Von Chopin, einer Romanze und Wohlklang
Die Reihe „Kultur im Glashaus“wird um ein hochkarätiges Konzert ergänzt: Pianistin Aleksandra Mikulska spielt
In ungezwungener Atmosphäre hochkarätige Künstler und Meister ihres Fachs erleben zu dürfen – das macht die Veranstaltungen der Reihe „Kultur im Glashaus“(KiG) aus. So auch beim jüngsten Konzert. Unter dem Motto „Dieser Chopin ist ein Engel“feierten die Pianistin Aleksandra Mikulska und der Literaturwissenschaftler Joseph Kiermeier-Debre das polnische Musikgenie Frédéric Chopin in einer musikalisch-literarischen Soiree. „Die Verbindung von biografisch-einfühlsamem Text und überwältigender Fülle musikalischen Wohlklangs durch eine der besten Chopin-Interpretinnen der jungen Generation wird sicher den Abend zu einem unvergesslichen Erlebniswerden lassen“, hatte KiG-Impressario Reinhard Hemmer vorab angekündigt. Er behielt recht.
Das Publikum war begeistert und das von Beginn an. Bravo-Rufe ertönten bereits nach dem Präludium F-Dur op. 28 Nr. 23 und dem Präludium d-Moll op. 28 Nr. 24. Chopins Präludien seien „Kompositionen von außergewöhnlichem Rang“und „mit einem breit gefächerten Spektrum an Emotionen“, sagte Kiermeier-Debre dazu.
Als Moderator zeichnete er ein Lebensbild von Chopin. „Eine der großen Romanzen der Weltgeschichte“, nämlich die neun Jahre dauernde Beziehung des Musikers mit der von Skandalen umwitterten Pariser Schriftstellerin George Sand, durfte dabei nicht fehlen – gleichzeitig auch eine sehr produktive Zeit seines Schaffens. Sand war es auch, die einst in einem Brief schrieb: „Dieser Chopin ist ein Engel. Seine Güte, sein Zartgefühl und seine Geduld beunruhigen mich manchmal“. Und auch der Dichter Heinrich Heine widmete sich einst dem Komponisten und meinte: Dieser suche mit seiner Musik „den höchsten Geistesgenuss“und seine Kompositionen „glänzen in technischer Vollendung“.
Tatsächlich war Chopin schon zu Lebzeiten ein Künstler, der hohes Ansehen genoss. Seine Zuhörer waren ihm innig verbunden. Kein Akkord, keinen Ton und keine Nuance wollten sie verpassen, beschrieb es der Moderator.
Aleksandra Mikulska, 1981 in Warschau geboren und unter anderem Preisträgerin beim XV. Internationalen Frédéric-Chopin-Wettbewerb in Warschau, ist Chopins Musik offensichtlich in Leib und Seele übergangen. Ohne Notenvorlage, quasi blind, spielte sie im Museum der Gartenkultur weitere seiner Werke wie Valse brillante F-Dur op. 34 Nr. 3, Polonaise AsDur op. 53 sowie Andante Spianato et Grande Polonaise Brillante EsDur op. 22. Sie nahm die Besucher mit in träumerische Höhen, agierte mit Virtuosität und Ausdruckskraft.
Im Leben Chopins nahm auch Musikkollege und Freund Franz Liszt einen wichtigen Platz ein. So erfüllten auch dessen Kompositionen, nämlich der Liebestraum Nr. 3 und die Ungarische Rhapsodie Nr. 11 das Illertisser Glashaus.
Chopin, oftmals auch als „bleicher“Pianist beschrieben, litt viele Jahre an Tuberkulose. Er starb 1849 im Alter von nur 39 Jahren an dieser Krankheit. „Ich glaube, dass er zu fein, zu kostbar und zu vollkommen ist, um lange unser schweres Erdendasein zu ertragen“, schrieb George Sand in ihrem bereits erwähnten Brief. Doch wie das Glashaus-Erlebnis zeigte, fasziniert seine feinsinnige wie leidenschaftliche Musik über die Zeit hinweg und zieht die Zuhörer nach wie vor in den Bann.