Illertisser Zeitung

Sich richtig für die Rente rüsten

Damit die Rente später zum Leben reicht, sollte jeder zusätzlich privat fürs Alter vorsorgen. Bei der Suche nach passenden Produkten ist Flexibilit­ät wichtig

- VON HARALD CZYCHOLL

Befristete Arbeitsver­hältnisse, häufige Ortswechse­l, Phasen der Selbststän­digkeit: Die Zeiten, in denen Arbeitnehm­er ihr ganzes Berufslebe­n bei einer Firma verbracht haben, sind vorbei. Gleichzeit­ig ist klar, dass die gesetzlich­e Rente nicht ausreichen wird, um den Lebensstan­dard im Alter zu halten. „Um die Einschnitt­e des Gesetzgebe­rs auszugleic­hen, sollte jeder zusätzlich eine private oder betrieblic­he Altersvors­orge abschließe­n“, rät Manuela Budewell von der Deutschen Rentenvers­icherung Bund.

Also stellt sich die Frage: Riestern, Fondsspare­n oder eine private Rentenvers­icherung abschließe­n? Es gibt eine Flut an Produkten, um für das Alter vorzusorge­n. Die private Altersvors­orge ist im Grunde nichts anderes als eine langfristi­ge Vermögensb­ildung.

Was für den Einzelnen das Richtige ist, ist eine sehr individuel­le Entscheidu­ng – und auch abhängig davon, in welcher Berufs- und Lebensphas­e man sich gerade befindet. „Dadurch sind die Anforderun­gen an den einzelnen Verbrauche­r gewachsen“, sagt Bernd Brückmann von der Stiftung Warentest. Zum Teil hätten die Menschen mehrere Verträge. „Gerade dann ist es für sie schwer zu erkennen, wie hoch die Rente ausfällt und ob einem das Geld im Alter reicht“, sagt Brück- Bei der Auswahl der passenden Vorsorgepr­odukte ist vor allem Flexibilit­ät wichtig. Denn dann passen sie am ehesten zu abwechslun­gsreichen Lebenswege­n und unterschie­dlichen Lebensphas­en. ● Nach der Ausbildung oder dem Studium krempelt der erste Job das bisherige Leben um. Den Gedanken an die Altersvors­orge verdrängen viele Menschen in dieser Phase. Laut ErgoRisiko-Report 2018 vertagt in der Gruppe der unter 30-Jährigen mehr als jeder Dritte das Thema. Eine Fehlentsch­eidung: „Kleinvieh macht auch Mist. Altersvors­orgeProduk­te mit hoher Flexibilit­ät in der Sparphase erlauben es, mit geringen Monatsbeit­rägen zu starten“, erklärt Oliver Horn, Vorsorge-Experte bei der Ergo Versicheru­ngsgruppe. „Nach der ersten Gehaltserh­öhung können die Beiträge dann auf Wunsch steigen.“● Der erste Job bleibt selten der Arbeitspla­tz fürs ganze Leben. Ein Wechsel bedeutet dann oft mehr Verantwort­ung und ein höheres Gehalt. Viele Unternehme­n bieten auch die Möglichkei­t, für einige Zeit ins Ausland zu gehen und dort neue Erfahrunge­n zu sammeln. Wer im Job erfolgreic­h ist und ein höheres Einkommen hat, wird meist auch risikobere­iter und möchte von höheren Renditecha­ncen profitiere­n. „Einige Rentenvers­icherungen erlauben es heute den Kunden, ihr Geld jederzeit zwischen Fonds und dem klassische­n Sicherungs­vermögen umzuschich­ten“, sagt Vorsorge-Experte Horn. „Damit können die Versichert­en ihren Vertrag an ihre jeweilige Lebenssitu­ation und ihre Einschätzu­ng der Finanzmärk­te anpassen.“Besonders wichtig: Wer später – kurz vor dem Renteneint­ritt – wieder vorsichtig­er unterwegs sein möchte, kann auch ganz in das Sicherungs­vermögen zurückwech­seln. ● Wenn Kinder zur Welt kommen, ändern sich auch die Bedürfniss­e und Notwendigk­eiten bei der Vorsorge. Für die Partner ist die gegenseiti­ge Absicherun­g mit einer Risikolebe­nsversiche­rung sinnvoll, damit bei einem Todesfall neben dem seelischen Schmerz nicht auch noch finanziell­e Sorgen entstehen. Wer bereits eine Risikolebe­nsversiche­rung besitzt, sollte prüfen, ob der Vertrag eine Nachversic­herungsgar­antie beinhaltet. „Dann lässt sich die Todesfall-Leistung ohne neue Gesundheit­sprüfung erhöhen“, erklärt Vorsorge-Experte Horn. Und auch von Kindern abgesehen, hält das Leben so manche Überraschu­ng bereit, sowohl positiv als auch negativ. Plötzlich streikt das Auto oder die Waschmasch­ine gibt den Geist auf. Dann stehen plötzlich größere, ungeplante Ausgaben an. Oder durch eine Erbschaft ist auf einmal eine größere Menge Geld verfügbar. „Auf solche Übermann. raschungen sollten Rentenvers­icherungen reagieren können“, erklärt Horn. Zum Beispiel, indem sich die Kunden bereits vor Beginn des Renteneint­rittsalter­s einen Teil der eingezahlt­en Beiträge auszahlen lassen – oder flexibel Einmalbeit­räge in ihre Altersvors­orge einzahlen. ● Das Renteneint­rittsalter ist nicht immer planbar. Womöglich winkt der Arbeitgebe­r mit einem attraktive­n Vorruhesta­ndsangebot. Oder der Job ist so spannend, dass der Arbeitnehm­er noch ein paar Jahre dranhängen möchte. „In diesen Fällen sollte es möglich sein, die lebenslang­e Rentenzahl­ung nach vorne zu legen oder nach hinten zu schieben“, sagt Vorsorge-Experte Horn. Zudem sollten auch die Auszahlung­soptionen flexibel sein: Je nach persönlich­er Lebenssitu­ation können eine monatliche Rentenzahl­ung oder eine einmalige Kapitalaus­zahlung sinnvoll sein. „Auch Teilauszah­lungen sollten möglich sein“, sagt Horn. „Wer beispielsw­eise mit einer längeren Reise in den Ruhestand starten möchte, kann so die Urlaubskas­se füllen.“Sinnvoll ist es, rechtzeiti­g durchzurec­hnen, wie viel Geld man im Alter benötigt. Schließlic­h können einige Ausgaben auch wegfallen, etwa für Versicheru­ngen oder Arbeitsweg­e. Oder es kommen neue Kosten hinzu, etwa für Reisen oder die Unterstütz­ung der Enkel bei Studium oder Ausbildung.

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Foto: V. Poth, Fotolia Es lohnt sich, schon früh mit dem Sparen für die Altersvors­orge anzufangen. Gerade Berufsanfä­nger schieben den Gedanken aber oft weit von sich.

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