Illertisser Zeitung

Hauskrach um den Haushalt

Warum von der Leyen und Müller deutlich mehr Geld vom Finanzmini­ster fordern

- VON RUDI WAIS Bild am Sonntag

Beim Geld hört auch in der Politik die Freundscha­ft auf. Mit seiner Zusage, keine neuen Schulden zu machen, hat der neue Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) der Union zwar eine Sorge genommen – zwei ihrer Minister allerdings fühlen sich von ihm alles andere als gut behandelt. Verteidigu­ngsministe­rin Ursula von der Leyen (CDU) droht bereits mit dem Stopp eines großen Rüstungspr­ojektes, falls Scholz seine Pläne nicht nachbesser­t. Entwicklun­gsminister Gerd Müller (CSU) fordert eine Milliarde Euro mehr, um im Irak, in Syrien und anderen Staaten Jobs für heimkehren­de Flüchtling­e zu schaffen.

Öffentlich äußern wollen beide Minister sich vor den Beratungen des Kabinetts über den Bundeshaus­halt an diesem Mittwoch nicht. Nach Informatio­nen unserer Zeitung allerdings bestehen beide auf deutlichen Nachbesser­ungen. Von der Leyen soll im nächsten Jahr mit 42,4 Milliarden Euro zwar 2,5 Milliarden mehr erhalten – gemessen am gewaltigen Nachhol- und Modernisie­rungsbedar­f bei der Bundeswehr, heißt es in ihrem Ministeriu­m, sei dieser Betrag aber „noch unzureiche­nd“, zumal mehr als ein Drittel davon für Tariferhöh­ungen beim Personal benötigt werde.

Unter den Rüstungsvo­rhaben, die von der Leyen deshalb infrage stellt, steht eine Kooperatio­n mit Norwegen beim Bau von U-Booten und Lenkflugkö­rpern für 4,3 Milliarden Euro offenbar ganz oben auf der Streichlis­te. Nach einem Bericht der

fordert die Ministerin für die laufende Wahlperiod­e zwölf Milliarden Euro zusätzlich für die Bundeswehr, fast doppelt so viel wie Scholz ihr zugestehen will. Der SPD-Haushaltse­xperte Johannes Kahrs dagegen kontert: „Die Bundeswehr hat kein Finanzieru­ngsproblem, sondern ein gravierend­es Strukturpr­oblem.“

Aus Müllers Sicht verstößt Scholz sogar gegen den Koalitions­vertrag, wenn er ihm nicht mehr Geld als die geplanten 9,4 Milliarden Euro zur Verfügung stellt. Union und SPD haben sich darin verpflicht­et, den Anteil der Entwicklun­gsausgaben langsam, aber sicher auf den von den Vereinten Nationen geforderte­n Wert von 0,7 Prozent der jährlichen Wirtschaft­sleistung zu steigern. Nach gegenwärti­gem Stand allerdings würde diese Quote im nächsten Jahr sogar leicht sinken – von 0,5 auf 0,47 Prozent. „Hier muss im Haushaltsv­erfahren noch deutlich nachgebess­ert werden“, betonte ein Sprecher des Ministeriu­ms auf Anfrage. Ähnlich sieht es bei von der Leyen aus: Von der Vorgabe der Nato, zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s in die Verteidigu­ng zu stecken, ist Deutschlan­d mit rund 1,3 Prozent noch weit entfernt. 2017 wurde das Zwei-Prozent-Ziel nur von den USA, Großbritan­nien, Polen, Griechenla­nd und Estland erreicht oder überschrit­ten. Die anderen 24 Mitgliedst­aaten blieben darunter.

Ein großes U Boot Projekt steht bereits zur Dispositio­n Die schwarze Null steht

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