Illertisser Zeitung

Wespen töten kann teuer kommen

Wer die schwarz-gelben Insekten erschlägt, muss bis zu 50000 Euro Strafe zahlen. Auch wenn es vielen unbekannt ist: Die Tiere erfüllen wichtige Funktionen

- VON JUDITH RODERFELD

Endlich Frühling – optimal, um mit Freunden die ersten Grillabend­e zu planen, draußen ein Eis zu essen oder in den Biergarten zu gehen. Doch schnell kann es mit der Gemütlichk­eit vorbei sein. Denn wird es draußen wärmer, gesellen sich gern Wespen mit an den Tisch. Die Wespe gehört zu den unbeliebte­sten Insekten Deutschlan­ds. Grund genug, um sie zu töten? Nein. Wer Wespen erschlägt, muss – zumindest rein rechtlich gesehen – zahlen. Die Chance, erwischt zu werden, ist freilich gering.

Der Berliner „Verband für bürgernahe Verkehrspo­litik“hat in einem Katalog die Zahlen aus dem Bundesnatu­rschutzges­etz zusammenge­fasst. Dem Bußgeldkat­alog zufolge kostet das Fangen, Verletzen oder Töten von Wespen in Bayern bis zu 5000 Euro. Damit kommen Wespen-Gegner aus Bayern noch ganz gut weg. In NordrheinW­estfalen müssen Bürger, die eine Gemeine Wespe erledigen, schon bis zu 50 000 Euro zahlen.

Nach Angaben des Bayerische­n Landesamts für Umwelt sind die Gemeine und die Deutsche Wespe, wie alle anderen wild lebenden Tierarten, durch das Bundesnatu­rschutzges­etz geschützt. Demnach ist es verboten, diese mutwillig zu beunruhige­n oder ohne vernünftig­en Grund zu töten. Die Kreiselwes­pe, die Kopfhornwe­spe sowie Hornissen stehen sogar unter besonderem Schutz. Das Töten von besonders geschützte­n Arten wird als höhere Ordnungswi­drigkeit geahndet.

Im Bußgeldkat­alog wird angegeben, dass bei besonderen Arten bis zu 50000 Euro fällig sein können. Gleiches gilt für das Beschädige­n der Fortpflanz­ungs- oder Ruhestätte­n. Die Unterschei­dung verschiede­ner Wespenarte­n ist für den Laien nicht einfach, sagt ein Sprecher des Bayerische­n Landesamts für Umwelt. „Aber nur die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe fliegen an menschlich­e Nahrungsmi­ttel.“Außerhalb ihres Nestbereic­hs seien Wespen generell nicht aggressiv. Stiche könne es nur geben, wenn das Tier sich in die Enge getrieben fühlt, eingeatmet oder gedrückt wird.

Allerdings gibt es Ausnahmen der gesetzlich­en Regelungen: Stellen Wespen eine unmittelba­re Gefahr für den Menschen dar, dürfen sie getötet werden. Das gilt zum Beispiel für Allergiker. Heinz Paula, Vorsitzend­er des Tierschutz­vereins Augsburg, findet es richtig, das Töten von Tieren unter hohe Strafen zu stellen. Bußgelder sind seiner Meinung nach meist viel zu niedrig angesetzt – zum Beispiel beim illegalen Welpenhand­el sowie der nicht artgerecht­en Nutztierha­ltung.

Viele Menschen wüssten nicht, dass Wespennest­er im Garten nicht einfach achtlos zerstört werden dürfen. Dabei sei die Wespe durchaus nützlich. „Unser ganzes Ökosystem wird durch die Wespen bereichert.“

Das bestätigt Marion Müller, Agrarbiolo­gin vom bayerische­n Institut für Biodiversi­tätsinform­ation. „Bienen, Hornissen und auch Wespen bestäuben nicht nur alle wichtigen Kulturpfla­nzen, sondern auch alle blühenden Wildpflanz­en.“In der Natur würden alle Tiere eine Funktion erfüllen. „Auch wenn diese unscheinba­r für uns Menschen ist und wir nicht einen direkten Sinn an ihnen erkennen.“

Jede Wespenart sei nützlich, sagt auch Jan-Erik Ahlborn, Wespenbera­ter aus Mindelheim. Blumen, die Hummeln oder Bienen nicht anfliegen, würden zum Beispiel vermehrt von Wespen bestäubt. Dass die Gemeine Wespe gerade im Spätsommer vermehrt in Menschennä­he aktiv wird, liege daran, dass die meisten Pflanzen verblüht sind. Durch die immer steigende Anzahl von Monokultur­en gäbe es zudem immer weniger Blumenwies­en. „Wenn die Wespe hier nur trostlose Landschaft vorfindet, dann ist es normal, dass sie in Biergärten oder beim Bäcker auf Nahrungssu­che geht.“

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Foto: Peer Grimm, dpa Diese Wespe nascht an der Erdbeermar­melade auf einer Semmel. Die Insekten suchen vor allem dann die Nähe des Menschen auf, wenn viele Pflanzen verblüht sind.

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