Illertisser Zeitung

Handys helfen Hoffnung machen

Realschüle­r sammeln Smartphone­s und Tablets, damit Kinder in Burkina Faso die Schule besuchen können

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Das Handy ist fast zum unentbehrl­ichen Utensil im Alltag geworden. Man kann stets auf allen Gebieten auf dem neuesten Stand sein. Außerdem gibt es eine innovative Industrie, die jedes Jahr neue und noch bessere Smartphone­s auf den Markt bringt. Also weg mit dem alten Handy, her mit einem neuen. 100 Millionen, so die Schätzunge­n, lagern in irgendwelc­hen Schubladen, ein wertvolles Material und damit auch Kapital. Denn das Innenleben eines solchen Telefons besteht aus Rohstoffen, die man wiederverw­enden kann. Man müsste alte Handys nur sammeln. Genau das haben die Schüler der Staatliche­n Realschule Vöhringen getan. Damit unterstütz­en sie ein Bildungspr­ojekt in Burkina Faso, einem der ärmsten Länder der Welt.

Lehrerin Claudia Schmid wurde durch Zufall auf die Probleme in Burkina Faso aufmerksam als ihr ein Flyer vom Hilfswerk „Missio“in die Hand fiel. Sie las über Straßenkin­der, die keine Heimat haben, über Kinder, die anstatt in die Schule zu gehen, in den Goldminen arbeiten müssen und über Frauen, die mit Gewalt konfrontie­rt waren, vergewalti­gt wurden und das Morden von Kindern mitansehen mussten. Für diese traumatisi­erten Frauen soll eine Bleibe geschaffen werden, wo man ihnen helfen kann. Und Schmid erfuhr über die Aktion

Elendsquar­tiere auch in einem stabilen Land

Handy-Wiederverw­ertung. „Ich habe eine gewisse Affinität zu Afrika, ich habe dort gearbeitet“, sagt die Lehrerin. Sie setzte sich in Nairobi, Hauptstadt von Kenia, für Straßenkin­der ein, kennt die Not vor Ort und weiß, welches Gesicht die Not dort hat. Zwar gilt Kenia als ein stabiles Land, wie Schmid sagt, aber Elendsquar­tiere gibt’s auch im Mittelpunk­t der Metropole. Über den Flyer dachte sie nach und kam zu dem Schluss, da könnte man doch etwas tun. So nahm ein Projekt in ihrem Kopf Gestalt an, das sie zusammen mit ihrer Klasse durchführe­n wollte.

Als sie im Unterricht davon sprach, waren die Zehntkläss­ler begeistert. Die Schülermit­verantwort­ung erfuhr von dem Projekt und versprach ein Pizza-Essen für die Klasse zu spendieren, die die meisten Handys und Tablets gesammelt hat. In einer Woche stand der Gewinner fest – es war die Klasse 9c.

Doch bevor es überhaupt ans Sammeln ging, mussten erst mal die Eltern informiert werden. Das übernahm Schulleite­r Oliver Eschenbach – verbunden mit der Bitte, mal in Schubladen nachzuscha­uen, ob sich dort alte Handys befinden und ob die Bereitscha­ft bestehe, diese zu spenden. Die Anfrage lohnte sich, es tauchte einiges auf, was dem Ergebnis zu Gute kam.

In einer Woche kamen 800 ausgedient­e Handys, Tablets, Kopfhörer und Anschlussk­abel zusammen. Über dieses stattliche Ergebnis freuen sich nicht nur Lehrerin Schmid und Schulleite­r Eschenbach, sondern vor allem der Vertreter von „Missio“, Christian Mazenik, Leiter der Abteilung Bildung. „Die zehnte Jahrgangss­tufe beteiligte sich mit großem Engagement und hoher Einsatzfre­ude zusammen mit anderen Mitschüler­n an dieser Aktion. Das ist ein wunderbare­s Ergebnis. Da kann ich nur Danke sagen.“Dass dieses Projekt von den Schülern eigenveran­twortlich durchgefüh­rt wurde, begeistert­e Mazenik.

Über den Partner von „Missio“, Mobile Box, werden noch brauchbare Handys aufbereite­t und wiederverw­endet. Auch sonst werden bei der Herstellun­g wertvolle Rohstoffe gebraucht, zum Beispiel Gold, Eisen, Kupfer. „Die können zu Sekundär-Rohstoffen recycelt werden“, erklärt Mazenik. Also eine lohnenswer­te Aktion, die das Bewusstsei­n für Armut schärft, Engagement bei jungen Menschen auslöst und schließlic­h auch ein grandioser Sammelerfo­lg. Da waren sich am Ende alle einig.

 ?? Symbolfoto: Kay Nietfeld/dpa ?? Außen pfui, innen hui: In alten Handys verbergen sich häufig wertvolle Rohstoffe, die recycelt oder zu Geld gemacht werden können. Hunderte Geräte haben die Vöhringer Re alschüler nun zusammenge­tragen. Der Erlös soll armen Kindern zugutekomm­en.
Symbolfoto: Kay Nietfeld/dpa Außen pfui, innen hui: In alten Handys verbergen sich häufig wertvolle Rohstoffe, die recycelt oder zu Geld gemacht werden können. Hunderte Geräte haben die Vöhringer Re alschüler nun zusammenge­tragen. Der Erlös soll armen Kindern zugutekomm­en.
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Foto: Ursula Katharina Balken Grund zum Strahlen haben Zehntkläss­ler der Vöhringer Realschule: 800 Handys und Tablets haben sie gesammelt. Mit dem Erlös aus dem Verkauf können soziale Projekte in Burkina Faso in Afrika unterstütz­t werden.

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