Wunderkräutern auf der Spur
Bei einer Exkursion in Unterschönegg konnten Interessierte viel Wissenswertes über heimische Heilpflanzen erfahren. Und auch über deren mitunter verblüffenden Geschmack
Mit seinen leuchtend gelben Blütenköpfen bildet der Löwenzahn derzeit auffällige Farbtupfer. Vor allem von Gärtnern wird diese „Pusteblume“als lästiges Unkraut betrachtet – andere haben erkannt, dass sie in Wirklichkeit ein wahres Wunderkraut ist. Löwenzahn sei eine vielseitige Heilpflanz und aus der modernen Küche nicht wegzudenken, sagte WildkräuterFührerin Johanna Marz. Bei einer Wanderung um Unterschönegg brachte sie den rund 20 Teilnehmern zahlreiche Kräuter näher.
„Nach den langen und entbehrungsreichen Wintertagen haben die Menschen früher bereits sehnsüchtig auf die ersten Kräuter gewartet“, erklärte die ehemalige Landwirtin, die sich seit dem Jahr 2011 mit heimischen Kräutern beschäftigt. Heutzutage erlebe das Wissen um Heilpflanzen eine regelrechte Renaissance. Frühjahrskräuter seien abwehrstärkend, blutbildend und vitalisierend, weiß sie etwa. „Weil viele davon direkt in den Garten kommen, muss man nicht lange nach ihnen suchen.“Auch in Unterschönegg braucht man nicht weit zu gehen, um sie zu finden. Man muss nur ein achtsames Auge auf Wegränder haben – das stellten die Wanderer schon nach wenigen Schritten entlang des südlichen Hangs fest. Der Name des derzeit in sattem Gelb blühenden Scharbockskrauts leite sich von einer alten Bezeichnung für die Vitaminmangelkrankheit Skorbut ab. Gegen dieses Leiden helfen die vitamin-C-haltigen Blätter, weiß Marz.
Die oft schon unter der Schneedecke sprießende, zarte Vogelmiere mit ihren kleinen Sternblüten werde von den meisten Gartenbesitzern als Unkraut betrachtet. „Sie ist aber nicht nur ein wertvoller Schutz für den Boden, sondern kann beim Menschen auch Schuppenflechte und juckende Ekzeme lindern“, so Marz. Als Wildgemüse, das für die Zubereitung von Salate, Suppen und Kräuterquark verwendet werden kann, rege Vogelmiere den Stoffwechsel und die Verdauung an. Neben dem gelb blühenden, auch als Warzenkraut geltenden Schöllkraut stach der Gruppe der in zartem Violett blühende Gundermann ins Auge. Er wirke entzündungshemmend. „Wenn man die leicht pfefferminzartig schmeckenden Blätter nach dem Waschen in Zartbitterschokolade taucht, schmecken sie fast so lecker wie After Eight“, sagte Marz. Der unverwüstliche Giersch habe schon manchen Gärtner zur Verzweiflung gebracht. „Wir sollten dankbar sein, dass wir dieses an Vitaminen und Mineralstoffen reiche Zipperleinskraut haben“, verdeutlichte die Wildkräuterführerin. Ebenso wertvoll sei die Weiß oder Rot blühende Taubnessel, die als Entzündungshemmer, aber auch als sanftes Schlafmittel eingesetzt werden kann.
Am einem dicht mit Bärlauch bewachsenen Hang warnte Marz zur Vorsicht: Die dort sprießenden und mit dem Knoblauch verwandten Pflanzen könnten mit dem giftigen Aaronstab verwechselt werden.
An der Brennnessel, laut Marz die „Königin unter den Kräutern“, kamen die Naturfreunde nicht vorbei. Diese wegen ihres Brennens oft gemiedene Pflanze hat laut der Expertin 50 mal so viele Vitamine wie grüner Salat, ernähre 70 Schmetterlingsarten und sei mit ihren Mineralien ein wertvoller Tomatendünger. Im Herbst könne man die Samen sammeln, um sie in den Wintermonaten als „Kraftpakete“zum Beispiel in den Salat zu geben.
Mit den zarten Gänseblümchen haben viele als Kinder früher Blütenkränze fürs Haar geflochten. Diese Heilpflanze des Jahres 2017 gelte als kleine Schwester des Arnikakrauts und könne als auch zur Linderung von Insektenstichen eingesetzt werden. „Im Salat sehen die den Stoffwechsel anregenden Blütenköpfe sehr dekorativ aus und schmecken auch sehr lecker“, hieß es. Das Gänseblümchen stehe für Kraft und Beständigkeit. Marz: „Auch wenn es oft getreten wird, lässt es sich nicht unterkriegen und steht immer wieder auf.“