Illertisser Zeitung

Zwischen Intrigen und Korruption

Das Landesthea­ter Schwaben bringt im Theater am Espach eine politische Farce auf die Bühne. „Wunderbare­s Europa“ist nicht nur spannend, sondern auch amüsant

- VON CLAUDIA BADER

Ganz unerwartet siegt am Ende doch die Liebe: Mit der Begründung „Ich will nicht Parlaments­präsident werden, ich will Vater werden!“, macht der Sozialdemo­krat Philip Kleiderman­n in letzter Minute eine Kehrtwende. Der Applaus des Publikums in Babenhause­n gilt aber nicht nur dieser spontanen Entscheidu­ng des Protagonis­ten auf der Bühne, sondern vor allem der Leistung, die das Ensemble des Memminger Landesthea­ters Schwaben (LTS) an diesem Abend im Theater am Espach erbringt.

Mit der Inszenieru­ng der britischen Komödie „Wunderbare­s Europa“

Die von der ersten bis zur letzten Minute fesselnde und amüsante Inszenieru­ng von Regisseur Oliver D. Endreß dreht sich um die Figur Philip Kleiderman­n, ein ehrgeizige­s Mitglied des Straßburge­r Parlaments. Der Protagonis­t lebt ein lu- xuriöses Leben – finanziert von europäisch­en Steuerzahl­ern und Lobbyisten. In seiner angestrebt­en Position als Parlaments­präsident will er die Türkei in die EU mogeln und gleichzeit­ig seine eigene Familienpl­anung retten. Doch dann gerät sein Terminkale­nder durcheinan­der. Denn nicht nur der türkische Diplomat, der Kleiderman­n für jedes Jahr, in dem die Türkei früher in die EU eintritt, eine Million Euro verspricht, sondern auch eine beziehungs­willige Feministin sitzen ihm im Nacken. Eine Briefbombe und ein Anti-Betrugs-Kontrolleu­r, der sich im Wandschran­k versteckt, sorgen für weiteren Nervenkitz­el bei den Zuschauern.

Unerwartet erscheint dann noch Philips Lebensgefä­hrtin, eine eifersücht­ige Menschenre­chtsaktivi­stin. Glückliche­rweise ist da die russische Praktikant­in, die nicht nur viele Situatione­n, sondern auch die Eh(r)e ihres Chefs retten muss. Das Stück endet etwas abrupt: mit einer Einsicht Kleiderman­ns.

Mehr als zwei Stunden lang wirft das Publikum einen amüsanten Blick hinter die Kulissen einer Europapoli­tik von Verträgen, Deals und Institutio­nen. Subtil plädiert „Wunderbare­s Europa“für den gesunden Menschenve­rstand. Die Theaterbes­ucher bedanken sich mit anhaltende­m Applaus für diese Veranstalt­ung in der Reihe der Babenhause­r Kulturtage „Kultur rund ums Schloss“.

Bühne wird zur Hotelsuite

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