Illertisser Zeitung

Eine verhexte Nacht

Heute Abend verkleiden sich viele Menschen als Hexen und feiern. Das ist ein großer Spaß. Es gab aber auch eine Zeit, da war das gar nicht so lustig

- VON STEFANIE PAUL

Sie tragen schwarze Klamotten und haben einen spitzen Hut auf. Ihre Nasen sind groß und krumm. Und durch die Luft düsen sie auf einem Besenstiel. So stellt man sich in etwa eine Hexe vor, oder?

Glaubt man den Geschichte­n, dann treffen sich die Hexen in der Walpurgisn­acht vom 30. April auf den 1. Mai. In dieser Nacht sollen sie sich auf dem Blocksberg versammeln und ein wildes Fest feiern. Natürlich gibt es Hexen nicht wirklich. Das wissen die meisten Menschen heutzutage. Doch vor mehreren hundert Jahren sah das noch anders aus.

Man glaubte, sie hätten sich mit dem Teufel verbündet

Damals wurden Menschen sogar wegen Hexerei angeklagt! „Man glaubte, sie hätten sich bewusst von Gott abgewendet und einen Pakt mit dem Teufel geschlosse­n“, erklärt der Fachmann Thomas Becker. Man glaubte auch, der Teufel hätte den Hexen eine besondere Gabe verliehen und deshalb könnten sie durch die Luft fliegen. Viele tausend Menschen verloren durch die Hexenverfo­lgung ihr Leben. Die meisten Opfer waren Frauen. Aber auch Männer wurden als Hexen angeklagt und auf dem Scheiterha­ufen verbrannt.

Warum es zu dieser massenhaft­en Verfolgung kam, darüber rätseln die Forscher. Denn das Ganze ist gar nicht so einfach zu erklären. Viele Leute glauben zum Beispiel, die Hexenverfo­lgung sei ein Problem des Mittelalte­rs gewesen. Das stimmt so nicht ganz. „Es gab zwar auch im Mittelalte­r einzelne Hexenproze­sse. Aber die großen Hexenverfo­lgungen kamen erst später“, sagt Thomas Becker.

Besonders schlimm war es zum Beispiel im Jahr 1628. Man sagt auch, das war ein Jahr ohne Sommer. „Es gab damals große Klimaverän­derungen. Es war kalt, die Ernte war schlecht, es kam zu Überschwem­mungen und die Menschen litten Hunger“, erklärt der Fachmann. In diesem Jahr wurden besonders viele Menschen als Hexen verfolgt. „Man brauchte wohl eine Art Sündenbock“, sagt Thomas Becker. Also jemanden, den man für die schlimme Lage verantwort­lich machen konnte.

Oft heißt es auch, die Hexenverfo­lgung habe etwas mit dem Glauben zu tun. Hexen seien nur von der katholisch­en Kirche verfolgt worden. Aber das stimmt so nicht. Es passierte auch in Ländern, in denen die Leute evangelisc­h waren. Oft wurden die Hexen auch gar nicht von der Kirche verurteilt, sondern von einem normalen Gericht.

Es konnte also jeder zur Hexe werden

Häufig wurden Leute als Hexe bezeichnet und angeklagt, wenn jemand ihnen etwas Schlechtes wollte. Zum Beispiel aus Neid. Oder man wollte so lästige Feinde aus dem Weg schaffen. Es konnte also jeder zur Hexe werden! Damals hätte sich niemand freiwillig als Hexe bezeichnet. Heute ist das in den meisten Teilen der Welt anders. Bei uns finden es sogar viele Leute toll, sich zum Beispiel als Hexe zu verkleiden. Auch in vielen Filmen und Büchern kommen Hexen vor.

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Fotos: Swen Pförtner, dpa Solche schaurigen Hexenmaske­n gibt es im Harz zu kaufen. Menschen verkleiden sich dort heute als Hexen. Es gab aber auch eine Zeit in Deutschlan­d, als es nicht lustig war, als Hexe bezeichnet zu werden.
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Foto: dpa Fußball Star Mario Götze hat neulich seinen Schlüssel im Auto liegen gelas sen, was aber einen Helfer sehr gefreut hat. Denn wann trifft man schon mal ei nen Fußballwel­tmeister?
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