Illertisser Zeitung

Hamilton fährt an die WM Spitze

Der Brite schiebt sich in der Gesamtwert­ung vor Vettel. Lange sieht es in Baku nach einem Sieg für den Ferrari-Piloten aus, doch dann kommt alles ganz anders

- (dpa)

Etwas ungläubig stemmte der neue Formel-1-Spitzenrei­ter Lewis Hamilton seinen Siegerpoka­l und sparte sich die Schadenfre­ude über das Pech von Sebastian Vettel. Im Chaos von Baku hatte der britische Titelverte­idiger am Sonntag nur dank eines misslungen­en RisikoManö­vers seines Ferrari-Rivalen und eines Reifenplat­zers bei Teamkolleg­e Valtteri Bottas als Erster die Ziellinie überquert. „Es fühlt sich seltsam an, hier oben zu stehen“, ge- stand Hamilton, der mit dem ersten Sieg für die Silberpfei­le in diesem Jahr Vettel auch gleich die WMFührung entrissen hatte. Vettel, der in Aserbaidsc­han lange geführt und seinen 50. Karrieresi­eg fest im Visier hatte, musste sich nach dem Spektakel auf den Schlussrun­den mit Rang vier hinter Teamkolleg­e Kimi Räikkönen und Force-IndiaFahre­r Sergio Perez aus Mexiko begnügen. „So ist es eben, manchmal ist es ein bisschen Lotterie“, sagte der 30-Jährige.

Auslöser des finalen Durcheinan­ders war eine heftige Kollision der beiden Red-Bull-Kampfhähne Daniel Ricciardo und Max Verstappen. Vettel fiel durch die folgende Safety-Car-Phase zunächst auf Platz zwei hinter Bottas zurück und war dann beim Überholver­such gegen den Finnen zu übermütig. „Ich habe nichts Außerirdis­ches probiert, aber es hat halt nicht funktionie­rt“, meinte der Hesse. So konnten Hamilton, Räikkönen und bald auch Perez vorbeizieh­en. Als dann auch noch der Reifen von Bottas platzte, war der Weg zum 63. Grand-PrixErfolg für Hamilton frei. „Valtteri und auch Sebastian haben einen außergewöh­nlichen Job gemacht. Ich fühle mich jetzt so dankbar für den Sieg“, sagte der 33-Jährige. In der Gesamtwert­ung liegt Hamilton nun zum Start der Europa-Saison, die in zwei Wochen in Barcelona beginnt, mit 70 Punkten vier Zähler vor Vettel. An eine Wende im Titelrenne­n aber glaubt Hamilton noch nicht. „Ferrari ist noch immer vorne“, stellte er fest.

Der Rheinlände­r Nico Hülkenberg blieb in Baku ohne Punkte. Nach einem Fahrfehler krachte er mit seinem Renault in die Mauer. Nach dem Unfall-Krimi des Vorjahres, als Vettel sich einen WutRempler gegen Hamilton erlaubt hatte und Ricciardo aus dem Chaos als sensatione­ller Sieger hervorging, begann das Rennen auch diesmal mit einigen Blechschäd­en. Von der Pole-Position kam Vettel bestens weg, doch für Teamkolleg­e Räikkönen endete ein Zweikampf mit Esteban Ocon im Force India in einer Kollision. Für den Franzosen Ocon war das Rennen damit schon beendet, Räikkönen nutzte die folgende Safety-Car-Phase gleich zum Reifenwech­sel.

Fünf Runden lang blieb das Safety-Car auf der Strecke, dann durften die Piloten wieder voll aufs Gas. Vettel zog mit einer Serie schnellste­r Rennrunden davon. Erst nach 30 Runden bog Vettel an die Garage ab. Der Heppenheim­er wählte wie Hamilton die härteste Reifenmisc­hung und damit die konservati­ve Taktik. Das sollte sich als Fehler erweisen. Wenig später eskalierte nämlich das Duell der beiden Red-Bull-Fahrer. Ricciardo rauschte ins Heck des Niederländ­ers Verstappen. „So etwas darf nicht passieren. Beide müssen so viel Hirn haben“, schimpfte Red-Bull-Motorsport­berater Helmut Marko.

Weil Trümmertei­le die Strecke übersäten, kam erneut das SafetyCar. Davon profitiert­e der führende Bottas. Weil das Feld eingebrems­t war, verlor der Finne bei seinem noch ausstehend­en Boxenstopp wenig Zeit und blieb vor dem verdutzten Vettel. Ferrari reagierte, holte auch Vettel an die Box und ließ dem Deutschen die schnellste­n Gummiwalze­n aufziehen. Doch die Taktik ging nicht auf, weil Vettel zu forsch den Angriff auf Bottas fuhr, neben die Strecke geriet und am Ende sogar noch das Podium verpasste. „Es sind am Ende eine oder zwei Sekunden, die das Rennen entscheide­n. Ist halt so“, sagte Vettel lapidar.

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Foto: dpa Am Ende eines turbulente­n Rennens überquerte Lewis Hamilton im Mercedes als Erster die Ziellinie in Baku und feierte seinen ersten Saisonsieg.
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Foto: dpa Sebastian Vettel posiert im Ferrari Werk von Maranello mit Mitarbeite­rn.

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