Sturm schottet seine Spieler ab
Wenn die WM für den olympischen Silbermedaillengewinner Deutschland nicht in einer großen Enttäuschung enden soll, ist heute gegen Südkorea ein Sieg Pflicht
Seit 2006 haben Vereine wie der FC Chelsea oder Borussia Dortmund um Sie geworben. Warum haben Sie Bayer nie verlassen?
Weil ich keinen Grund dazu hatte. Ich war Stammspieler, habe gutes Geld verdient, habe mich wohlgefühlt, meine Frau kommt von hier, meine Kinder sind hier geboren – warum hätte ich woanders das Glück herausfordern sollen?
Vor etwa fünf Jahren haben Fans, Experten und die Medien lautstark ihre Rückkehr in die Nationalmannschaft gefordert. Ärgert es sie noch, dass Joachim Löw sie nicht mehr nominiert hat?
Es hat sich durchaus auch gut angefühlt, dass die Menschen mich in der Nationalmannschaft sehen wollten. Nur der Bundestrainer wollte mich eben nicht. Joachim Löw hat mir gesagt, dass ich nicht in sein System passe. Das habe ich akzeptiert. Doof war nur, dass er das nie öffentlich gesagt hat und das Thema immer wieder aufkam.
Viele vermuteten, dass Löw persönliche Probleme mit Ihnen gehabt haben muss. War dem so?
Da müssen Sie ihn fragen. Ich hatte keine Probleme mit ihm. Ich war ja auch nur ein kleiner Fisch im Teich, war nur selten dabei. Und ich war sicher kein Stinkstiefel.
Es gab Gerüchte über einen Disput mit Löw bei der WM 2010.
Natürlich war ich unzufrieden, denn ich hätte gerne mehr gespielt. Aber ich habe nix angestellt oder gegen den Trainer geschossen.
2013 wären Sie wohl für die US-Reise nominiert worden, haben aber selbst verzichtet. Haben Sie das bereut?
Nein. Als Notnagel ohne Aussicht auf eine Perspektive – das musste nicht sein. Da war der Urlaub schöner.
Vor der heiklen PflichtsiegMission gegen Südkorea schottet sich das deutsche Eishockey-Nationalteam bei der WM in Dänemark ab. Bundestrainer Marco Sturm strich für Dienstag alle Medienaktivitäten für die Mannschaft um NHL-Star Leon Draisaitl und sagte für den Tag vor dem vierten Gruppenspiel am Mittwoch (16.15 Uhr/
auch seinen eigenen geplanten Fernsehauftritt ab.
Angesichts der drohenden Abstiegsgefahr im Falle einer Blamage gilt es für den stark veränderten Olympia-Silbergewinner, die Konzentration nach dem schlechtesten WM-Auftakt seit fünf Jahren mit drei Niederlagen hoch zu halten. „Es wird für sie das Spiel des Lebens“, warnte NHL-Profi Korbinian Holzer am Dienstag in einer vom Deutschen Eishockey-Bund verbreiteten Stellungnahme vor den Südkoreanern. „Wir müssen mit der richtigen Portion Respekt und Ernst in die Partie gehen. Dann bin ich überzeugt, dass unsere Qualität den Unterschied ausmachen wird“, sagte der 30 Jahre alte Holzer. Nur ein Sieg hält die theoretischen Chancen auf das dritte WM-Viertelfinale in Serie unter Bundestrainer Sturm am Leben.
Am trainingsfreien Dienstag sollte die neu formierte Auswahl den Kopf für den angestrebten ersten WM-Erfolg in Herning freibekommen. Sturm ließ das Mannschaftstraining ausfallen. Nur die Spieler, die bislang wenig oder gar nicht eingesetzt wurden, und die Torhüter absolvierten eine Trainingseinheit. Das mit eingebürgerten Nordamerikanern verstärkte Südkorea hat in seinen ersten Partien in der A-Gruppe mit dem 1:8 gegen Finnland und dem 0:10 gegen den 26-maligen Champion Kanada Klatschen kassiert. Deutschland hatte sich beim 4:3 im letzten Vorbereitungsspiel vor der WM gegen den Aufsteiger schwer getan und lag dabei 1:3 hinten.
An eine drohende Abstiegsgefahr denke er nicht, hatte Sturm nach dem 0:3 gegen die USA behauptet: „Das ist ein Spiel, das wir gewinnen müssen.“NHL-Stürmer Tom Kühnhackl wäre nach dem Play-off-
Marco Sturm hat sich auf seiner wichtigsten Position verpokert. Der Bundestrainer hatte auf Torwart Philipp Grubauer als nachträgliche Verstärkung aus der NHL gehofft. Doch Washington ist eine Runde weiter. Mit dem zuletzt wackelnden Ingolstädter Timo Pielmeier und den beiden international unerfahrenen Niederberger und Treutle hat die deutsche Mannschaft die schwächste Torhüter-Besetzung der acht WMTopnationen. Und ohne einen starken Rückhalt, wie es der jetzt verletzte Danny aus den Birken in Korea war, ist an ein Viertelfinale nicht zu denken.
Die Silbermedaille von Pyeongchang, Aus mit Pittsburgh frühestens für die fünfte Vorrundenpartie gegen Lettland am Samstag eine Option. Sturm hatte am Dienstagmittag jedoch noch nicht mit dem zweimaligen Stanley-Cup-Sieger über einen möglichen WM-Einsatz gesprochen und zuvor angedeutet, dass es für eine Anreise zu spät sein könnte. NHL-Torhüter Philipp Grubauer ist nach dem Erfolg über Pittsburgh und dem Einzug ins Play-off-Halbfinale mit Washington keine Alternative mehr. Gerade auf ihn hatte Sturm gehofft.