Illertisser Zeitung

Wunderkräu­tern auf der Spur

Bei einer Exkursion in Unterschön­egg konnten Interessie­rte viel Wissenswer­tes über heimische Heilpflanz­en erfahren. Und auch über deren mitunter verblüffen­den Geschmack

- VON CLAUDIA BADER

Mit seinen leuchtend gelben Blütenköpf­en bildet der Löwenzahn derzeit auffällige Farbtupfer. Vor allem von Gärtnern wird diese „Pusteblume“als lästiges Unkraut betrachtet – andere haben erkannt, dass sie in Wirklichke­it ein wahres Wunderkrau­t ist. Löwenzahn sei eine vielseitig­e Heilpflanz und aus der modernen Küche nicht wegzudenke­n, sagte Wildkräute­rFührerin Johanna Marz. Bei einer Wanderung um Unterschön­egg brachte sie den rund 20 Teilnehmer­n zahlreiche Kräuter näher.

„Nach den langen und entbehrung­sreichen Wintertage­n haben die Menschen früher bereits sehnsüchti­g auf die ersten Kräuter gewartet“, erklärte die ehemalige Landwirtin, die sich seit dem Jahr 2011 mit heimischen Kräutern beschäftig­t. Heutzutage erlebe das Wissen um Heilpflanz­en eine regelrecht­e Renaissanc­e. Frühjahrsk­räuter seien abwehrstär­kend, blutbilden­d und vitalisier­end, weiß sie etwa. „Weil viele davon direkt in den Garten kommen, muss man nicht lange nach ihnen suchen.“Auch in Unterschön­egg braucht man nicht weit zu gehen, um sie zu finden. Man muss nur ein achtsames Auge auf Wegränder haben – das stellten die Wanderer schon nach wenigen Schritten entlang des südlichen Hangs fest. Der Name des derzeit in sattem Gelb blühenden Scharbocks­krauts leite sich von einer alten Bezeichnun­g für die Vitaminman­gelkrankhe­it Skorbut ab. Gegen dieses Leiden helfen die vitamin-C-haltigen Blätter, weiß Marz.

Die oft schon unter der Schneedeck­e sprießende, zarte Vogelmiere mit ihren kleinen Sternblüte­n werde von den meisten Gartenbesi­tzern als Unkraut betrachtet. „Sie ist aber nicht nur ein wertvoller Schutz für den Boden, sondern kann beim Menschen auch Schuppenfl­echte und juckende Ekzeme lindern“, so Marz. Als Wildgemüse, das für die Zubereitun­g von Salate, Suppen und Kräuterqua­rk verwendet werden kann, rege Vogelmiere den Stoffwechs­el und die Verdauung an. Neben dem gelb blühenden, auch als Warzenkrau­t geltenden Schöllkrau­t stach der Gruppe der in zartem Violett blühende Gundermann ins Auge. Er wirke entzündung­shemmend. „Wenn man die leicht pfeffermin­zartig schmeckend­en Blätter nach dem Waschen in Zartbitter­schokolade taucht, schmecken sie fast so lecker wie After Eight“, sagte Marz. Der unverwüstl­iche Giersch habe schon manchen Gärtner zur Verzweiflu­ng gebracht. „Wir sollten dankbar sein, dass wir dieses an Vitaminen und Mineralsto­ffen reiche Zipperlein­skraut haben“, verdeutlic­hte die Wildkräute­rführerin. Ebenso wertvoll sei die Weiß oder Rot blühende Taubnessel, die als Entzündung­shemmer, aber auch als sanftes Schlafmitt­el eingesetzt werden kann.

Am einem dicht mit Bärlauch bewachsene­n Hang warnte Marz zur Vorsicht: Die dort sprießende­n und mit dem Knoblauch verwandten Pflanzen könnten mit dem giftigen Aaronstab verwechsel­t werden.

An der Brennnesse­l, laut Marz die „Königin unter den Kräutern“, kamen die Naturfreun­de nicht vorbei. Diese wegen ihres Brennens oft gemiedene Pflanze hat laut der Expertin 50 mal so viele Vitamine wie grüner Salat, ernähre 70 Schmetterl­ingsarten und sei mit ihren Mineralien ein wertvoller Tomatendün­ger. Im Herbst könne man die Samen sammeln, um sie in den Wintermona­ten als „Kraftpaket­e“zum Beispiel in den Salat zu geben.

Mit den zarten Gänseblümc­hen haben viele als Kinder früher Blütenkrän­ze fürs Haar geflochten. Diese Heilpflanz­e des Jahres 2017 gelte als kleine Schwester des Arnikakrau­ts und könne als auch zur Linderung von Insektenst­ichen eingesetzt werden. „Im Salat sehen die den Stoffwechs­el anregenden Blütenköpf­e sehr dekorativ aus und schmecken auch sehr lecker“, hieß es. Das Gänseblümc­hen stehe für Kraft und Beständigk­eit. Marz: „Auch wenn es oft getreten wird, lässt es sich nicht unterkrieg­en und steht immer wieder auf.“

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Fotos: Claudia Bader Wissenswer­tes aus dem Reich der Kräuter: Wenn man die Blätter des Gundermann nach dem Waschen in Zartbitter­schokolade taucht, schmecken sie wie Pfeffermin­zschokolad­e.
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Bei einer Wildkräute­r Wanderung um Unterschön­egg brachte Johanna Marz rund 20 Interessie­rten viele für die Gesundheit wertvolle heimische Kräuter näher.
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Foto: Susanne Schewetzky Die Pflanzen fanden einen reißenden Ab satz.

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