Fans brüllen Löwen zum Sieg
FV Illertissen hält vor seiner Rekordkulisse von 4800 Zuschauern im heimischen Stadion mit dem Spitzenreiter gut mit. Welche Einwechslung Gold wert war
Der Sturm der LöwenFans aufs Illertisser Spielfeld blieb aus. Dabei hatte der souveräne Spitzenreiter der Fußball-Regionalliga Bayern, TSV 1860 München, doch just gegen den gastgebenden und gut auftretenden FVI mit 2:0 gewonnen. Aber um ganz sicher zu gehen, dass die Meisterschaft in München, und zwar bei den 60ern bleibt und nicht etwa bei Verfolger FC Bayern München II (gestern 4:1 in Pipinsried), braucht der TSV eben noch ein Pünktchen. So ließen die sicher 3000 Anhänger der Löwen, die das Gros der 4800 Zuschauer im Vöhlinstadion stellten, ihre Jungs zwar hochleben, blieben aber gesittet außerhalb des Rasens. Die große Meisterschaftsfeier soll dann am kommenden Sonntag im Anschluss ans Derby gegen die „kleinen Bayern“steigen. Vorausgesetzt, die Löwen gehen dann nicht leer aus.
Das Vöhlinstadion strahlte – zumindest rings ums Spielfeld – in Weiß-Blau. Die Tribünensitze sind in diesen Farben gehalten, Weiß und Blau sind die Farben der 60er ebenso wie die der Illertisser und selbst der Himmel zeigte neben et- was Grau auch Weiß und Blau. Die Bedingungen für ein tolles Regionalligaspiel waren optimal, die Stimmung in den Münchner Fanblocks bestens. So ein Volksfest hatte es an dieser Stelle schon lange nicht mehr gegeben und die Organisatoren hatten dabei alles im Griff.
Noch nicht so sehr im Griff hatten in der Anfangsphase die Spieler des FVI ihren prominenten Gegner, der trotz seiner Überlegenheit in allen Stadien gerne gesehen wird, weil er die Kassen der Vereine füllt. Die Löwen begannen stark und hatten bald erstklassige Chancen, in Führung zu gehen. Einmal verpasste Sascha Mölders eine Flanke von Philipp Steinhart nur ganz knapp (7.), dann rettete Antonio Pangallo für FVI-Keeper Janik Schilder auf der Torlinie (11.), schließlich wehrte Schilder einen Schuss von Nico Karger zur Ecke ab (12.). Gegen eine frühe Führung der Gäste von der Isar hätte man an der Iller nichts sagen können.
Doch nach einer guten Viertelstunde löste sich Illertissen, wurde mutiger und begann selbst nach vorne zu spielen, ohne aber die Verteidigung zu vernachlässigen. „Bis auf die erste Viertelstunde haben wir unsere Grundordnung gut gehalten“, meinte denn auch FVI-Trainer Herbert Sailer. Gute Torchancen ergaben sich daraus aber nicht. „Auf geht’s Löwen, schießt ein Tor“, hallte es durchs Vöhlinstadion, aber der Ruf der Gästefans blieb bis zur Pause ungehört.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs machten die Löwen wieder etwas Druck, doch der FVI ließ sich nicht einschüchtern. Nach einem Konter gab es für ihn sogar drei Ecken in unmittelbarer Folge, die allerdings alle nichts einbrachten. Die Illertisser waren jetzt gleichwertig, spielten mit – nur eben klare Tormöglichkeiten fehlten. Dann völlig überraschend die Führung der Löwen. Der knapp drei Minuten zuvor eingewechselte Benjamin Kindsvater setzte sich rechts durch, zog ab und der Ball schlug im langen Eck des FVI-Gehäuses ein. Sechs Minuten später dann die Entscheidung: Die Gastgeber verloren den Ball, die Münchner schalteten rasch auf Angriff und der frei stehende Nico Karger schoss gekonnt und überlegt zum 2:0 für 1860 ein.
Die Löwen-Fans waren jetzt aus dem Häuschen und skandierten übermütig „Deutscher Meister wird nur der TSV“. Nun, erst einmal muss er die Regionalliga-Meisterschaft unter Dach und Fach bringen. Die Illertisser haben den 60ern einen sehr guten Kampf geliefert. „Meine Spieler haben den Matchplan gut umgesetzt“, war Herbert Sailer zufrieden. „Wir mussten viel gegen den Ball arbeiten, das ist schwieriger, als wenn man ihn besitzt. Was uns fehlte, war ein richtiger Abschluss.“Den hatte der Münchner Trainer Daniel Bierofka bei seinem Team zweimal gesehen. Trotzdem hatte er etwas zu bemängeln: „Nach den ersten 20 Minuten haben wir ein wenig die Kontrolle verloren. Und dann haben uns auch etwas die Körner gefehlt.“
Schilder – Allgaier, Krug, Strahler, Pangallo (75. Riederle) – M. Stro bel, Nebel, Hahn, Jann – Ph. Strobel (90. Beneke), Leyla (72. Schaller).
Die Führung der Münchner kommt etwas überraschend