Polizei bislang bekannt. Die weiteren Ermittlungen sollen zeigen, ob noch mehr Männer über den Tisch gezogen wurden. Die Tatverdächtigen sollen mit ihrer Masche in den vergangenen drei Jahren fast 62 000 Euro erbeutet haben. Sie befinden sich auf freiem Fuß. „Es war eine reine Durchsuchungsmaßnahme“, sagte die Polizeisprecherin über die Razzia am Dienstagmorgen. Keiner der Männer sei festgenommen worden.
Einen Zusammenhang mit der bundesweiten Großrazzia im Rotlichtmilieu vorige Woche sieht die Polizei bislang nicht. Bei dieser Großdurchsuchung ging es um Menschenhandel.